Dienstag, 15. März 2011

Detlef's 2 Cents

Folk Club Nummer 13
jetzt wirklich mit Pipes and Drums


Folk Club an Karnevalsfreitag – ja auch das geht. Der Andrang war naturgemäß etwas kleiner als bei den letzten beiden Sessions – einige Folk Club-Freunde mögen aus dem Rheinland geflohen sein z.B zum Skifahren, andere mit grundsätzlich beidseitigem Interesse haben vielleicht einen Ruhetag nach heftigen Weiberfastnachtsaktivitäten gebraucht – immerhin, einige waren dem zaghaften Aufruf des letzten Folk Club Berichts gefolgt und hatten sich verkleidet – es wurden Oberst Gaddafi und ein versprengter Cowboy gesichtet.

War die Verkleidungsintensität auch niedrig, die Qualität der Auftritte war dafür umso besser. Auch die bei der letzten Session erkrankten Drummers und Pipers waren fit, und so konnte John Harrison sein Warm up ganz locker angehen. Mit dem Lied „Motherless Child“ von „Barbecue Bob“ alias Robert Hicks – die meisten kennen es vermutlich in der Version von Eric Clapton – ging’s gleich mitten rein in die Geschmackswelt der Folk Club Enthusiasten. Beim Ragtime-Blues „Silver City“ von Altmeister Mance Lipscomb konnte gleich Paolo mit seinem Können auf der Mundharmonika Akzente setzen und Barry, der heute eigentlich eine Auszeit als Musiker nehmen wollte, vermochte es sich doch nicht ganz zu verkneifen und begleitete John beim alten Gefängnissong „Take this Hammer“ mit „Body percussion“.

Nachdem alle richtig gut eingestimmt waren, wurde der bislang von Thomas Steffens gehaltene Rekord für die weiteste Anreise (lest in früheren Berichten selbst nach woher) durch eine Künstlerin aus dem fernen Chicago überboten: Ulli Langenscheidt, eine Freundin von Peter Philips (siehe Folk Club Februar 2011), die früher in Bonn lebte und nun hier zu Besuch war, sang selbst auf der Gitarre begleitet drei ihrer Eigenkompositionen: „Ship of Fools“, „Destiny“ und „Fools“. Es wird gemunkelt, dass sogar eine CD in Vorbereitung ist.

Appetit auf mehr wurde uns vom Duo „Meoneo“ mit Claudia Huismann (Gesang) und Werner Krotz-Vogel (Gitarre) gemacht. Die Beiden waren auf gut Glück gekommen und präsentierten mit Claudias toller Altsimme ein swingendes Lied in französischer Sprache. Wir dürfen uns auf einen weiteren Auftritt der beiden im April freuen.

Nach etlichen Monaten Pause kamen nun wieder Eva Martinez Salgado und ihre Tochter Ana an die Reihe und füllten den Saal mit dem Sound des galizischen Dudelsacks, der „Gaita“, begleitet von Anas Trommel. „Marcha Procesional de San Benito“, „Muiňera Buxos Verdes”, „Foliada” und „Rumba Cinco Mariňeros” hießen die vier schönen und mitreißenden Stücke, die von den beiden Expertinnen professionell gespielt wurden.

Nach der Pause ging es dann mit zwei bereits bekannten Künstlerinnen weiter: Sabine Hellmann und Gabi Tieboka, die „Proud Merries“ sangen und spielten „Helpless“ von Neil Young, am besten bekannt in der Version von Crosby, Stills, Nash & Young von 1970. Danach glänzten sie mit ihrer Eigenkomposition „Master of Time“.

Lothar Heinrich sang für uns das Arbeiterlied „Ordinary Man“, das die Verzweiflung eines arbeitslos gewordenen Familienvaters schildert. Mit „Kardesin Duymaz“ (zu D. "Your Brother does not Listen") des türkischen Komponisten/Sängers Zülfü Livaneli bekamen wir einmal mehr eine Kostprobe der unerschöpflichen Musikvielfalt auch jenseits des englischsprachigen Folk. Unser Folk Club ist wirklich international – Bravo Lothar!

Für diejenigen, die auf Mitsinggelegenheiten gehofft hatten, kam jetzt die große Stunde: Andreas rockte mit „Honky Tonk Women“ von den Stones los und der Saal kam in Wallung. Bei „Marmor, Stein und Eisen bricht“ ließ die Textsicherheit des Publikums zwar etwas zu wünschen übrig, der Spaß war aber total. Bei “Death of a Clown” von Dave Davies, einem der Gründungsmitglieder der Kinks, war „Uuh, uh, uh, uuuh, uh, uh, uuh, uh, uh, uuuuuh“ ausreichend – göttlich.

Besser organisiert war diesmal Thomas Steffens, der inzwischen auch schon ein „alter“ Bekannter ist: Er hatte Refrainzettel mitgebracht, die ans Publikum verteilt wurden. So konnten alle die teilweise recht schwierigen Refrains mitsingen – und taten es auch. „Low Lie the Fields of Athenry” spielte Thomas noch allein mit Refrainhilfe des Publikums, bei “Fiddler’s Green” hielt es Tom Kannmacher, der mit dem Irischen Dudelsack auf seinen Auftritt wartete, nicht mehr auf seinem Sitz und fertig war das perfekte Duo für irische Musik. Die Dubliners hätten ihre wahre Freude gehabt. Danach zogen die beiden mit „Fare thee well Enniskillen“ vom Leder und legten mit „It’s a long Way from Clare to Here“ nach – man kann gar nicht genug davon kriegen!

Zum krönenden Abschluss des Abends gab uns Tom Kannmacher ein kleines Seminar in Instrumentenkunde zur Einführung in die Geheimnisse des irischen Dudelsacks, der Uilleann Pipes. Das ist ein wahrhaft zauberhaftes Instrument, das wegen seiner Kompliziertheit nur von wenigen Musikern gespielt wird, und wir können uns glücklich schätzen, hier mit Tom einen wahren Könner in unserer Stadt zu haben. Nach Toms Aussage war die Zahl der Musiker, die das Instrument beherrschten, auf nur noch 50 Personen geschrumpft. Inzwischen wächst die Gemeinde aber wieder, und es werden auch wieder Instrumente gebaut. Der Dudelsack, der nicht geblasen, sondern dessen Balg mit dem Ellenbogen bedient wird, wurde speziell für die Kunstmusik für mehrstimmiges Spiel konstruiert. Er ist quasi die Orgel unter den Dudelsäcken. So führte er uns mit „The Goblet of Wine“ und einem Stück aus der Oper „Oscar und Malvina“ kunstvolles und zugleich zartes Dudelsackspiel vor. Einen nicht ganz ungefährlichen Spaß stellt das Lied von der treuen braunen Kuh mit dem weißen Rücken dar, das Tom uns in gälischer Sprache vorspielte und ‑sang. Das Lied in der Landessprache Irlands verbarg zwischen unverfänglichem Anfang und Ende im Mittelteil des Lieds (treue braune Kuh...) heftigen Protest der Iren gegen die britischen Herren. Man war sich sicher, dass die wenig sprachkundigen Besatzer nach dem harmlosen Anfang nicht mehr so genau hinhören würden. Mit dem Lied von der Suche nach dem Horizont beschloss Tom dann den Abend und entließ das Publikum mit der Vorfreude auf einen neuen ereignisreichen Folk Club am 1. April.

1 Kommentar:

  1. Danke Detlef ! Toll gemacht !

    Wieviel Zeit benötigt Detlef seinen Bericht zu schreiben?
    Wie lang ist ein Stück Seil?
    Man benötigt aber viel weniger Zeit auf dem Blog um zu sagen; z.B.
    Lieber Detlef! der Bericht ist sehr schön lebend geschrieben! Mach weiter so!

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