Rumms – ein Paukenschlag im neuen Jahr:
Das elfte Treffen war ein Folk Club der Superlative! Lag es an ersten milden Tagen nach der langen Kälte und den glatten Straßen zuvor? Vielleicht waren Viele auch die gedudelten Weihnachtslieder satt und sehnten sich nach etwas Deftigem – kurz, es schien, dass die „Gemeinde“ nur auf den neuen Folk-Club-Abend gewartet hatte.
Schon kurz nach Beginn der Session war die Bude rappelvoll. Mit grob gezählten rund 100 Zuschauern und Aktiven gibt es für die Zukunft des Folk Clubs wahrscheinlich kaum noch Sorgen außer der, bei weiter steigendem Zuspruch künftig alle Folk-Begeisterten im Sälchen des Schützenhauses unterbringen zu können. Immerhin ein guter Start für die neue Regie des Schützenhauses, das am 6.1.2011 nach drei Wochen „Urlaubspause“ gerade rechtzeitig einen Tag vor dem Folk Club wieder eröffnet hatte.
Es hatten sich für die „Singer’s Night“ reichlich Interessenten bei John gemeldet und zusätzlich tauchten noch einige Spontis mit Ihren Instrumenten unangemeldet (und ebenso willkommen) am Abend auf.
So konnte es Barry bei nur zwei Liedern für den Warm up bewenden lassen: Zwei sehr unterschiedliche Lieder mit dem gleichen Titel: „Sing“! Der erste von My Chemical Romance und der andere aus der Sesamstrasse, komponiert von Joe Raposo.
Den Anfang der Floor spots machten die zwei Julias zusammen mit Monika (Klavier, Gesang und Cajón aka Hocker- oder Kistentrommel), die die Lieder „Nur für Dich“ von den Wise Guys und „Liebe ist Alles“ von Rosenstolz mit viel Gefühl vortrugen und den kleinen Hinweis hinzufügten, dass Nur für Dich eigentlich die Sichtweise eines „gepeinigten“ Mannes wiedergibt – egal, es war super. Vielleicht schreibt ja mal jemand die „Frauenversion“.
Extra aus Düsseldorf (welche Ehre!) angereist war der Folk-Globetrotter Thomas Steffens, der mit seiner intonationssicheren, saalfüllenden Stimme und selbst auf der Gitarre begleitet die Zuhörer in Schwung brachte. Den Kilt-Song „Donald Where’s Your Troosers“ sang er stilecht mit schottischem Tonfall und verblüffte damit sogar die englischen Muttersprachler – selbst unseren Hofberichterstatter für das English Network, John Hurd, den sonst nichts aus der Fassung bringt. Das australische Lied „Diamantina Drover“ und der Klassiker „Those were the days“ kamen danach an die Reihe.
Weiter ging’s mit den „Proud Merrys“ Sabine Hellmann und Gabi Tieboka, die von Andreas Nick auf der Gitarre begleitet neben drei Klassikern (bei California Dreaming fing die Gemeinde langsam an mitzusingen) auch ein selbst komponiertes Lied, "Pass By" sangen – Mehr davon!
Kaum hatten wir diese schönen Lieder inhaliert, setzte die kleine Greta Lansen mit ihrer großen Stimme einen neuen Maßstab. „Glider Flight“ hieß ihr selbst komponiertes Lied, bei dem sie von Paolo auf der Mundharmonika begleitet wurde – ein Ohrenschmaus. Ihre Interpretation von „Once I Had a Sweetheart“ war danach eine stimmlich herausragende Referenz an Joan Baez, die zwei Tage später am 9. Januar ihren 70. Geburtstag feierte. Paolos einfühlsame Harmonikabegleitung verlieh danach auch den Liedern „Catch the Wind“ und „Donna Donna“ ein zusätzliches Glanzlicht.
Nach der Pause kamen endlich die angekündigten Kazoos an die Reihe. Die Altmeister John, Barry und Paolo zogen beim „San Francisco Bay Blues“ so richtig vom Leder. Paolo konnte seine Harmonika-Künste voll ausspielen, und die Publikümer, die mit Kazoos ausgestattet waren, von Herzenslust mitschrammeln – göttlich. Auch beim Klassiker „Rambling on my Mind“ (Szenenapplaus für Paolo!) waren John und Paolo in ihrem Element. Dass Paolo auch super singen kann, bewies er – wieder zusammen mit John – bei „Stormy Monday“. Zuletzt gab es noch von John mit „Nobody Knows When You’re Down And Out” etwas für’s Gemüt – Bessie Smith wäre begeistert gewesen.
Andreas Gruner sang danach zwei Lieder, die er selbst auf der Gitarre begleitete, darunter der immer wieder gern genommene Song „No Woman no Cry“.
Stefan sorgte dann mit „Wenn ich ein Vöglein wär’“ dafür, dass der Saal mit einem Mal ganz still wurde. Es gibt auch deutschen „Folk“, der begeistert, es muss uns nur jemand zeigen. Mit seiner schönen Stimme trug er danach „Father and Son“ vor – ergreifend.
Als das Publikum von den vielen schönen Beiträgen schon so richtig verwöhnt war, kam mit Nadine Peter, die von Barrys Sohn David am Klavier begleitet wurde, der nächste Knüller. Mit ihrer unglaublich voluminösen, intonationssicheren und variablen Stimme zog sie das Publikum sofort in ihren Bann. „The Rose“ kann Bette Midler nicht besser singen und „Almost Lover“ sorgte für eine Gänsehaut. Bei “What a Wonderful World” brillierte sie mit tollen Registerwechseln (Satchmo hätte seine helle Freude) und „Amazing Grace“ war fast zu schön um mitzusingen – na ja, wir haben wenigstens mitgesummt.
Den fulminanten Abschluss machte das Trio „Rheinfolk“ mit Barbara (Geige), Stefan (Mandoline) und Thomas (Gitarre). „To Try the Sun”, „Two Sisters” und „Saint behind the Glass” brachten das Publikum noch mal richtig in Schwung und „Bad Moon Rising“ setzte den perfekten Schlusspunkt.
Mit seinem obligatorischen Schluss-Mitsinglied „I’m a Man you Don’t Meet Ev’ry Day“ verabschiedete John Akteure und Publikum bis zum nächsten Folk Club am 4. Februar.
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