Mittwoch, 24. Mai 2017

Detelfs Bericht vom Folk Club Nr. 80 am 5. Mai 2017


Folk Club im Mai 2017 - Grenzen überschreiten mit Musik

Musiker, die auch in späteren Jahren noch von sich reden machten, haben fast alle zumindest musikalische Grenzen überschritten. Das Althergebrachte ist meist eher langweilig. So war dieser Folk Club Abend, der die Grenzüberschreitung zum Thema gemacht hatte, denn auch schon vom Programm her kurzweilig und sorgte natürlich wieder für die nötige Portion Glückshormone bei allen Beteiligten.
Dabei ging die Sache Folk-Club-mäßig eher traditionell los mit John Harrisons allseits erwartetem und dann doch wieder erschreckendem Schlachtruf, der den Abend unüberhörbar eröffnete.
Johns Einstieg in den Abend begann mit dem Lied „Motherless Child“, nein nicht dem Lied, das Richie Havens beim legendären Woodstock-Festival gesungen hatte. Der Blues, den John auf seiner Resonator-Gitarre begleitete und zu dem Paolo Pacifico schöne, zurückhaltende Percussion beisteuerte, stammt aus dem Jahr 1927 und ist von Altmeister Barbecue Bill Hicks. An „Crossroads“, Wegkreuzungen also, muss man sich für die Richtung entscheiden und kann dabei auch schon mal aus dem Gleichgewicht geraten. Das Lied stammt von Robert Johnson, einem anderen berühmten Blues-Altmeister. John wurde von einem famos aufspielenden Paolo an der Mundharmonika begleitet. „Mr Solitaire“ ist eine Eigenkomposition von John über einen Mann, der manchmal ein wenig einsam ist. Das Lied hat eine berückende Gitarrenbegleitung mit wunderbaren Tonartwechseln und kleinen Soli, die John mit Bravour meisterte. Paolo begleitete das Lied zart und zurückhaltend und doch virtuos auf seiner Mundharmonika – großer Applaus für John und Paolo. Ihr werdet immer besser!
Über wahrhaftige Grenzüberschreitungen lesen wir in der Bibel, und die Geschichte, in der Jesus über das Wasser wandelte, ist eine davon. Unser Gedichte-Experte für die Bonner Mundart Gert Müller präsentierte die Bibel-Verse in der Version seines Freundes Ferdinand Böhm als Gedicht op Bönnsch Plaat – einfach köstlich.
Über die Grenzüberschreitungen von Uli Hoeneß sinnierte Gerd Schinkel in seiner Ballade, die er diesmal nicht auf seiner Gitarre begleitete sondern auf der Autoharp („Die heißt so, weil man sie auch im Auto spielen kann“, ist Gerds nicht ganz ernst gemeinte Erklärung für die Bezeichnung des Instruments). Dazu gab GW Spiller mit seiner gewaltigen Tuba dem Lied die richtige bajuwarische Stimmung. Die Ballade hatte in Vollversion offenbar abendfüllenden Umfang, so dass Gerd sie für den Folk Club passend zurechtstutzen musste. Aber auch das reichte bereits. Euer Chronist möchte gar nicht wissen, was Gerd dem „lieben“ Uli noch alles an den Kopf zu werfen hat. Wer es mit Gerds bissigen Liedern zu tun bekommt, der muss sich vorsehen. Der ehemalige Bischof von Limburg weiß ein Lied davon zu singen.
Gerd ging, GW blieb, und Mary Krah mit ihrer Harfe gesellte sich zu ihm. Die Kombination von Harfe und Tuba allein ist schon eine Grenzüberschreitung. Mit dem romantischen Lied „Autumn Leaves“, das sie instrumental vorführten, zeigte sich aber, dass auch diese Kombination wunderbare Wirkung entfalten kann. Ob die beiden das Folgende gewusst haben? Das Lied Autumn Leaves ist an sich schon eine Grenzüberschreitung der komplexeren Art: Entstanden als französischer Chanson „Les Feuilles Mortes“ mit Musik von Joseph Kosma und Worten von Jaques Prévert wurde es von Johnny Mercer später ins Englische übertragen und entwickelte sich zu einem überaus beliebten Jazzstandard. Damit aber nicht genug der Grenzwechselei. Die Melodie des sogenannten B-Teils des Liedes (Wegen der A-A-B-C-Strukur der Melodie) wurde vermutlich aus einem revolutionären Arbeiterlied der 1920er Jahre „geklaut“ (Die Arbeiter von Wien). Dieses wiederum basiert auf dem sowjetischen Marsch „Weiße Armee, schwarzer Baron“. Das ist doch was. Habt Ihr es gewusst, Mary und GW?  Ich bis heute auch nicht, aber Wikipedia vermittelt einen guten Einstieg in die Dinge. Immerhin, dem Publikum gefiel die Musik und die Beiden mussten eine Zugabe spielen. Mit „Summertime“ von George Gershwin (auch ein Grenzwandler zwischen Jazz und Klassik) lagen die beiden goldrichtig – Applaus für Mary und GW.
Echte musikalische Grenzüberschreiter sind Jan Hoffmann (Gitarre und Gesang) und Volker Lindner (Geige und Bouzuki), die sich „Folkscheuchen“ nennen. Teils instrumental, teils mit Gesang fegten sie mit ihren Stücken durch den Saal. Dabei ist vor allem die Instrumentalisierung mit Geige ein besonderes Schmankerl. Irgendwie erinnern die beiden an Jethro Tull, bei denen Ian Anderson mit seiner Querflöte auch ein ungewöhnliches Element in die doch stark von der Gitarre dominierte Rock-Musik gebracht hatte. Neben der Wahl der Instrumente sind auch die Arrangements ihrer Lieder eine spritzige Wanderung zwischen Folk und Rock. Den Start machten die Folkscheuchen mit einem traditionellen jüdischen Stück namens „Scherele“, das aber von einem Intro aus der Rock-Sphäre eingeleitet wurde. „Wie beim ersten Mal“ besingt die gute alte Zeit als Musik noch von Hand gemacht wurde (Frage: wieso die alte Zeit? Kommt doch in den Folk Club, da bekommt ihr handgemachte Musik). Das Lied „Die klapprige Gestalt“ besingt eine Vogelscheuche, die die Jahrhunderte überlebt und dabei die Veränderungen um sich her erlebt. „Ich war nie jung, schon immer alt“ lautet eine Zeile, bedrückend und verstörend. Die Musik unterstreicht den Text, der von Jans sicherer Singstimme vorgetragen wird, perfekt. Weitere Liedertitel waren „Nachtwanderung“, „Urlaubsangst“ und „Bildersturm“. Auf die bekannte Melodie von „Hava Nagila“ dichteten sie ein sehr schräges und witziges Lied über Udo-Achim, den man eigentlich lieber nicht beim ersten Date mit Clara dabei haben möchte. Zum Schluss, aber nicht ganz zum Schluss, gab es das Instrumental „Drowsy Maggie“, einen traditionellen irischen Reel, also einen Tanz. Die beiden konnten dabei ihr ganzes instrumentales solistisches Können ausspielen. Eine letzte Zugabe vereinigte „Orange Blossom Special“ von Erwin T. Rouse  mit dem Jethro Tull-Hit „Locomotive Breath“, ein wilder Mix und ein großer Spaß – Applaus für die Folkscheuchen.
Mit der Kathy Freeman, der Engländerin, die Amerika so sehr liebt, aber in Berlin lebt betrat eine weitere Grenzgängerin die Bühne. Ohne Umschweife startete sie ihren Auftritt mit dem Lied „You Don’t Rock No More“. Gleich mit den ersten Takten zeigte sich Kathy als musikalischer Vollprofi. Tolle Gitarrentechnik mit Slide-Elementen und Fingerpicking gekonnt eingebaut, ihre Stimme intonationssicher und variabel mit schönen Registerwechseln in die Kopfstimme. Bei „Party Animal“ kann sich jeder denken, worum es geht. Bei „Three Little Questions“ ging es anders als bei den ersten Liedern weniger aggressiv zu, genauer gesagt, es war wunderbarer Country-Schmalz von der feinsten Sorte. „How much would it take to let her go“ lautete die entscheidende Phrase des Textes. „England Doesn’t Love Me Any More“ ist der wehmütige Titel eines Liedes, das Kathys Sehnsucht nach der Heimat dokumentiert, die ihre Türen für die Ausgewanderte verschlossen hat. Den Inhalt von „Bitch Like You“ wollen wir lieber nicht vertiefen. Bei „Red Wine, Gold Rings“, kamen die lauernden Country-Fans aus ihren Löchern und voll auf ihre Kosten, und für die Sangesbegeisterten im Publikum gab es endlich mal etwas zu tun. Sie durften den Refrain mitsingen. Auch bei „O.V.E.R.“ hatte Kathy tief in die Country-Kiste gegriffen. Natürlich ging es dabei um das Ende einer Beziehung, und es war auch das Signal für das Ende des Auftritts, aber Kathy kam nicht ohne zwei Zugaben davon. Zunächst wählte sie ausnahmsweise „Fremdmaterial“: „These Boots Are Made for Walking“ hätte auch von ihr stammen können, die Stiefel passten jedenfalls gut zu ihr. Mit „Take These Teardrops from My Eyes“ verabschiedete Kathy sich vom Publikum, das der authentischen und sympathischen Künstlerin einen tollen Applaus gab.
Als Wecker nach der Pause startete Barry Roshto leider nahezu ungehört vom noch im Pausenmodus munter schwatzenden Publikum mit einer emotionalen Version von „Wayfaring Stranger“. Das Arrangement hatte er selbst geschrieben für die Beerdigung seines Vaters vor einem Jahr in Louisiana. Es war herzergreifend schön, wie Barry dieses alte amerikanische Volkslied vortrug, das die Reise der Seele durchs Leben beschreibt, die in ihrer Heimkehr durch das Überschreiten des Jordans endet. Inzwischen hatte sich die Aufmerksamkeit der Zuhörer Barry zugewandt, und so konnten sie seine beiden Louisiana-Songs, die er zusammen mit einem famos aufspielenden Paolo Pacifico vortrug, richtig genießen. „Streets of Evangeline oder Louisiana 1927“ von Randy Newman besingt eine Episode aus der großen Flut in Louisiana von 1927, als die kleine Stadt Evangeline sechs Fuß, also fast zwei Meter, unter Wasser stand und Präsident Coolidge zu Besuch kam. Mit „I Wish I Was in New Orleans“ von Tom Waits, ging Barry mit seiner herrlichen Stimme noch mal so richtig in die Tiefe der Seele des Südstaatlers – Gefühl und Gänsehaut pur.
Barry machte die Bühne frei für zwei weitere Edelsteine in Person von John Hay und seiner Tochter Claire. John hatten wir ja in unterschiedlichsten Konstellationen schon mehrmals im Folk Club erleben dürfen, auch für Claire war es nicht das erste Mal. Bereits bei unserer Feier zum 50. Folk Club im September 2014 trat sie zusammen mit ihrem Papa auf. Mit „Too Close“, einem Lied, das in seiner Interpretation von Alex Clare bekannt ist, ging sie gleich zur Sache, als ob Singen für sie das Selbstverständlichste von der Welt wäre. Und sofort war der Saal mucksmäuschenstill. Claire präsentierte sich mit herrlich kraftvoller, klarer und beweglicher Stimme. Papa John zeigte sich dabei an der Gitarre von seiner einfühlsamsten und spielfreudigsten Seite – ein wirklich wunderbares Duo. Nach „Rockabye, Baby“ und „Please Have Mercy on Me“ gab es donnernden Applaus und den Wunsch, die beiden bald im Folk Club wiederzusehen.
Daniel Bongart hatte diesmal einen Mann für die Rhythmik mitgebracht: Frank Otto, sinnigerweise ein Nachbar von John Harrison, der verschiedene Percussionsinstrumente zum Einsatz brachte. „Grace is Gone“ von Dave Matthews besingt einen Mann der seine Trauer über eine verlorene Liebe im Alkohol ertränken will. Vielleicht auch eine Grenzüberschreitung. „Driftwood“ von Travis ist ebenfalls ein Lied über unklare Grenzen. Mit „Little Bird“ steuerte Daniel ein Lied aus eigener Feder bei. Das Lied ist seiner Frau gewidmet und handelt von einem freien Vogel, toll gespielt und gesungen von den beiden. Frank würzte das letzte Stück noch mit einem wunderbaren Trommelsolo – Bravo Daniel und Frank.
Als letzter Grenzüberschreiter heizte Melchi Vepouyoum aus Kamerun mit drei eigenen Liedern dem Publikum ein. Den Beginn machte er mit einem Lied, das er quasi a capella nur begleitet von seinen um die Hände schwingenden Rhythmuskugeln „Niass“ in seiner Muttersprache Bamum sang. „Fa Yingan – Gib’s Ihm“ ist der Titel und es hat einen religiösen Hintergrund, wie auch das nachfolgende Lied, bei dem Melchis Gitarre zum Einsatz kam. „Lam“ lautet der Titel und besingt das Los eines Mannes, der heiraten will, aber an den zahlreichen Forderungen von Geistlichen unterschiedlicher Konfessionen und Schwiegereltern scheitert. Auch dieses Lied hat neben einer schöner Melodie eine herrlich eingängige Rhythmik, und Melchi singt mit seiner wunderbar klaren und kraftvollen Stimme. „Nimm mich wie ich bin“ lautet übersetzt der Titel seines letzten Liedes – das Publikum ist begeistert.
Mit dieser bunten Mischung war wieder ein wunderbarer Abend vergangen, der natürlich nicht ohne den obligatorischen Rausschmeißer „Jock Stewart“ beendet werden konnte. Damit hatte der zuende gegangene 80. Folk Club etwas ganz besonderes: Jock Stewart war am Ende zum zweiten Mal angestimmt worden. Das erste Mal besangen alle den ollen Schotten schon vor der Pause, denn der WDR  beehrte uns mit seiner Anwesenheit für eine kleine Reportage. Die beiden Bild- und Tonreporterinnen benötigten natürlich auch ein lebendiges Beispiel von Jock Stewart und konnten dafür nicht bis zum Ende des Abends ausharren. Also mussten alle schon vor der Pause ran – kein Problem!
Beim Folk Club Nummer 81 am 2. Juni gibt es eine kleine Wundertüte: Der ursprünglich angekündigte Featured Artist ist leider erkrankt, und wir müssen auf Bordmittel ausweichen. Also richten wir uns erst einmal auf eine Singers’ Night ein und hoffen auf ein Wunder. Vielleicht bekommen wir ja doch noch Besuch aus der Ferne. Auf Wiedersehen beim Folk Club Nummer 81, der, wie auch immer, wieder wunderbar werden  wird.

Sonntag, 21. Mai 2017

Sabines und Detlefs Bilder vom Folk Club Nr. 80 am 5. Mai 2017

John Harrison bei der Eröffnung des Abends

I'm a one man band"


John Harrison und Paolo Tranquilini alias Pacifico


Gert Müller mit Bönnschen Gedichten



Gerd Schinkel und GW Spiller




Mary Krah


Jan Hoffmann und Volker Lindner, die "Folkscheuchen"





Der WDR bei der Arbeit


Kathy Freeman




Günter Peters macht Musik in der Pause

Barry Roshto



Barry und Paolo

John Hay und seine Tochter Claire



Daniel Bongart und Frank Otto



Melchi Vepouyoum



Jock Stewart zum Abschluss





Montag, 1. Mai 2017

Marios Bericht vom Folk Club Nr. 79 am 7. April 2017


April, April – ein Brauch zum 1. April – wer länger Freude haben will, geht in den Folkclub Bonn
Der erste Freitag im April 2017 fiel auf den 7. April – trotzdem ließ sich niemand entmutigen, dem Motto „Aprilscherze“ in den Folkclub Bonn zu folgen. Wie immer kam die erste „erschreckende“ Erheiterung durch die lautstarke, für Ruhe sorgende Begrüßung des Eventmasters John Harrison. „Laaadies and Gentlemen....“ - immer wieder erstaunlich ist, dass alle darauf warten und trotzdem zusammenzucken, wenn es dann soweit ist.
Aber, um nicht bekanntes neu zu diskutieren, wende ich mich direkt dem nachfolgenden Aprilscherz in Form einer musikalischen Erzählung einer wahren, wenn auch unglaubwürdigen Geschichte zu. The Derby Ram erzählt von einem Schafbock, der so groß war, dass alle Vergleiche zum Scheitern verurteilt sind. Natürlich waren zur Pflege, Schlachtung und Verarbeitung bei dieser Größe wahre Meisterleistungen zu vollbringen – doch wie könnte es anders in einem Lied sein, es klappte. Lachhaft, doch eher zum Weinen ist die aktuelle Einwanderungspolitik des amerikanischen Präsidenten, dessen Namen ich hier nicht nennen will, um nicht noch Werbung für ihn zu betreiben. Als meisterhafter Protest dagegen ist jedoch das Lied „America“ von Paddy McAloon und dessen Interpretation von John Harrison zu bezeichnen. Aus der ernsteren Ecke leitete John nun mit dem Frühlingslied „Dandelion“ wieder zu den eher musischen Themen über. Eine gelungene Abrundung seines Eröffnungsspots bot John mit der Geschichte von „Albert McTavish's Brand New Frigidaire“, die er ein wenig ausführlicher erzählte, damit unbekannte Ausdrucksformen während des Vortrags auch wirklich von jedem verstanden werden konnten – deckte er doch nach seinen Ausführungen diese unbekannten Ausdrucksformen durch die Ankündigung, dass es sich um ein Instrumentalstück handele auf (diese ausführliche Beschreibung brachte Steve Perry bei seinem Auftritt zu der Überzeugung sich trotz der Notwendigkeit von Erläuterungen etwas kürzer zu halten - aber davon später mehr) .
Wer ist eigentlich ein Chef? Auch ohne Klärung dieser Frage präsentierte uns aus der Poetry Ecke Gert Müller die Antwort auf: was ist eigentlich ein Chef - nämlich eine in Verse und Reime gebrachte Aussage, die wohl schon jeder einmal zumindest gedacht hat: Der Chef ist ein A...loch, das nur Sch... produziert! Glücklicherweise ist dies nur in vielen  und nicht in allen Fällen so :-)
Vier Finger und vier Saiten – eine perfekte Passung zwischen Spieler und Instrument wird so bei der Ukulele hergestellt – aber bis jemand soweit ist, genau diese Perfektion zu erreichen, ist ein langer Weg zu beschreiten. Einen schon beträchtlich weites Stück dieses Weges sind die Kids for Music Cologne mit ihrem Lehrer bereits gegangen. Zum wiederholten Mal im Folkclub, schafften sie es wieder mit ihrer Musik zu begeistern. Ein paar jüngere Musiker sollten für den Folkclub aktiviert werden und nun standen zum zweiten Mal mehr als zehn hoffnungsvolle Musiker mit ihren kleinen Instrumenten auf der Bühne. „Wenn der Sommer kommt“ und  „Die perfekte Welle“  waren Stücke, die, gut vorgetragen, zu viel Stimmung im Saal beitrugen und Mitsingen zuließen. Mit ihrem Lied „Die neue Schule“ bewiesen die Kids aber auch, das bereits in frühen Karrieretagen große Leistungen vollbracht werden können. Dieses Lied nämlich ist eine Eigenkomposition einer Musikerin der Kids for Music. Wen verwundert es da, dass der Floorspot nicht so leicht zu beenden war und eine Zugabe frenetisch gefordert wurde, die mit „99 Luftballons“ auch gegeben wurde.
Karin & Gerald sind wohlbekannte Freunde des Clubs – als kontinuierliche Gäste und Zuhörer, als immer bereite Mitstreiter und natürlich als oft und gern gesehene Musiker. Mit den Stücken „In the Wind“ von Mariama wurde ein für den Frühlingsanfang passender Aufbruch in Hoffnung und positives Denken gegeben. Obwohl dieses Stück von frühem Tod handelt, zeigt es die positiven Gedanken an den Tod auf: „Now you're in the wind, Now you're in the trees, Now you're everything you ever wanted to be, Now your heart is light, And your soul is free, Now you're every river that runs towards the sea“ , was kann man sich mehr wünschen? „Smile“ ist als Melodie und Lied wohl fast jedem bekannt – nicht so bekannt ist, dass dieses Lied von Charlie Chaplin geschrieben ist – wird er doch eher mit der Schauspielerei und hier mit der Komik verbunden. Immer wieder erstaunt es, was sich alles hinter offensichtlichen Fassaden von Menschen verbirgt. Den Kurz-Gig abgeschlossen haben die Beiden mit dem Kathie Melua Song „Spider's Web“ - Schönheit, Verhängnis und vieles mehr ist mit dem Spinnennetz verbunden.
Als featured artists des Abend betraten nun seltsame Kerle und eine featured Dame die Bühne. Warum seltsam? Weil sie sich selbst so  nennen. Seltsam ist eigentlich ein Duo aus Wolle und Holger, aber weil es bei den letzten Plattenaufnahmen so schön war, spielt nun manchmal Holgers Tochter die erste (und einzige) Geige. „Ihr habt uns ein Gefühl, zuhause zu sein, gegeben und deshalb kommen wir immer gerne wieder her“, so begrüßte Wolle die Folkcluber und drückte damit etwas aus, was viele Musiker und Zuhörer immer wieder denken: Den Folkclub macht die Atmosphäre aus – Einfachheit, Spaß und Professionalität gehen Hand in Hand durch die musikalischen Landschaften. Aber zurück zu Seltsam. Soll ich noch mehr über die Gruppe sagen, oder soll ich mich wiederholen? Bereits zum FCB 71 habe ich die Beiden beschrieben als eine Mischung aus Folk, Balladen, Rock und Jazz als eigenständigen Musikstil, der viele Größen mit einbezieht – also klasse und authentisch. Dies bewiesen sie auch diesmal wieder. Nicht jeder Geschmack muss getroffen werden, aber jeder wird zum Zuhören mitgenommen, um sich eine eigene Meinung bilden zu können. Und diese Meinung hieß bei den überwiegenden Anwesenden – toll!! Mit den Liedern „Me and My Music“, „Swamp“ und „Love is Wish“ bestritten sie ihren ersten Teil, kamen dann aber nach der Pause wieder und führten uns wieder mit „Rain in Paris“, „Wundermädchen“ (dem einzigen deutschen Lied der beiden über die Oma von Wolle), „Come on Navigator“ und „Sunday Paradise“ in ihre ganz spezielle und unverkennbare Musikwelt.
Aber vorher kam – unmittelbar nach der Pause – noch ein weiterer Poetry Beitrag. Peter Detering gab ein eigenes, frühes Werk über die Liebe zum Besten – auch hier ging die Liebe einige Umwege, kam aber zum Glück doch noch bei eben dieser an.
Ein ganz besonderer Leckerbissen stand nun mit den drei Musiker John Harrison, gebürtig aus Great Britain, Robert Hrubes, angereist aus USA, California und Paolo Pacifico, allseits bekannt als Italiener auf dem Programm. Die Drei haben sich für den Abend zusammengetan - was aber verbindet diese Nationen in der heutigen Zeit? Die Politik – alle Länder haben katastrophale Wahlen/ Abstimmungen hinter sich:
BrexTrumRen – ist zwar nur ein (wahrscheinlich blödes) Kunstwort von mir, beinhaltet aber die Katastrophen des beginnenden EU Zerfalls und der nationalen Trump Politik . Also hat sich die Leidensgemeinschaft aus John, Paolo und Robert zusammengetan und kurzerhand ein Lied komponiert „Election“. Ein fulminates Werk aus Gitarre und Fingerpicking, Klaviervirtuosität und – wie könnte es anders sein – Mundharmonikaprofessionalität. Nicht zu vergessen die gemeinsamen Stimmen, die Klangfarben von „Tote erwecken bis Lullaby“ beinhalteten. Gerade Paolo hat gezeigt, wie ein doch eher nüchtern anmutender Mensch in Musik aufgeht und Emotion pur rüberbringt. Mit dem Stück „Mystic“ wollten die drei sich dann wieder verabschieden. Das Lied gelang ihnen sehr gut, der Abschied wurde nicht hingenommen und so kam dann ein gemeinsames Erlebnis mit und zwischen Musikern und Publikum zustande Das „House of the Rising Sun  wurde zum gemeinsamen Aufenthaltsort und so mit mindestens hundert Stimmen gesungen – wir alle haben noch die Hoffnung, dass mit der Textzeile „And it's been the ruin of many a poor boy“ weder das britische Parlament, noch das weiße Haus oder die Camera dei deputati gemeint sind.
Nach diesen, insgesamt vom Lebensalter nicht mehr als extrem jugendlich zu bezeichnendem Trio, konnte das Folkclub Management wieder zukunftssichernde Maßnahmen betreiben. Ramin, Tilman und Michael haben noch eine große Zukunft vor sich, haben noch viel Zeit, sich zu entwickeln und viele Zuhörer zu begeistern. Ob sie diese Zeit allerdings brauchen, ist zweifelhaft, denn bereits heute bringen sie ihre Stücke nahezu perfekt auf die Bühne. Ein klares und verständliches Zusammenspielt, gepaart mit solistischem Können und auch Mut, Klänge aus verschiedenen Stilrichtungen zu mischen bringt Freude und Anerkennung auf die Bühne. Mit dem Stücken „Wide Open Spaces“, „A Horse With No Name“ und „Trains“ gewannen die drei wieder einmal ihr Publikum. Ich hoffe auch diesmal, dass es nicht das letzte Mal war, sondern, dass wir die drei bald wieder sehen und neue Schritte ihrer Entwicklung beobachten dürfen.
Angekündigt als Duo betrat Steve Perry (bedingt durch Krankheitsausfall) allein die Bühne. Er kündigte sein Lied damit an, dass er zwar eigentlich mit Regine andere Lieder vortragen wollte, da Regine nun aber nicht dabei sei, er dieses Lied singe, weil Regine dieses nicht kenne, er aber über das Lied nicht viel sagen wolle, obwohl dies notwendig sei, aber es ausreichen müsse zu wissen, dass so ein Typ von Vancouver hoch in den Norden ging, um von dort Holz an die Küste zurückzubringen, doch bei seiner Rückkehr die Frau weg war, aber er ja Geld verdient hatte und Frauen könne man(n) kaufen. Nach ein bisschen Suchen habe ich gefunden, dass es sich bei diesem Lied um den Song „Summer Wages“ von Ian Tyson handelte. Steve begleitete das Lied auf seiner Viola Caipira (einer 10 saitigen Gitarre) .
Da ich den zweiten Teil des Seltsam Auftritts bereits behandelt habe, bleibt nun wie immer noch Zeit sich dem Geselligen zu widmen. Getreu dem Motto von Jock Stewart „are we all people you don't meet every day“ - aber doch jeden ersten Freitag im Monat – in diesem Sinne

out of your bedroom come to Dotty's Sportsbar. See you at May 5th.
Mario