Detlefs Bericht
John Harrisons Ankündigung aus dem Folk Club Blog war nicht übertrieben. Wir hatten am ersten April – ohne Scherz – wieder eine Session, wie sie besser fast nicht hätte sein können. Zudem füllt sich der Saal inzwischen regelmäßig mit gut 100 Zuhörern – John hat mit seiner Idee für den Folk Club in Bonn offenbar genau ins Schwarze getroffen.
Für die nächsten Monate ist das Programm schon mit zahlreichen Anmeldungen gesichert – wir können uns auf tolle Musik freuen.
John eröffnete die Singer’s Night nach seinem altbekannten Schlachtruf „Ladies and Gentlemen“ mit der Ballade „King of Spain“ des „Tallest Man on Earth“ alias Kristian Mattson. Auf der Dobro-Gitarre begleitete er sich dann beim selbstkomponierten Lied „Trouble and Strife“. Ebenfalls mit der Dobro-Gitarre glänzte er zum Abschluss beim klassischen Ragtime 8 Bar Blues „Key to the Highway“ von Big Bill Broonzy und das Publikum war wach.
Jutta Mensing vom FiF (Folk im Feuerschlösschen) in Bad Honnef hatte danach leichtes Spiel mit ihrem Lied aus dem 16. Jahrhundert, das aus Ostfriesland stammt und heißt „Fief Söns“ oder hochdeutsch „5 Söhne“ oder englisch „five sons“, das sie spontan a capella vortrug.
Andreas Gruner, ein alter Bekannter aus vielen Sessions, sang ein selbst komponiertes Lied über seine Tochter.
Die Gruppe „Happy Hunting Grounds“ mit Barbara Seidel, Frank-Olaf Nagel und Ralf Buchau schickte uns danach nicht in die ewigen Jagdgründe sondern eher in den Musikhimmel mit den Liedern „John Barleycorn Must Die“, einem alten ironischen Stück über Gerstenanbau und Bierbrauerei, Stings Ballade „Fields of Gold“ und dem wunderschönen irischen Lied „Carrick-A-Rede“ von Cathie Ryan, das eine Liebe beschreibt, die sich nur durch den Gang über eine schwindelerregende Seilbrücke erreichen lässt, die die Insel Carrick-A-Rede mit dem Festland verbindet.
Den ersten Teil beendeten schließlich die Old Time Youngsters, eine beeindruckende Truppe aus Mutter Lieve Vanderschaere (Appalachian Dulcimer) mit ihren Söhnen Tim-Hendrik (Five String-Banjo und Gesang) und Pieter-Jan (Gitarre), die von Tom Kannmacher gekonnt auf der Geige begleitet wurden. „Lynchburg Town“ und „Ground Hog“ waren die beiden Lieder aus der amerikanischen Bluegrass-Tradition, die Tim-Hendrik mit seiner schönen und saalfüllenden Stimme sang.
Nach der Pause wärmte uns unser Co-Master Barry Roshto mit dem Country-Song „I’m Gonna Miss Her“ auf. Barrys gekonntes Pianospiel ließ die fehlende Steel-Guitar locker vergessen. Mit „My Girl, Bill“ von Jim Stafford stürzte er den Saal genauso in Verwirrung wie Anfang der Siebziger Jahre die Amerikanische Federal Communications Commission, die den Song wegen angeblichen Besingens von Homosexualität aus dem Radio verbannte. Die Jungs hatten sich aber – anders als wir – das Lied nicht zuende angehört, denn zum Schluss war ganz genau das Komma zu hören, das den Unterschied ausmacht. Danach konnten wir endlich mal das Original unseres Wahlspruches „Folk is great – Bier ist gut – and people are crazy“ hören: Es stammt aus dem Lied „People are Crazy“ von Bill Currington und lautet dort „God is great, beer is good, and people are crazy“. Nicht, dass wir Folk mit Gott gleichsetzen wollten, aber er (der Folk) bringt uns vielleicht ein bisschen näher zum Himmel.
Ralf Wackers und Ellen Jeikner, die als Hälfte der Band Curragh auftraten, spielten und sangen für uns mit Bouzuki, Gitarre, Tin Whistle und Mundharmonika drei Lieder aus Irland, Deutschland und der Bretagne. Zusätzlich animierte Ralf den Saal zu einem gemeinsamen Tanz.
Steven Perry machte uns schließlich mit der brasilianischen Gitarre Viola Caipira mit fünf Doppelsaiten bekannt und spielte und sang für uns drei brasilianische Lieder.
Von Tom Kannmacher mit der Band Polskamania (Resia, Karin und Tom auf der Geige und Mary auf der Harfe) bekamen wir eine Kostprobe schwedischer Volkstänze zu hören. Die Titel der Lieder zum Nachsprechen: „Gånglåt Från Mockfjärd“, „Schottis Från Haverö“, „Smygaren“ und „Jemsken“ – na also, es geht doch!
Als Hälfte des ursprünglich angekündigten Duos Meoneo verwöhnte uns Werner Krotz-Vogel mit seiner Gitarrenkunst. Mit einer Eigenkomposition und dem Stück „It’s Fun Being Lucky“ von Don Ross zeigte er sein phantastisches Können.
Den Abschluss und Höhepunkt bildete die Saranghina Combo, die mit acht Personen und ebenso vielen unterschiedlichen Instrumenten plus Gesang begeisterte: Stefan Callus – Klarinette, Ulrike Heinze – Flöte, Sabine Koch – Gitarre, Barbara Lensing – Saxophon, Harry Wolf – Kontrabass und Gesang, Frank Tettelmeyer – Cajon, Rudolf Lensing-Conrady - Akkordeon und Stefan Finke – Mandoline und Gesang. Mit dem Stück „Saragina Rumba“ von den 17 Hippies wurde das Publikum auf den Sound der Band eingestimmt und dann ging’s mit dem russischen Walzer „Ozhidanje“ (Erwartung) weiter zu dem ein jiddischer Text gesungen wurde. Der korsische Tanz „A scuttiscia“ heizte allen ordentlich ein, bevor mit einem jiddischen Volkslied von der Krim der Abend beschlossen wurde.
John verabschiedete diesmal wieder alle mit „Jock Stewart – I’m a man, you don’t meet ev’ry day“ in die Nacht mit der Einladung für den kommenden Folk Club am 6. Mai, der wieder mit vielen Knüllern gespickt sein wird.
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