Folk Club im November
Eigentlich hatte John vor diesem neunten(!) Treffen des Graurheindorfer Folk Clubs schon den Eindruck verbreitet, nahezu Alles allein bestreiten zu müssen. Keine Special Guests in Sicht und auch sonst ein wenig Flaute mit dem Interesse der Aktiven. Wer hätte gedacht, dass sich der Abend am 5. November zu einem der schönsten und gefühlvollsten der bisherigen Sessions mausern sollte.
John verstand es wieder einmal, mit seinem unvergleichlichen, humorvollen Warm Up, den Saal in Stimmung zu bringen, der sich erst langsam und dann heftig füllte.
Zunächst gab es eine kleine Auffrischung der Schulkenntnisse, denn es jährte sich zum 405. Mal der Tag (Anno 1605), an dem der „Terrorist“ Guy Fawkes (damals war es ein katholischer, oder sollte man besser sagen ein „katholistischer“?) und seine Kumpanen beim Versuch ertappt worden waren, das englische Parlament mitsamt dem protestantischen König Jakob I. in die Luft zu sprengen. Die Jungs wurden nach der damals in England üblichen Strafe für Hochverrat gehängt, ausgweidet und gevierteilt („hung, drawn and quartered“). Also deklamierte John das bekannte Gedicht „Remember, remember, the fifth of November“, dessen gruseliger Inhalt gut zu den nicht minder gruseligen Deko-Hinterlassenschaften der Halloween-Party ein paar Tage zuvor passte (Grrrrr!).
Nach einer witzigen Eigenkomposition (Albert McTavish’s Brand New Frigidaire) schwenkte John auf die Lieder mit „Gefühl“ um (u.a. „Bee’s Wing“ von Richard Thompson und das Spiritual „Motherless Child“) und wurde dabei professionell und einfühlsam von Christine Moos auf der Geige begleitet.
Als ob sich alle Floor spot-Musiker abgesprochen hatten, ging es munter weiter mit den Liedern fürs Gemüt – Andreas Nick mit Sängerin Gabi und einer kleinen, improvisierten, aber hörenswerten Gesangsunterstützung durch Lothar Wosny waren ein echter Ohrenschmaus. Besonders „Freight Train“ von Elizabeth Cotten erzeugte eine kleine Gänsehaut und blieb als verflixter Ohrwurm hängen.
Nach der Pause musste auch das Publikum ran und zusammen mit Barry Roshto den Refrain zum Spiritual „Rock my Soul“ singen. Die Begeisterung war groß aber auch die Enttäuschung darüber, dass dies Barrys einziges Mitmachlied war. Barry muss seinen „Bildungsauftrag“ als Musikschullehrer ernster nehmen! Entschädigt wurden alle durch die folgenden großartigen Lieder, die Barry mit seinem Musikschul-Kollegen Shawn Spicer vortrug (Emmilou Harris „Boulder to Birmingham“, Jackson Brownes „These Days“ und John Lennons „Imagine“). Shawn überzeugte dabei sowohl als Sänger wie auch als Gitarrist, obwohl sein Hausinstrument das Saxophon ist (Wann hören wir das denn mal??). Zum Weinen schön wurde es, als Barry mit seiner weichen, intonationssicheren Stimme begleitet von Shawn auf der Gitarre und Barrys Frau Christiane auf der Geige die Ballade „The Water is Wide“ vortrug. Das ging unter die Haut – mehr davon!!
Eine kleine Überraschung war der Straßenmusiker Joachim, den Barry nach der letzten Session beim Heimweg in der Stadt aufgegabelt und überredet hatte, in Graurheindorf aufzutreten. Er spielte seine Nervosität weg und bekam begeisternden Beifall.
Als letzten Floor spot gab es Chansons von Muriel Paris, die am Klavier von unserem Stammpianisten Gerhard Haug begleitet wurde, der bereits vor der Pause mit einigen Solostücken geglänzt hatte. Muriel begeisterte mit ihrer swingenden Altstimme bei „Mack the Knife“ und „La vie en Rose“. Ein großes Dankeschön zudem an Gerhard für seinen wiederholten fachmännischen Einsatz, das Klavier am Beginn der Sessions richtig in „Stimmung“ zu bringen.
Zum Abschluss kam nochmals das Publikum zum Zuge, um John bei seinem Rausschmeißer, dem Lied über Jock Stewart, dem „man, you don’t meet every day“, beim Refrain tat- bzw. stimmkräftig zu unterstützen.
Die Glückshormone mussten nun leider wieder eingepackt werden und müssen bis zum 3. Dezember warten, wenn es eine neue Session gibt, diesmal wieder mit einem Special Guest.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen