Dienstag, 12. März 2019

Marios Bericht vom Folk Club Nr. 100 am 1. März 2019


Isch han Rücken
schließlich bin ich 100. So hätte man es bei einem 100. Jubiläum erwarten können – aber nein, frisch kam alles daher, frisch das Publikum (der Altersdurchschnitt lag maximal bei 55 Jahren), frisch die MusikerInnen (über diesen Altersdurchschnitt schweigen wir mal ganz dezent) und frisch die Lieder (Lieder aus 6 Jahrzehnten), frisch die Raumausstattung (es gibt jetzt Scheinwerfer für die Bühne) und frisch die Bierdeckel (also, die sind immer frisch, aber diesmal extra für die Jubiläumsveranstaltung angefertigt).


Trotz Karneval und Rheinland war der Raum wieder brechend voll – nicht jeder bekam einen Sitzplatz, und trotzdem sind alle bis zum Schluss geblieben. Es gab kein festes Programm, jeder konnte kommen, sich in eine Liste eintragen und auf einer der Bühnen spielen. Wie bereits beim 50. Folkclub gab es ein rigides Zeitmanagement – 3 Minuten, dann wurde der Ton abgedreht; ohne elektrische Verstärkung ist das gar nicht so einfach, aber selbst hier zeigte sich die Disziplin von Folkies. Nicht nur, dass jeder beim Ertönen des phonetischen Schalters (eines chinesischen Gongs) sofort aufhörte zu spielen, nein, die meisten hatten sich schon im Vorfeld sosehr mit der 3 Minuten-Regelung beschäftigt, dass viele Lieder bereits nach zwei bis zweieinhalb Minuten beendet waren.
Insgesamt mit dem Erfolg, dass alle anwesenden Musiker schon bis zur Pause auf der Bühne waren. Soviel Disziplin muss einfach belohnt werden. Deshalb war die zweite Hälfte (nach einer Pause von 3 Minuten :-), die selbstverständlich mit Gong beendet wurde) offen für alle und ohne Zeitbeschränkung. Und es ergaben sich auch neue Formationen, Musiker spielten auch in neuen Zusammensetzungen. Das beweist, dass sich nicht nur gute Musiker im Folkclub tummeln, sondern auch, dass Folk vielfach bekannt ist, so dass auch ohne größere Proben spontan Musik gemacht werden kann. Text im Kopf, Griffe in den Fingern und Gefühl im Bauch – mehr braucht es nicht.
Ihr merkt schon, euer Chronist weicht aufgrund des besonderen Anlasses von der üblichen Berichterstattung ab und beschreibt mehr die Stimmung – ich will deshalb hier nicht die einzelnen Liedfolgen aufzählen, also nicht berichten, dass Barry  und Ruth  mit dem Lied „Time“ den Anfang machten, gefolgt von John Harrison und Paolo Pacifico mit dem Blues „All By Myself“ . Auch will ich gar nicht sagen, dass danach Hans Ihn mit dem Lied zum Mitsingen „Country Roads“ auf die Bühne kam, gefolgt von Gert Müller der, wie so oft, ein Mundartgedicht in Bonner Dialekt „Isch möösch ens widder Bönnsch verzälle“ darbrachte. Natürlich erwähne ich nicht die „Walisische Nationalhymne“, die von Bernd Wallau, Regine Perry-Mertens, Steve Perry und Uta Schäfer-Herzberg (auch wenn wir Karneval 2019 haben, bitte jetzt keine Diskussionen über Doppelnamen) und erst recht nicht das für den „Folkclub Bonn“ beschriebene und gleichlautende Lied, das von Holger Riedel, Mario Dompke und Uta (nochmal schreibe ich den Nachnamen nicht) vorgetragen wurde.
Nein, ich werde auch nicht erwähnen, dass unsere langjährigen Freunde die 2Sunny „50 Ways to Leave Your Lover“ aufzeigten, um dann die Bühne für Peter Bachmann und sein Lied „Good Times We Had“ frei zu machen (obwohl, da ja auf zwei Bühnen abwechselnd gespielt wurde, musste die Bühne ja gar nicht freigemacht werden). Aber wenn ich jetzt schon mal dabei bin euch zu erzählen, was ich euch nicht erzählen will, dann kann ich auch schreiben, dass danach Werner Krotz-Vogel und Thomas Monnerjahn ein wunderschönes Instrumental brachten und ihnen John Jay mit „Heute hier, morgen dort“ folgte. An American guy – no, a Louisiana guy, nämlich Karl Morrison kam extra für den 100. Folkclub angereist und spielte auf dem Klavier über „What A Wonderful World“. Und weil dieses Stück ja auch auf Ukulele gespielt bekannt ist, passte es perfekt, dass ein Teil der Bonner Ukulelen-Gruppe das Lied „When You Believe in Me“ danach zum Besten brachten. Steve Perry und Elena sangen dann ein mexikanisches „Witzlied“ (in spanischer Sparache), dass genau erklärte, welche Länge die Beine einer Kuh haben müssen, um bis zur Erde zu reichen, gefolgt von „einem kleinen Gedicht“ unseres Schreibemeisters Peter Deteren.
Ihr merkt schon, warum ich nicht alle Lieder aufzählen wollte, denn es waren viele, und da durfte auch Günter Peters nicht fehlen, der ja bereits beim 1. Folkclub dabei war (na ja, was machen schon zwei Nullen aus) und jetzt auf dem Klavier eine bunte Zusammenstellung von Melodien interpretierte. Anke und Jörg Bohnsack leben zwar im Rheinland, zeigen aber immer wieder ihre Liebe zum Norden und so brachten sie das „Tüdelband“ aus Hamburg mit, dem Bühne-A Organisator Daniel Bongart mit dem Spaßlied „Banana“ folgte. Ein „Frühlingslied“ für das schöne Wetter am Weiberdonnerstag sangen dann Mario Dompke und Uta Schäfer (der vollständige Name ist bekannt) und sicherlich wurden auch von den Alfter Undergrounds viele Frühlingsspaziergange unternommen, um die Aussage „In dieser Stadt kenn ich mich aus“ treffen zu können. Renate Dohm dokumentierte lautstark ihr Figurbewusstsein und sang „Ich will keine Schokolade“, was anscheinend Thomas und Werner unmittelbar anregte, einen anderen Genuss darzustellen und über einen „Sommerabend“ zu spielen. Ja und an dieser Stelle war dann die Pause, die natürlich doch etwas länger als die vorgesehenen 3 Minuten ausgedehnt wurde. Barry holte alle Zuhörer in seiner unnachahmlichen Art, Menschen zum Mitmachen anzuregen, und dem Lied „The Cat Came Back“ zurück, um dann an die 2Sunny für ihr Lied „Für mich soll's rote Rosen regnen“ zu übergeben.
Nach einem wunderschönen Harp-Terzett Blues „Oh Lord, Bonn’s a Beautiful City“ (auf der Basis des Blues „Twelve Gates to the City“) von John, Paolo und Christoph, wurde es wieder ernst – denn wenn Hans Ihnen tatsächlich ohne „Jonny Walker“ nicht mehr auskommen würde, müssten wir uns um ihn kümmern – so hat er uns aber einen schönen Song kredenzt. Auch Gert Müller erklomm die Bühne ein weiteres Mal und erzählte mit dem „Streit der Körperteile“ ein nicht jugendfreies Gedicht (wie er selbst sagte), was allerdings nur zu der Aussage kam, man müsse schon ein richtiges Arschloch sein, um Boss zu werden (und welche Jugendlichen wissen das nicht :-) ). Auch ernst, aber wieder mit Noten sang Daniel Bongart sein eigenkomponiertes „Fly Bird Fly“, um die Bühne dann an die neue Formation SoReMa (Sonia Daniel, Regina Haverkamp und Mario Dompke) für „Sonny's Dream“ zu übergeben. John Hay besang hernach ein „Herbstgewitter“ und da in Kanada auch oft Gewitter ist, wurde von Regine und Steve die inoffizielle kanadische Hymne „Four Strong Winds“ dargebracht. Nun wurde es hektisch. Klappte doch bisher alles so gut, war plötzlich der nächste Künstler nicht mehr da. Fliege, sonst nicht von der Bühne zu bekommen, hatte sich erst mal gemütlich auf einen Tee ins Nachbarzimmer gesetzt. Dafür sprangen schnell noch einmal Werner und Thomas ein und spielten mit „Waves“ eine Eigenkomposition, die teilweise ins Esoterische überging. Nun aber war Fliege gefunden und er sang auf die Melodie von „Samstagnachmittag“ einen eigenen Text. Pünktlich mit seinem Liedende setzte der Rekorder aus, so dass ich die weiteren Acts rein aus dem Kopf berichten muss, aber es waren gar nicht mehr viele. Renate und ihre inzwischen eingetroffene Freundin Susi entpuppten sich als die Oberkassler Sirenen und besangen „Rote Lippen“. Auch Peter Bachmann bestieg erneut die Bühne, um „The Lily oft he West (When I First Came to Louisville)“ zu interpretieren. Jörg und Anke zeigten erneut ihre Liebe zu den flotten Rhythmen und schafften es mit „Rockin‘ All Over the World“ wieder, dass alle mitmachten.  Mit einem weiteren Gedicht bereitete Peter Deteren die Bühne für die Bonner Ukulelen Gruppe („That’s the Glory of Love“). Den Abschluss machte dann Günter Peters mit einem fulminanten Medley bekannter Melodien auf dem Klavier. Abschluss? Nein, natürlich nicht, denn den Abschluss macht ja immer Jock Stewart – auch dieses Mal. Wie heißt es doch in dem Lied für den Folkclub Bonn:
Jock Stewart der Schirmherr bleibt im Hintergrund steh'n,
doch ohne sein Lied, will keiner jeh geh'n.
In diesem Sinne. Nach dem Folkclub ist vor dem Folkclub. Kommt alle am 5. April und macht wieder mit.
Out of the bedroom – come to Dotty's

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