Samstag, 13. April 2013

Detlefs Bericht vom Folk Club 36 im April


Folk Club Nr. 36 im April 2013 bringt die Stimmen in Schwung

Eigentlich stand der April Folk Club ja unter dem Motto: „Work Songs – Lieder, die bei der Arbeit gesungen werden/wurden“. Zusätzlich hätte aber auch der Anspruch, dass möglichst viele Lieder ohne Instrumentenbegleitung, also a capella gesungen werden sollten, gestellt werden können. Der Abend wäre auch diesem Anspruch gerecht geworden. Dabei zeigte sich wieder einmal, dass die menschliche Stimme das schönste und beglückendste aller Instrumente ist.

John Harrison machte ganz in diesem Sinne den Anfang mit „Another Man Done Gone“, einem Lied der sogenannten Chain Gangs im Süden der USA. Das Lied sang John im Wechsel mit gekonnten Harmonikapassagen. Witzig dabei waren dabei die Fragezurufe von Steven Perry, die jedes Mal mit „I don’t know“ beantwortet wurden. „Take this Hammer“ ebenfalls a capella gesungen, ist gleichfalls ein Lied der Chain Gangs, das bei verschiedenen Arbeiten, z.B. beim Eisenbahnbau gesungen wurde. Die Arbeitskolonnen (Gangs) waren meist schwarze Sträflinge, die für schwere Arbeiten ausgeliehen wurden. Die Sklavenhaltung wurde so fast hundert Jahre nach offizieller Abschaffung der Sklaverei in den USA noch bis weit ins 20. Jahrhundert ungeniert fortgesetzt. Diesmal wurde John durch seinen Namensvetter John Hurd begleitet. „Riding on a Donkey“ ist ein sogenannter Sea Shanty aus dem südlichen Wales. Dabei ist der „Donkey“ eine frühe Dampfmaschine, die beim Be- und Entladen der Schiffe benutzt wurde. John spielte zu seinem Gesang die Percussion mit Löffeln – sehr apart!

Erstmals im Folk Club trat Bob aus den USA auf und stellte – ebenfalls ohne Instrumentenbegleitung gesungen – einige Klassiker vor, bei denen sich das Publikum schon einmal warm singen durfte. „Cotton Fields“ von Huddy Ledbetter („Lead Berry“) hatte natürlich auch etwas mit der Arbeit zu tun, und „Proud Mary“ von John Fogerty aus der Gruppe Creedence Clearwater Revival besingt eher das leichte Leben, wenn man von schwerer und schlecht bezahlter Arbeit die Nase voll hat. Ein echter Klassiker ist der „Banana Boat Song“, bei dem Bob Unterstützung von Steve Perry erhielt. Nochmals ganz allein sang ein mit Otis Reddings „Sitting on the Dock of the Bay“ echtes anti Arbeitslied, das eher von Nichtstun und Melancholie handelt.

Echte Kracher warf danach unser treuer Gefolgsmann Lothar Heinrich mit seinen Mitstreitern Siggi Dankwardt (Piano), Klaus Nick (Saxophon) und Gerhard Lemm (Gitarre) in den Ring. Befreit von der Last, selbst ein Begleitinstrument spielen zu müssen, konnte Lothar seine stimmlichen Kapazitäten voll ausspielen und legte gleich mit Oscar Browns „Work Song“ los, dessen Titel natürlich die richtige Empfehlung für das Motto des Abends war. „Farther up the Road“ von 1957, das in der Originalversion von Bobby ‚Blue’ Bland gesungen wurde, hatte zwar eigentlich keinen Bezug zum Motto, war dafür aber umso schöner gesungen und umkreist von zauberhaften Soli der drei Instrumentalisten – ein echter Höhepunkt. Und natürlich kam es, wie es kommen musste: der Klassiker „Banana Boat Song“ war auch hier im Repertoire. Jetzt hatte das Publikum schon mal eine Einführung erhalten und konnte entsprechend mitsingen. Lothar unterstützte den Calypso-Sound tatkräftig mit Rasseln. Eine etwas andere Art der Arbeit besang danach das Lied „Buona Sera Senorina“ von Louis Prima aus dem Jahre 1956, bei dem es eher um die Bemühungen eines Papagallo um die schönen Damen geht.

Gerhard Schweizer, der im Folk Club bereits im Februar 2013 gespielt hatte, drehte die Nadel des bisherigen Sprachkompasses ein wenig nach Osten und erinnerte mit „Heute hier Morgen dort“ an die guten alten Liedermacherzeiten, in denen Hannes Wader die Säle füllte. Ein ganz aktueller Saalfüller vor allem bei unseren österreichischen Nachbarn ist Andreas Gabalier, dessen witziges (und völlig arbeitsfreies) Lied „I sing a Liad für di“ Gerhard gekonnt vortrug, Die Meute tobte zwar nicht ganz so wie bei Gabaliers Auftritten, aber es war schon ganz passabel. Einen schönen Schwenk machte Gerhard, als er daran erinnerte, dass zur Arbeit ja auch der Urlaub gehöre, den man nicht vernachlässigen dürfe. Folgerichtig kam jetzt „Buenas Dias Mathias“ von den Paveiern zum Zug. Die hartgesottenen Karnevalisten waren begeistert und sangen alles auswendig mit.

Ebenfalls nicht zu ersten Mal im Folk Club trat Renate Dohm, diesmal mit Ihrer Freundin Elke Rieck. Alle fragten sich nach ihrer Ansage, welches Lied den nun folgen sollte, das zu den 12 bekanntesten deutschen Liedern zähle. Es war „Lustig ist das Zigeunerleben“ und nach der Mitsingintensität zu urteilen, trifft die Einstufung auch zu. Die beiden sangen und spielten das leider in der Vergangenheit (nicht nur in der braunen) oft missbrauchte Lied – zum Teufel mit der politischen Korrektheit – über das eigentlich gar nicht so lustige Leben des fahrenden Volkes mit schönem zweistimmigen Gesang.

John Harrison mischte sich nach der Pause erneut ins Geschehen ein mit Fred Wedlocks Lied über die Schwierigkeiten eines Folksängers (na ja, das kann man natürlich auch zu den „Work Songs“ zählen). Dabei brachte er eine seiner tollen Dobro Resonatorgitarren zum Klingen.

Wie immer, wenn sie auftritt, bringt uns Jutta Mensing ein paar Edelsteine aus dem deutschen und insbesondere aus dem niederdeutschen Liederschatz mit, die in der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt sind. Diesmal trat sie zusammen mit Mario Dompke auf. Als erstes sangen sie ein sehr hübsches Hirtenlied (Jutta, schicke mir bitte den Titel!). Natürlich durfte auch ein anständiges Seemannslied nicht fehlen. „De Hoffnung“ lautete der Shanty über den Käpt’n einer Windjammer (namens „Hoffnung“), der seine Seele für den Preis einer schnellen und sicheren Rückreise an den Teufel vermacht, aber durch die Gewitztheit des Schiffszimmermanns vor der Verdammnis gerettet wird: Der Zimmermann flicht den Schweif des vor Freude unaufmerksamen Teufels in die Ankerkette, und schwupps, saust der Satan mit dem Anker in die Tiefe – so einfach ist das! Das hörte sich natürlich von Marios Gitarre und Juttas Miniakkordeon begleitet sehr apart an, und die Refrains waren wunderschön zum Mitsingen geeignet. Nicht nur beim Ankerheben wurde seinerzeit gesungen sondern auch und vielleicht sogar besonders viel bei Hausarbeiten wie dem Spinnen. „Spinn, meine liebe Tochter“ ist ein solches Lied, das Spottverse über ein Mädchen enthält, das sich vorm Spinnen mit der Ausrede schmerzender Finger drückt, aber bei der Aussicht auf eine Liebschaft alle Schmerzen vergisst. Jutta zeigte dabei und auch beim nächsten Lied ihre instrumentalische Vielseitigkeit, denn diesmal war die Geige dran. Einen Griff in die große Literatur taten die beiden danach mit dem eindringlich vorgetragenen Lied „Wir weben“, das mit dem Text des berühmten Gedichts von Heinrich Heine das Elend der schlesischen Weber beschwört: „Deutschland, wir weben dein Leichentuch, wir weben hinein den dreifachen Fluch“ lautet die düstere Refrainzeile.

Nach diesem eher nachdenklichen Beitrag durfte es wieder etwas heiterer werden. Steve Perrys Gesangstruppe „Ferner Liefen“, diesmal bestehend aus Steve, Jutta Mensing, Uta Schäfer, Maren Huch, Jürgen Huch und Ulrich Köhler, brannte danach ein kleines musikalisches a capella-Feuerwerk ab. „Flachsernten“ lautete der Titel des Liedes aus Schweden und „Dreh dich, dreh dich, Rädchen“ war ein weiteres der sicherlich zahlreichen Lieder über das zeitaufwändige Spinnen von Garn. „Ei ho!“ lautete der Titel eines sehr rhythmischen Liedes, das nur von den Männern gesungen wurde und das beim an Land ziehen der Boote den Takt angeben sollte. Wenn den Sängern aber bei jeder Aufforderung im Liedtext nach einem Schnaps nachgegeben worden wäre, hätte der Abend vielleicht noch eine sehr unerwartete Wendung genommen. So aber ging’s weiter im Programm mit der Hymne der deutschen Bergleute „Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt“, bei dem das Publikum mit Inbrunst mitsang. Der dreistimmige Kanon „He, Ho, spann den Wagen an“ funktionierte sofort und ohne quälendes „jetzt üben wir erst mal“. Das Folk Club Publikum ist einfach professionell.

Als kleine Zugabe luden Jutta und Mario noch zum Mitsingen des „Hamborger Veermaster“ ein, und der gesamte Saal wurde zum stimmgewaltigen Shantychor – Glücksgefühle pur. Vermutlich gehört auch der "Veermaster" zu den "Top-Zwölf".

Zum Abschied gab es unseren beliebten Rausschmeißer „Jock Stewart“ und gute Wünsche für den Nachhauseweg. 

Die nächste Session ist am 3. Mai mit einer Singers’ Night und schon jetzt sehr vielversprechenden Anmeldungen – lasst euch überraschen.

Mehr Bilder vom Folk Club 36

John Harrison mit wichtigen Ankündigungen

Siggi Dankwardt und Gerd Lemm

Gerhard Lemm, Klaus NIck und Lothar Heinrich

Klaus Nick

Gerhard Lemm

Lothar Heinrich

Gerhard Schweizer

Steve Perry

Gut gefüllter Saal

Ferner Liefen

Jutta Mensing, diesmal mit Geige und Mario Dompke

Beim Afterglow

Montag, 8. April 2013

FC 36 @ 3 songs

Hi Clubbers,

I have seen that many of you have checked in on the blog to see if there was anything new....
about 160 hits came in the last 3 days...
forgive pls,
that I haven't been on it like I usually am....
I was away for the holidays
but back now....

pix are coming...

first of all John Hurd's review:
Take This Hammer

Enjoy!!!