Montag, 23. Dezember 2013

Detlefs Bericht vom Folk Club 43 im Dezember 2013


Folk Club 43 im Dezember – Gitarrenkunst und Poesie

Fast schon zur Tradition des Folk Club gehört der schottische Liedermacher und Gitarrenvirtuose Simon Kempston. Bereits zum dritten Mal beehrt er unseren Club jeweils im Dezember. Diesmal hatte er es sich nicht nehmen lassen, in original schottischer Kleidung, also mit Kilt, in den Farben, dem Tartan, seiner Familie aufzutreten. Es war eine eingelöste Wette, denn John Hurd, der Autor unserer englischsprachigen Berichte im Portal „3SongsBonn“, hatte gegen Simons Schottenrock-Auftritt gewettet, dass diesmal seine Freundin, zum Folk Club Abend komme. Manche hatten bereits gewähnt, Anna sei nur ein Phantom, da nie gesichtet. Aber sie erschien tatsächlich und Simon musste bzw. durfte im Kilt glänzen.

Jedes Jahr stellt er neue Lieder vor, die im Laufe des Jahres auf einer neuen CD erschienen waren. Die Stammbesucher von Simons Auftritten können dabei beobachten, wie sein Stil reift und dabei filigraner und transparenter wird. Simons diesjähriges neues, im November erschienenes Album heißt dann auch sinnreich: „A Fine Line“. Allen seinen Liedtexten liegt eine – oftmals selbst erlebte – Geschichte zugrunde, die Simon zwischen den Liedern in seinem weichen, melodischen schottischen Akzent mit feiner Ironie und teils witzigen Details erläutert. Im Gegensatz zur Leichtigkeit der Geschichten, die er zu den Liedern parat hält, erzählen die Texte meist vom Widersprüchlichen, dem Scheitern, der Ungerechtigkeit, dem Fragilen im menschlichen Leben und von den teils existentiellen Problemen der kleinen Leute. Auch die Liebeslieder haben etwas Verhaltenes und Melancholisches. Ein wichtiges Thema in seinen Liedern ist der Krieg, der für ihn indiskutabel ist. 

Seine Lieder trägt Simon mit schöner, tragender und fein modulierter, variabler Stimme vor. Die Gitarrenbegleitung ist von wunderbarer Klarheit, virtuoser Brillanz und filigraner Präzision. Er benutzt die sogenannte DADGAD-Stimmung, bei der die hohe und die tiefe E-Saite sowie die H-Seite jeweils um einen Ganzton tiefer gestimmt werden als in der Standardstimmung. Die Stimmung ermöglicht einen leichteren Wechsel zwischen Dur und Moll in bestimmten Tonarten und verleiht dem Instrument einen offeneren, voluminöseren Klang. 

„Underdog Soldier“ lautet der Titel seines Eröffnungsliedes, das von einem schottischen Politiker (George Galloway) handelt, einer äußerst kontroversen Persönlichkeit, die sich u.a. als wegen seiner Ablehnung der britischen Teilnahme am Irakkrieg von der Labour Party trennte und später für die Partei „Respect the Unity Coalition“ ins britische Unterhaus einzog. Mit schönem Fingerpicking und stark synkopisierender Melodie startete Simon sein Set nachdenklicher und doch melodischer Lieder. „Gambling Blues“ handelt von einem Freund, der auf Fußball wettete und dabei sehr viel Geld verspielte. Ein bereits bekanntes Lied ist „Careless Interventionist“ über einen einsamen Schotten im viel zu großen und anonymen London. Simon hat das Lied schon mehrere Male hier gespielt, aber immer wieder anders interpretiert. Mir scheint, dass sich gerade in diesem Stück seine allmähliche musikalische und interpretatorische Wandlung zeigt. Weitere neue Lieder waren u.a. „Fine Line“, das Titelstück der neuen CD, „Leipzig Frost“ und „The Bus to Nairn“ über ein Erlebnis in Inverness mit einem schon am Vormittag betrunkenen Mann, der nach der Abfahrtszeit des Busses fragte, „The Dust and the Paint“ besingt das Sterben der Plattenläden am Beispiel eines Geschäftes in Dundee, in dem Simon als Junge seine erste CD gekauft hatte. „To the Wilderness“, „Roland“ und „Derry Walls“ hatte Simon bereits früher im Folk Club gespielt.
Riesenapplaus für den wieder bemerkenswerten Auftritt. Wir wünschen Simon viel Erfolg mit seiner Musik bei seinen zahlreichen Auftritten. Für das kommende Jahr sind schon wieder fast dreißig Auftritte gebucht, davon viele in Deutschland, der Schweiz und Österreich. 

Aber, wie üblich gab es außer Simon am Abend noch zahlreiche andere Künstler zu erleben.
Unser Zeremonienmeister John Harrison hatte den Abend wie gewohnt mit einigen seiner Schmankerl eröffnet, die allesamt Schottland – eine Referenz an unseren Special Guest – zum Thema hatten: „The Berry Fields of Blair“ – von John a capella gesungen – ist ein Lied über die Beerenpflücker, die sich mit ihrem Ernteeinsatz in ihrem knapp bemessenen Urlaub ein bisschen Geld zu ihrem kärglichen Lohn hinzuverdienten. Immer wieder gern gehört wird Johns Eigenkreation über „Albert McTavish’s Brand New Frigidaire“. Das ist eine in Prosa vorgetragene witzige Geschichte über die leider vergeblichen Bemühungen eines Schotten auf einer einsamen Insel, seine Frau mit einem Kühlschrank glücklich zu machen. Er schleppt nach mühevoller Reise ins entfernte Edinburgh ein Exemplar mit dem falschen Energiesystem an. Das dazu gehörige Lied entpuppt sich dann aber als ein respektabel gespieltes Instrumentalstück – Humor at its British best!. Das ganze Leid der Schotten, die sich von England unterdrückt und betrogen fühlen, liegt in Robert Burns’ Gedicht „Such a Parcel of Rogues in a Nation“. Das Gedicht beschreibt, wie sich maßgebliche schottische Persönlichkeiten im 18. Jahrhundert die Zustimmung zum Anschluss an die englische Krone für Geld abkaufen ließen – Hochverrat für Robert Burns, den schottischen Natonaldichter.

Als Walk in stellte Philipp Grimm alias „Maps and Keys“ zwei selbstverfasste Lieder vor. „Bald Trees“, kahle Bäume, handelt von Menschen, die zu früh abgeschrieben werden. Seine Stimme, mit der er schön zwischen Kopf- und Brustregister variierte, erinnerte bei diesem Lied ein wenig an Bryan Ferry von Roxy Music. „Heroine“, Heldin, war speziell Janero del Rosario, unserem philippinischen Mitstreiter, der sich u.a. um die Filmaufnahmen kümmert, gewidmet. Vielleicht gibt es von Philipp bald mehr zu hören.

Für ein zusätzliches Glanzlicht sorgte Kenny Legendre, ein Amerikaner, der in Bad Kreuznach lebt und dort als „Majiken“ mit einigen Mitstreitern den Talentschuppen „Majik Lounge“ im Markthaus betreibt. Das Lied von Country Joe McDonald „1, 2, 3 What Are We Fighting For?”, eines der bekanntesten Lieder des Woodstock Festivals, hatte Kenny von Vietnam auf Afghanistan ungedichtet und auch einen neuen titel verpasst: „21st Century Fixin’ to Die Rag“ heißt es in seiner Version. Natürlich durfte auch die Referenz an Schottland nicht fehlen. „Pink Sheep“, rosa Schafe, waren seine in ein Lied gegossenen Eindrücke von einer Schottlandreise. Ein Schelm, der Böses dabei vermutet. Immerhin gab’s auch eine Moral dazu: „Wenn du etwas siehst, das du nicht kennst, muss es nicht unbedingt schlecht sein“.
Mit „Heidi Hottmehl“, einem witzigen Lied über Bekanntschaften aus den beliebten Sozialen Internet-Netzwerken, beschloss er sein Set. Wir hoffen, Kenny mit seiner voluminösen Stimme, der wunderbaren Begleitung auf Banjo und Resonator Gitarrre und den originellen, selbstkomponierten Liedern bald wieder im Folk Club begrüßen zu können – großer Applaus für Kenny alias „Majiken“.

Schon ein alter Bekannter ist Gerd Schweizer, der eine besondere Vorliebe hat für Lieder von Reinhard Mey. „Zeugnistag“ ist eines der Lieder, die er heute spielte – eine wundervolle Hommage an Eltern, die ihren Kindern beistehen. „Aber deine Ruhe findest du nicht mehr“ ist, anders als der Titel vermuten lässt, auch eine Hommage, aber diesmal von jungen Eltern an ihre neugeborenen Kinder, derentwegen sie nachts nicht mehr schlafen können. Ein schöner Beitrag von Gerd, der bei dieser Gelegenheit seine neue Gitarre präsentierte. 

Ein weiterer Walk in war Olli Bud aus England, der uns mit seiner charakteristischen Stimme zwei seiner Eigenkreationen vorstellte. „You Are the Only One“ und “Times Are Getting Rough” lauteten die beiden schönen, poetischen Lieder, in melodischer Musik verpackt. Vielleicht schaut Olli ja bald mal wieder vorbei und stellt weitere seiner Lieder vor.

Nach längrer Abstinenz schaute auch Jutta Mensing wieder vorbei und hatte sich mit Thomas Bandholz, Gerd-Wolfgang Spiller und Steven Perry Verstärkung aus der „Verstaubte Instrumente“ Szene aus Bad Honnef mitgebracht. Wo Jutta ist, da gibt es traditionelles deutsches Liedgut zu hören, und so war es auch diesmal, und zwar ganz der Jahreszeit entsprechend: „Schneeflöckchen, weiß Röckchen“ spielten und sangen die vier begleitet mit Gitarren, Stevens Mandoline und Juttas Geige, und das Publikum sang fleißig mit. Als kleines Intermezzo gab es dann Loriots Gedicht „Advent“ – schwarzer Humor pur. Kein Humor und auch kein Schwarzer war danach das Lied „Ach bitt’rer Winter“, das uns die Beschwernisse der Kalten Jahreszeit in früheren Jahren vor Augen führte, als es noch eine Herausforderung war, die Periode zwischen Ernte und Frühjahr ohne Schaden zu nehmen zu überstehen.

Zum Glück ging der Abend nicht mit diesem melancholischen Lied zuende. „Jock Stewart“, unser regelmäßiger Begleiter, war der Rausschmeißer des Abends und entließ Publikum und Musiker mit den üblichen Glücksgefühlen und der Aussicht auf ein ereignisreiches Folk Club Jahr 2014. Am 3. Januar 2014 geht es an gleicher Stelle weiter mit einer schon jetzt prall mit Akteuren gefüllten Singers’ Night.

Sonntag, 22. Dezember 2013

Philippines Benefit Concerts

Hi Everyone!

I hope you are ready for the Hollidays...

I just wanted to relay to you the results of our assistance to Janero's fund raising efforts, to help his countrymen and women suffering from Typhoon Haiyan, known as Typhoon Yolanda in the Philippines.

Detlef sent the money to the German Red Cross, that the Folk Club Bonn helped raised. Through our raffle at the last meet (155 €) and our assistance in presenting 2 Benefit Concerts at the Lime Lounge (213,90 €), we were able to raise a total of 368,90 €.

We certainly hope this will do some good where it is needed...

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Detlefs Bilder vom Folk Club 43 im Dezember 2013


John stellt die Restaurantleiterin, Frau Erika Prokogschug, vor

John darf das 6. Türchen des überdimensionalen Adventskalenders öffnen

John Harrison beim Warm up

Philipp Grimm alias Maps and Keys

Kenny Legendre alias Majiken aus Bad Kreuznach


Special Guest Simon Kempston aus Edinburgh in schottischer Tracht


Die Besatzung des Müllestumpe wird vorgestellt

Steven Perry macht die Ankündigungen

Gerhard Schweizer mit "May"-Liedern

 
Eine Abordnung der "Verstaubten Instrumente" aus Bad Honnef


Jock Stuart, a Man You Won't Meet Every Day



Barry Roshto begleitet bei "Jock Stuart"

Dienstag, 3. Dezember 2013

A Travel Report from Steve

FCB visits a fado folk club “A Tasca do Chico,” in Lisbon

It looks like the entrance to any apartment building in Lisbon's Bairro Alto except for the modest "A Tasca do Chico" sign above the door. I edge into the dimly lit bar and take a seat on one of the stools that clutter the passage: the fifth and sixth places at rustic tables that are meant to seat four. It is 9pm and although the music is not due to start til 9:30 the place is already pretty full.

The Spanish couple at the table inform me "Va a empezar en seguida," Meaning that "it" will start straight away. I am surprised that the music will start so soon, partly because there are no musicians in sight. Then it turns out that he was talking about a soccer game on the big-screen TV. Uncertain now if I might have ventured into a sports locality by mistake, I make my way to the bar and ask if the music starts when the game is over. "Não senhor, apagamos às 9:30." So they shut it off, just like that, at 9:30. I order my snacks (petiscos) of delicious Parmesan-like “queijo seco” and baguette and some "vinho branco," the house white wine, and head back to the stool that my new Spanish friends were kind enough to save for me. People are still wandering in.

Eyes now accustomed to the semidarkness, I notice two stools against the wall near the bar, with a 12-stringed, mandola-like Portuguese guitar and a normal guitar (which I later find out is called a "viola") hanging above them.

The Belgian couple that occupies the other half of my table have now reappeared. Promptly at 9:30 not only the TV goes off but the entire bar plunges into darkness broken only by candle-strength electric lanterns hung from the ceiling. A portly, mustached gentleman supporting himself on the end of the bar introduces the virtually invisible musicians, a father-son team (the son is just called "junior") and melancholic tones pour out of the darkness. Then it is the portly gentleman's turn to sing in plaintive tones bordering on tears about the fado and Lisbon, lyrics common to many fado songs. He has a floor spot of 3 songs like in the Folk Club Bonn. When the dim lights--which now seem sun bright--go back on, I use the break to quiz the Portuguese guitar player about the instrument. The lower 3 metal string pairs are D, A and B tuned in octaves as on a 12-stringed guitar and the upper 3 string pairs, E, A and B, are simply doubled as on a mandolin. This instrument usually plays moody arabesques around the sung melody by being strummed or picked using finger picks attached only to the thumb and index finger, although it sometimes sounds like all the fingers are being used, while the “viola” keeps a solid beat. To my question how long he has been playing, the artist just laughs and says "sempre, " for ever. Actually he was probably laughing at the naïve question, because every Portuguese person knows that you don't play this instrument: it is more like a love affair. The Portuguese guitar, which actually belongs to the cittern family of instruments like the German Waldzither, can also be used as a melody instrument, in which case the player alternates between parts of the melody and embellishments.

After the break a very Portuguese looking young woman comes on and throws herself with such heartbreaking passion ("saudade") into her songs that her rich alto voice brings tears to my eyes although I cannot understand a single word. After the second break comes an even more gorgeous young woman, her good looks perhaps aided by the dim light and an atmosphere so warm and positive you could cut it with a knife. Who knows?

Then the gentleman is up again. It turns out that he is a regular performer, sort of like our John, but the musicians and the female vocalists are not. As in our Folk Club, there is no cover charge, only the gentleman selling CDs that feature himself 10 years younger. Of course I buy one and leave a couple of FCB cards but I kind of doubt that we will be seeing these performers in Bonn.

If you are ever in Lisbon, though, check out "A Tasca do Chico" at one of its two locations: Rua Diário de Notícias 39, Bairro Alto or Rua de Remédios 83, in the Alfama district where the fado was born and is only a stone's throw from the fado museum, Museu do Fado. But you should inquire ahead of time if they have performances when you want to go: the first locality, for example, does not have performances on Fridays and Saturdays.

Steve Perry for FCB

Montag, 25. November 2013

Detlefs Bericht vom Folk Club 42 im November 2013

Folk Club 42 im November – Atemlose Stille bei Gitarrenakrobatik

Welch ein Abend am Beginn der dunklen Jahreszeit! Diesmal unbedrängt von Länderspielen und Biergartenwetter und befeuert von einem vielversprechenden Special Guest füllte sich der Saal schon beizeiten. Gut achtzig Zuschauer und Musiker sorgten für eine kuschelige Atmosphäre, und die hochklassigen Beiträge für ein wohliges Glücksgefühl.

Master John Harrison besorgte wie üblich den Einstieg. Arthur Blakes (auch genannt Blind Blake) Instrumental „Blind Blake’s Rag“ spielte er gekonnt mit schönem und präzisen Fingerpicking. Natürlich durfte an diesem Tag, drei Tage nach dem Jahrestag des gescheiterten legendären Attentats auf das britische Parlament im Jahre 1605, das traditionelle schaurige Gedicht „Remember, Remember, the 5th of November“ nicht fehlen. Im Gedicht von John Clare „Autumn Birds“ versteht es der Poet, in 14 Zeilen 9 Vogelarten zu besingen. John beschloss sein Set musikalisch mit dem Lied „Over the Hills And Far Away“, einem alten Lied aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, das das Elend der mit ein einem Shilling (the King’s Shilling) für die Armee geköderten Soldaten besingt. Die Textzeile „Fourty Shillings on the Drum“ deutet an, dass der Werber beabsichtigte, mit diesem Geld vierzig Soldaten zu gewinnen, denn wenn der ahnungslose junge Mann den ihm angebotenen Shilling nahm, war er automatisch für die Armee verpflichtet, und es gab kein Entrinnen.

Zweifelsohne der jüngste Musiker des heutigen Tages war der zwölfjährige Leon, der die Zuhörer mit zwei Liedern von den Beatles erfreute. „Let it Be“ ist einer der bekanntesten und reifsten Songs von den Fabulous Four aus der Endphase ihres Bestehens. Leon meisterte die anspruchsvolle Herausforderung mit Bravour und steuerte zu seinem intonationssicheren und kräftigen Gesang eine wunderschöne Gitarrenbegleitung bei. Auch „Here Comes the Sun“ eines der wenigen Beatles-Lieder des seligen George Harrison (nicht verwandt oder verschwägert mit unserem „Master“) meisterte er wunderbar – großer Applaus für Leon und hoffentlich ein Wiedersehen im Folk Club.

2Sunny nennen sich Tatjana Schwarz und Ralf Haupts, aber sie sind keineswegs zu sonnig, denn gerade im November kann man von Sonne gar nicht genug haben. Ihre Musik jedenfalls sprüht geradezu von Energie und Spielfreude – Sonne pur. „Guaranteed“ von Eddie Vedder sangen beide wunderschön zweistimmig. Ralf begleitete auf der Gitarre – herrlich sparsam und zart mit schönen Jazzakkorden und zartem Fingerpicking und zusätzlich auf der Mundharmonika – ein erster Knüller des an Höhepunkten nicht armen Abends. Nicht minder gekonnt sangen und spielten sie ein eigenes Lied, das zum Anlass von Ralfs fünfzigsten Geburtstages entstanden war. „Wenn ich dich so anschau’, wenn wir zusammen sind“ lautet Tatjanas gesungene Liebeserklärung, zu der ihre wunderbare Altstimme die entsprechende Stimmung lieferte. Die Instrumentalpassagen des herrlich jazzigen und doch lyrischen Liedes garnierte Tatjana zudem mit ihrem virtuosen Saxophonspiel – Anlass für Rufe des Publikums nach einer Zugabe. Die gab’s natürlich mit dem Lied von Hidegard Knef „Für dich soll’s rote Rosen regnen“ – ein Lied wie geschaffen für Tatjanas Stimme – Riesenapplaus für die Beiden!

Als Walk in kamen die wohl am weitesten angereisten Gäste des Abends, Aury Carmona, Selma Gutierrez und Gustavo Castillo aus Venzuela. Die drei waren zufällig in Bonn als Gäste der Gemeinde Sankt Marien in der Bonner Altstadt. Aury und Gustavo hatten am Wochenende zuvor mit der Chorgemeinschaft Sankt Marien in einem Konzert als Solisten gesungen und sich spontan entschlossen, auch im Folk Club aufzutreten. Die heimliche Nationalhymne „Venezuela“ von Pablo Herrero und Luis Armentero sorgte beim Publikum sofort für Begeisterung. Aury und Selma mit ihrem herrlichen Sopran und Gustavo mit seiner vollen Baritonstimme bezauberten die Zuhörer. „Los Dos Gavilanes“ (Die zwei Falken) ist ein extrem rhythmisches und synkopisches Lied mit zahlreichen Stolperfallen, das die drei mit großer Selbstverständlichkeit mit ihren wunderbaren Stimmen mehrstimmig sangen. Nur dem Publikum wurde dabei schwindelig. Kein Wunder, denn die drei sind Mitglieder des Chores Camerata Larense aus der Stadt Barquisimeto. Unter anderem mit diesem Stück hatte der Chor im Jahre 2012 bei den Weltchorfestspielen in Cincinnati – quasi der Weltmeisterschaft im Chorsingen – den umjubelten Siegerpreis in der Kategorie Volksmusik eingefahren. Der Chor ist Teil des weltberühmten venezolanischen Musikprojektes „Sistema Nacional de las Orquestas Juveniles e Infantiles de Venezuela“, kurz „El Sistema“. Einer der bekanntesten Musiker, den dieses Projekt hervorgebracht hat, ist der inzwischen weltberühmte Dirigent Gustavo Dudamel, der vor einigen Jahren in Bonn mit dem venezolanischen Jugendorchester einen gefeierten Auftritt beim Beethovenfest hatte. Dickes Lob für Aury, Selma und Gustavo und viel Applaus!

Etwas ruhiger ging es danach zu bei Stephan Weidts poetischen, selbstgeschriebenen Liedern, die er zu seinem schönen Gitarrenspiel sang. „Nah am Licht“ lautet der Titel eines Liedes über die Ermunterung zur Zuversicht in der Lebensmitte. „Die Zukunft ist das Feld, auf dem ein Schatz verborgen liegt“ lautet ein Vers, der das Positive herausstellt. Nicht die Furcht sondern die Zuversicht soll uns leiten – ein guter Rat zu allen Zeiten. Die Idee zu seinem zweiten Lied war Stephan beim Schwimmen auf einem See gekommen, als er sich mit einem mal recht weit vom Ufer wiederfand. „Zwischen Himmel und Erde“ lautet der Titel des poetischen Liedes. Viel Applaus für Stephan, der den Folk Club schon viele Male mit seinen Eigenkompositionen bereichert hat.

Inzwischen gut warmgesungen und –gespielt war das Publikum in bester Laune, um den Special Guest des heutigen Abends zu empfangen. Attila Vural aus Zürich knüpfte denn auch gleich an die dynamische Stimmung an und entzündete mit seiner sieben(!)saitigen Gitarre ein Feuerwerk ohnegleichen. Es ist in Worte nicht zu fassen, was dieser Virtuose mit seinem Instrument anstellt. Aus allen Teilen der Gitarre zaubert er Töne, Geräusche und Perkussionselemente, dass es dem Zuhörern nur so um die Ohren saust. Dabei fliegen Hände und Finger in alle Richtungen über das Instrument. „Time of Gasoline“, „For Maestro Lorenzo“, “Late Night Blues”, „Shawn of Chocolate” lauten seine Eigenkompositionen des ersten Sets ergänzt um eine Adaption von Neill Youngs Stück “Harvest Moon”. Die Titel des zweiten Sets nach der Pause lauteten „Handful of Blues“, „A Thought World Disappears“, „Another Place Tells“, „Sounds of My Feet“ und eine Adaption von Fleetwood Macs „Go Your Own Way” – es war außerirdisch!

Als Zugabe bereits zu vorgerückter Stunde und heftigem Applaus des Publikums (im Theater wären die „Vorhänge“ gezählt worden) spielte er noch sein Stück „Passage to Barjac“ – grandios! Der Chronist erfuhr dann zu seinem Erstaunen beim Bier nach dem fulminanten Abend, dass der Künstler ja sein Brot eigentlich als Architekt verdiene und die Musik nur „so nebenbei“ mache – Sachen gibt’s, es ist unglaublich! All denen, die es nicht miterlebt haben, sei ein kleiner Ausflug ins Land des „Du-Rohrs“ (YouTube) empfohlen, wo Attila in zahlreichen Beiträgen bewundert werden kann. 

Noch besser ist es aber, sich auf seiner Homepage http://www.lavural.ch/ über Konzerttermine zu informieren und dort hinzugehen. In unserer Gegend gibt sich Attila wieder im Januar 2014 die Ehre und zwar am 23.1. in Köln im Kulturcafe Lichtung und am 24.1. im Mc Müller`s Irish-American Pub in Linnich-Kofferen – nichts wie hin!

Attila war im Folk Club im laufenden Jahr im Übrigen bereits der zweite Gitarrenkünstler mit internationaler Reputation, dem man getrost Weltniveau zusprechen kann. Bereits im Juli dieses Jahres hatten wir das Vergnügen, Simon Wahl mit seiner virtuosen Gitarrentechnik im Folk Club erleben zu dürfen. Im Dezember wird mit Simon Kempston ein weiterer Musiker der Kategorie „Outstanding European Guitarist“ bei uns zu Gast sein.

Nun wieder zurück zu irdischen Klängen, die aber nicht minder schön waren. Nach Attilas erstem Set trat Clodi auf die Bühne, die uns schon im September mit ihren Liedern verzaubert hatte. Diesmal hatte sie das Lied „Dance Me to the End of Love” von Leonhard Cohen im Gepäck, dass sie mit ihrer wunderbaren tragenden Stimme begleitet von schönem, melodischen Gitarrenspiel vortrug. „Bluefield Girl“ lautete der Titel ihres schon 1999 selbst geschriebenen Liedes mit einer leicht traurigen Stimmung. Mit Sade Adus „Nor Ordinary Love“ beendete sie ihren viel beklatschten Auftritt.

Der Abend strotzte nur so von Neuem. Darunter war auch eine noch nicht im Folk Club gehörte Sprache: Der zweite Walk in des Abends, Dave Kras alias „Slack Bird“, wartete mit seiner Muttersprache Finnisch auf. Ohne Umschweife ging er zur Sache und sang zu seiner Begleitung auf dem Banjo mit ungeheuer raumgreifender Stimme seine selbstkomponierten Lieder. „Hyva Naapuri“ (Ein guter Nachbar) und „Turvallisuuden Onnettomuus“ (Sicherheit Unfall) waren die Titel seiner Lieder in finnischer Sprache. „The Last Suit“ und „I Used to be in a Band, Too” ergänzten seinen Auftritt. Dave begeisterte mit seinem tollen Banjospiel und einer grandiosen, etwas „schmutzig“ klingenden Stimme, die eine Mischung aus Joe Cocker, Johnny Cash und Dave van Ronk verkörperte und mit der er ohne Mühe den Saal füllte – ein super Auftritt eines nicht alltäglichen Künstlers.

Nach so vielen Knüllern konnte es kaum noch einen weiteren Höhepunkt geben – und ob! Bernd Wallau und seine Nachtigallen Sabine und Monica aus Bad Godesberg rundeten den Abend mit ihrem Auftritt ab. Erneut gab es ein Stück von Leohnard Cohen: „Hallelujah“ sangen Sabine und Monica mit ihren chorerprobten Stimmen zu Bernds Klavierbegleitung so eindringlich und mit schönen zweistimmigen Harmonien, dass es dem Publikum den Rücken rauf und runter kribbelte (zumindest empfand es der Chronist so). Ein wunderbarer Moment zum leisen Mitsingen, was dem Lied einen zusätzlichen Reiz gab – herrlich! Nach so viel Andacht durfte das Publikum dann bei „Always Look on the Bright Side of Life“ auch offiziell mitsingen. Dafür gab es dann noch Mitsingzettel mit dem von Strophe zu Strophe leicht veränderten Refrain – ein toller Spaß zu herrlichem Gesang diesmal von Bernd mit Hintergrundchor von Monica und Sabine mit ihren schönen tragenden und intonationssicheren Stimmen! Bernd wäre kein professioneller Chorleiter, wenn er nicht das Publikum mit einer kleinen Probe zum Chor umfunktionieren könnte – und er konnte! Bei „The Lion Sleeps Tonight, dem Klassiker, der 1961 durch die Gruppe The Tokens zum Nummer Eins Hit in den Charts wurde, durfte das Publikum den Hintergrundchor „owimoweh“ singen. Die Drei machten das Stück mit Publikumsunterstützung zu einem Erfolg – Riesenapplaus für Monica, Sabine und Bernd.
Am Ende war es wieder ziemlich spät geworden, aber der Saal hatte noch nicht genug, und so musste Barry Roshto ans Klavier um die Begleitung für den schon lange vermissten „Jock Stewart“ zu spielen.
Der Abend klang mit viel Lob für die tollen Beiträge aus und machte Lust auf den nächsten Folk Club am Nikolaustag, den 6. Dezember. Wir erwarten dann unseren inzwischen alten Bekannten Simon Kempston aus Edinburgh und freuen uns auf seine neuen Lieder. Simon hat diesen Sommer sein neues Album herausgebracht, wir dürfen gespannt sein.

Folk Club Extra - Christmas Sing 2013 - Dec. 20

Good news!!!

Like last year we can have a Christmas Sing at "Mae's Café," Königstrasse 78.
Click Here to Get Map. 

Last year the same place was called "Die Seelige Witwe" but has now changed management.
It is now a vegan cafe, but they do serve beer and wine so Jock Stewart does not have to suffer.

We have reserved for December 20th, 7-10 pm.

The caré will be open for business as usual as well (we will not be a geschlossene Gesellschaft) and now only seats about 30, so if in doubt and not to inconvenient, bring a folding chair.

The normal Folk Club rule (no amplification) applies with the possible exception that if someone can bring a small keyboard it would not be bad since there is no piano available. An alternative would be an accordion and someone who can play it.

Cheers and a Wassail to you all!

Sonntag, 24. November 2013

Detlefs Bilder vom Folk Club 42 im November 2013

Vorfreude vor dem Auftritt

Master John Harrison beim Warm up

Leon - unser jüngster Musiker



2Sunny - Tatjana Schwarz und Ralf Haupts





Arhanza Ojeda kündigt ihre venezolanischen Landsleute an

Aury Carmona, Selma Gutierrez und Gustavo Castillo aus Venezuela

Selma
Aury



Gustavo

Der Special Guest des heutigen Tages - Attila Vural mit siebensaitiger Gitarre

Technikstudien von Attilas virtuosem Spiel





Stephan Weidt - Zwischen Himmel und Erde



Clodi


Dave Kras alias Slack Bird aus Finnland



Bernd Wallau
Monica

Sabine






Barry Roshto begleitet die Gemeinde bei "Jock Stuart"