Folk
Club Nr. 37 – Der Mai ist gekommen!
Mailieder möchten wir hören, lautete der Aufruf
für die Mai-Session des Folk Clubs und tatsächlich, es gab durchaus etliche
schöne Lieder zu beklatschen, die mit dem Mai und dem Frühling zu tun hatten.
Hinzu kamen natürlich zahlreiche Darbietungen über die Liebe, und der Mai ist
ja bekanntlich der Monat der Liebe. Also auch über diesen Weg wurden die
Beiträge dem Aufruf gerecht. Sogar eine Minnedichtung des Hochmittelalters
wurde stilecht vorgetragen.
Unser Master John Harrison sorgte wie immer für die Warmlaufphase und brachte
uns gleich mit dem a capella Lied „Hail, Hail the First of May“ von Dave Webber
in die richtige Spur. Das Publikum hatte den Refrain schnell gelernt und sang
mit:
So, Hail! Hail! The First of May-o!
For it is the first summer’s day-o!
Cast your cares and fears away,
Drink to the old horse on the First of May!
For it is the first summer’s day-o!
Cast your cares and fears away,
Drink to the old horse on the First of May!
Und das Wetter gab uns allen die Hoffnung, das
das mit dem ersten Tag des Sommers auch etwas werden könnte. „Magnolia“ lautete
der Titel des von John selbst verfassten Gedichtes, einer Hymne auf die
Leichtigkeit und Fröhlichkeit des Frühlings und der aufblühenden Natur. Etwas
schwermütiger ging es dann schon mit dem Lied von George und Ira Gershwin zu:
„Summertime“ aus „Porgy und Bess“ wurde in einem Arrangement von Mahalia
Jackson mit dem Lied „Motherless Child“ verwoben. John brillierte mit seiner
Tricone Resonator Gitarre, bei deren Volumen sich ein Verstärker mit Sicherheit
erübrigt. Was manchem dabei vielleicht entgangen sein dürfte: John verneigte
sich mit dem Lied vor der Woodstock-Legende Richie Havens, der wenige Tage
zuvor am 22. April im Alter von 72 Jahren verstorben war. Havens hatte mit
einer Kombination von „Freedom“ und „Sometimes I Feel Like a Motherless Child”
das famose Woodstock-Konzert im Jahre 1969 eröffnet und wurde mit seinem
grandiosen Auftritt mit einem Schlag zum Star.
Symbolcharakter hatte auch das letzte Lied über
den einstmaligen Frühlingsgast auf dem Harrisonschen Balkon in Bad Godesberg:
die Ente mit Namen Zeppelina, die dorthin vor „Rhein in Flammen“ geflüchtet in
Ruhe ihren Nachwuchs ausbrütete. Johns Nachwuchs (etwas weniger zahlreich als
der von Zeppelina) Jenny begleitete den Papa gekonnt auf dem Klavier.
Lange nicht mehr gehört war Andreas Gruner, der zwei Stücke
beisteuerte. „Leute vom Folk Club“ lautete der Titel seiner Eigenkreation. Als
zweites Stück spielte und sang er den Blues „Love in Vain“ von Robert Johnson,
den die meisten sicher in der Version der Rolling Stones kennen.
Alvaro
Arango Vallejo, zurück aus seiner Heimat Kolumbien und aktuell mit seiner
Band Thee Oliva unterwegs, huldigte mit dem Lied „Lucinda“ einem anderen
Rock-Heroen: Tom Waits. Alvaros Stimme ist denn aber doch wesentlich
geschmeidiger als die seines Helden. Natürlich durfte auch eine
Eigenkomposition nicht fehlen: „The House That Caught Fire“ mit stimmlichen
Anklängen an Jim Morrison von den Doors – super! Als Letztes gab es mit Bob
Dylans „It’s All Over Now Baby Blue“ eine weitere Huldigung an die Helden der
goldenen Folk-Blues-Rock-Zeit.
Nach langer Zeit des Zauderns und Zögerns hatte
sie sich nun doch ein Herz gefasst, um im Folk Club ohne Verstärkung
aufzutreten – und mit welchem Erfolg! Gabi
Beckenbach zusammen mit ihrem virtuosen Partner am Klavier Hans Peter Kempkes brannte ein
Feuerwerk an Liedern der dreißiger Jahre ab. „Veronika, der Lenz ist da“ von
den Comedian Harmonists gab den richtigen thematischen Einstieg. Ganz in ihrem
stimmlichen Element mit ihrer sanften und sinnlichen Altstimme landete sie bei
„Kann den Liebe Sünde sein“ aus dem Film „Der Blaufuchs“, einem für damalige
Verhältnisse unerhörten Lied – Zarah Leander hätte ihre Freude gehabt.
Ebenfalls aus der UFA-Zeit, aber noch vor der braunen Okkupation, stammt das
nicht minder bekannte Lied „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“,
mit dem seinerzeit Marlene Dietrich in ihrer unnachahmlichen Pose als Lola in
„Der Blaue Engel“ (irgendwas Unanständiges muss an dem Blau dran sein) dem
armen Professor Rath den Kopf verdrehte – wir lagen Gabi und natürlich Hans Peter
zu Füßen und lechzten nach mehr am Ende des Programms.
Ja, und damit ein Maiprogramm auch richtig
gewürdigt werde, hatte Hans Peter Kempkes für alle Liedzettel mit „Der Mai ist
gekommen“ mitgebracht – nicht jeder kennt alle Strophen auswendig. Das war der
richtige Einstieg in den zweiten Teil des Abends.
Eigentlich auch nicht maimäßig aber dafür umso
begeisternder kam danach die Gruppe „Astatine“
über uns hereingebrochen. Ein wahres musikalisches Füllhorn gossen Ana-Maria Cutac (Gesang), Simone Hans (Querflöte), Frank Olaf Nagel (Gitarre) und Thomas Neuhalfen (Kontrabass) für uns
aus. Ana-Maria sang das geheimnisvolle Lied „Desert Caravan“ mit ihrer
kraftvollen und einnehmenden Stimme so, als sei sie gerade aus tausend und
einer Nacht entsprungen, und das jazzige Arrangement des Stückes harmonierte
vorzüglich mit der orientalisierten Melodie. Die exzellenten Begleitung durch
Simone, Frank Olaf und Thomas tat ihr Übriges. Ebenfall wunderbar jazzig mit
herrlichen chromatischen Tonläufen präsentierte die Gruppe eine Adaption von
Django Reinhardts berühmtem Instrumental „Nuages" zu dem Ana mit ihrer
ausdrucksstarken Stimme einen rumänischen Text mit dem Titel „Printre nori“, zu
Deutsch „Über den Wolken“, sang. Zu guter Letzt glänzten die Vier mit „Big
Spender“, brillant gesungen und gespielt – Hoffentlich dürfen wir euch einmal
als Special Guest feiern!
Ebenfalls das Zeug zu Größerem haben die
„Rochefour“ bestehend aus Familie Roshto
(in alter Zeit hieß die Familie ja mal errlisch französisch Rocheteau, Louisiana-Adel
somit) – Tochter Emily mit Gesang und Gitarre, Mutter Christiane an der Geige, Sohn
David am Cello und Vater Barry selbst mit Klavier, Gesang
und diesmal auch der niegelnagelneuen Melodica – Hohners Wunderinstrument der
sechziger Jahre. Die Stücke hatte überwiegend Emily ausgesucht, immerhin war
auch ein Lied mit Bezug zum Mai dabei: „End of May“ von Michael Bublé. Das
Quartett konnte hier aus dem Vollen schöpfen und die Streicher so richtig unter
die Haut gehen lassen. Das gelang ihnen auch mit „Let Her Go“ von Passenger.
Barry und Emily als Duett glänzten bei „Little Numbers” von Boy. Emilys
einfühlsame Stimme sorgte dabei für Gänsehaut und auch bei Barrys Auswahl
„Landslide“ von Fleetwood Mac bildeten die beiden eine so großartige stimmliche
Geschlossenheit, dass wir inständig hoffen, bald mehr zu hören.
Als ob das nicht bereits grandios genug gewesen
wäre, trumpfte nun noch Jutta Mensing
mit ihren Gefolgsleuten aus der regelmäßigen Veranstaltung für „Verstaubte
Instrumente“ in Bad Honnef mit zwei schönen Liedern zum Thema Mai auf. Thomas Bandholz und Gerd-Wolfgang Spillers an den Gitarren,
Mary Krah (Querflöte), Jutta (Gesang) und Steve Perry (Mandoline) spielten und sangen das schöne Lied „Wie
schön blüht uns der Maien“ und das ganz nach Juttas Art ohne Kitsch und
Mätzchen, dafür aber mit schöner Präsenz auch der kräftigen Männerstimmen.
Zur Trommel wurde eine Gitarre umfunktioniert
bei Walter von der Vogelweides Minnelied „Under der Linden“. Das Lied in
mittelhochdeutscher Sprache aus dem frühen 13. Jahrhundert besingt die
heimliche Liebe zwischen zwei Menschen von ungleichem Stand. „Schône sanc diu nahtegal“ ist darin die
Referenz an den Maimonat. „Tandaradei“ lautet der Refrain, den das Publikum mit
Inbrunst mitsang.
Zum Abschluss wurde das Publikum nochmals von Gabi Beckenbach und Hans Peter Kempkes mit Chansons
verwöhnt, die einst von den Ikonen Hildegard Knef und Zarah Leander gesungen
und unsterblich gemacht wurden: „Er war nie ein Kavalier“, „Kann denn Liebe
Sünde sein?“, „Aber schön war es doch“ und „Für mich soll’s rote Rosen regnen“
bekamen stürmischen Beifall. Damit durften die beiden den Saal aber noch nicht
verlassen und so gab es eine Zugabe. Das Lied „Yes Sir“, mit dem Zarah Leander
1937 im Film „Zu neuen Ufern“ die Männer betörte, sang Gabi mit ihrer schönen
Altstimme und begeisterte vollends – Vielen Dank für diesen unterhaltsamen
Besuch aus Solingen!
Ein Folk Club Abend wäre nicht komplett ohne
den Rausschmeißer „Jock Stuart“ und so wurde auch dieser Schotte zum Abschluss
noch vielstimmig besungen.
Auf Wiedersehen am 7. Juni mit unseren „Special
Guests“ der Gruppe „Currach“, die uns in die Welt der irischen und schottischen
Folkmusik entführen wird.
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