Donnerstag, 17. Mai 2012

FC - 26 Detlefs Bericht

Folk Club (Nr. 26) im Mai 2012 – Special Guest aus Irland
Die Gäste des Folk Club sind inzwischen sicherlich ziemlich verwöhnt. Aber ein musikalischer Gast aus Irland ist schon etwas Besonderes. Martin Donnelly aus dem nördlichen, britischen Teil der grünen Insel zeigte in zwei Sets im ersten und zweiten Teil des Abends etwas von der besonderen Gabe der irischen Musikpoeten. Mit seiner schönen tragenden Baritonstimme und selbst begleitet auf der Gitarre sang er Liebeslieder, wie „Flute of Ebony“ über das Mädchen mit Haaren wie ein irischer Setter, „Aphrodite“, ein Liebeslied für über Sechzigjährige.

Eine andere Gruppe von Liedern besingt die betörend schöne irische Landschaft: „Rathlin Island“ ist eine kleine Insel im Norden Irlands vor der Küste der Grafschaft Antrim, die überwiegend von Vögeln bewohnt ist und teilweise unter Naturschutz steht. Berühmt ist die Insel für ihr Vorkommen an Papageientauchern und die Dreizehenmöwen. „White Park Bay“ heißt das romantische Lied über eine zauberhafte Bucht mit weißem Sand und wenig Menschen ebenfalls an der Nordküste Irlands. Die Natur mit ihren Schönheiten ist ohnehin ein zentrales Thema von Martins Liedern aus eigener Feder. Sehr schön romantisch kleidet er mit „Clooney Sands“ den Wunsch, die Schönheiten der Natur mit dem geliebten Menschen zu teilen, in Verse und Melodien. „Now The Swallows are Away“ passte zwar nicht zur Jahreszeit, aber da sie (die Schwalben) gerade in Graurheindorf eingetroffen waren, ergab sich dennoch ein aktueller Bezug, zumal Master John Harrison in seinem Beitrag das Thema Natur ebenfalls behandelte – hatten sich die beiden abgesprochen? Auch seine kleine Tochter wurde mit „Daddy Will You Run?“ in das Konzert einbezogen. Das Lied besingt die besondere Art von Kindern, die Natur zu sehen: Sie bleiben lieber vor den kleinen Details stehen und beschäftigen sich mit ihnen, anstatt mit dem Vater einen ausgedehnten Spaziergang zu machen.

Etwas mysteriös war das Lied „The Green Man“, ein Lied über eine Symbolfigur für den grundsätzlichen Bezug des Menschen zur Natur, eine Figur mit einem heidnischen Ursprung, die aber auch in der Ausgestaltung vor allem Romanischer Kirchen an vielen Stellen zu finden ist. „Hunger in Your Eyes“ lautete der Titel des Liedes über Menschen, die nie genug bekommen. Nicht fehlen durfte ein Gassenhauer, bei dem die Gemeinde nach Herzen mitsingen konnte: „Wild Mountain Thyme“ war dazu bestens geeignet. Witzig Martins Bericht über seine Erfahrung bei einem Konzert in Schottland, als er den wilden Bergthymian als irisches Lied vorgestellt hatte – so etwas sorgt bei den keltischen Nachbarn auf der Ostseite der irischen See für Protest. Einen kleinen Nonsens-Beitrag gab es noch mit dem Lied über den Mann, der rohen Aal isst. Riesenapplaus für Martin und alle guten Wünsche für seine Tournee durch Deutschland.

Natürlich war die Session zuvor wieder in bekannter Manier von Master John Harrison eingeleitet worden. „Love in Vain“ lautete der Warmup-Blues von Altmeister Robert Johnson. Dann aber kamen die Bezüge zur Jahreszeit: John berichtete mit seinem Lied „Zeppelina“ über eine vom Rhein-in-Flammen-Lärm versprengte Ente, die in seinem Blumenkasten ein Nest einrichtete, dort Eier legte und tatsächlich ihre zahlreiche Nachkommenschar erbrütete und aufzog. Die gerade eingetroffenen, geheimnisvollen Mauersegler, die fast ihr ganzes Leben in atemberaubendem Flug in der Luft verbringen und sich jedes Jahr nur für weniger als vier Monate in unseren Breiten aufhalten, erhielten von John ein poetisches Denkmal mit seinem Gedicht „Swift“. Alle, die vielleicht nicht jedes Detail bei Johns Vortrag erhascht hatten, können es hier nachlesen:

Swift
Diving from your bell tower
On your maiden flight
Wings trembling with uncertainty
Tense with fright

Falling, falling, falling
Newton’s apple in your throat
You know your parents love you
But do they have to gloat?

The wind is rushing faster
The ground appearing near
Can this really be so normal?
My God, I’m feeling queer

Suddenly, your lungs are full and
The joy stick truly yanked
The curve is caught, new flight begins
We’re heading skywards, lessons banked

Fear vanquished, the ultimate flying machine
Makes the first few beats upon the wing
Conquers the air and to the sky is born,
The gleeful wingèd, feathered king

Flying like you never mean to stop
Full pilot control
No winged insect ever safe
On the Norway to the Cape patrol

At first great fear, now a mere “stroll” on the wing
Redefining “non-stop”
As your never-ending areal revere
Allows you perpetual “hip-hop”

What glee feel you now
Super, wingèd dove?
Flying for the United Nations
Master o’er all above

Screee, screeee, screeee,
Schreak, skrieck,
Skreigh skriegh
Scree skreigh

The will-o-the-wing
The screech-maker wiles and sings
Dicing, slicing through the rooftops
On vaulted wings

Some say a swift,
Urbane he be,
Can in the valleys
A mountain turn
To scree

I say a swift, rounding each and every
Roof top with such eternal glee.
“Welcome”
In my rafters be

To nest and seek sojourn
To breed and rest a while
To take breath and breed
And like a stile

Spring into the the air
and fly forever, not like the idle swallow
“I fly today, now I’m grounded ...
and maybe fly again tomorrow!”

You are a continuous cacophonous symphony
Of eternal wondrous, individual flight,
Ecstasy in motion,
Were I you, I might know fright.

Knowing you, I know none
You come as last, and leave us early,
Perpetual marker of the seasons
Antipodal friend in the hurly burly

Summer’s diplomat with summer’s
Whiles do dance
The mountain’s summits are such, yet much lower
Than your daily death-defying night flying trance

Fly forever celestial creature
With cries like none others heard
But ‘twixt Spring and Summer return in May
Enchanting word-defying, breath taking bird.

John Harrison


Doch schnell war John zurück beim Blues und mit dem Klassiker „Hoochie Coochie Man“, der besonders von Muddy Waters bekannt gemacht wurde.

Andreas Gruner, auch schon fast ein Klassiker des Folk Club, präsentierte mit seinem Begleiter André Moldovan einige Rock-Perlen: Cat Stevens’ „My Lady D’Arbanville“, „Hard Stuff“ von George Thorogood & The Destroyers und das Deep Purple Stück „Child in Time“ spielten beide mit einigen schönen Gitarrenpassagen.

Lange vermisst wurde Thomas Steffens, der den Folk Club diesmal wieder besuchte und vier seiner Lieder beisteuerte – natürlich nicht ohne vorher die Refrainzettel verteilt zu haben. „Where the Strawberry Beds“ war noch neu für die Gemeinde. „Donald Where’s your Troosers“ ging den meisten schon besser über die Lippen. „Liverpool Lou“ flutschte dann wie geschmiert. „Fields of Athenry“, die traurige Ballade über das große Elend der irischen Hungersnot in Irland in der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte dann einen Kontrapunkt gegen die zuvor gespielten lustigen Lieder. Viel Applaus für Thomas, der für den Folk Club mit seiner schönen Stimme und seinen einfühlsamen Liedern immer eine Bereicherung ist.

Diesmal hatte Thomas in Düsseldorf Werbung für den Bonner Folk Club gemacht und seinen Freund Gerd Werk mitgebracht. Der steuerte mit seiner nicht minder schönen und raumfüllenden Stimme zwei Klassiker aus den Sechzigern bei: „Only a Hobo“ von Bob Dylan und das herzerweichende „Last Thing on my Mind“ von Tom Paxton – Bitte mehr davon bei kommenden Folk Club Treffen!

Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt der Bonner Gruppe Saragina Combo, die zu Zwölft mit mindestens dreizehn verschiedenen Instrumenten den Saal aufmischten. Teils mit Gesang und teils auch nur instrumental spielten sie fetzige Stücke aus vielen Teilen der Welt, wie das jiddische Lied von der „grienen Kusine“ (oder „Di grine Kusine"?), „Le Petit Noir“ über die Liebe der Franzosen zum kleinen schwarzen Kaffe, ein russisches Lied über die Mandschurei, „Les Filles de Forges“ aus der Bretagne und das Stück „Saragina Rumba“, das viele von den 17 Hippies kennen. Stefan Finke, der bereits früher im Folk Club mit der Gruppe Rhein Folk aufgetreten war, hatte ganze Arbeit damit geleistet, die Truppe von ambitionierten Gelegenheitsmusikern zusammenzutrommeln und mit ihnen zu üben. Dicken Applaus und herzlichen Dank an alle und hoffentlich ein Wiedersehen im Folk Club.

Ein Folk Club geht nicht stilgerecht zuende ohne den obligatorischen Rausschmeißer und so musste zum Abschluss nochmals der altbekannte „Jock Stuart“ ran. Mittlerweile kennen viele den Text fast auswendig – entsprechend stimmgewaltig ging es zur Sache. Es war wieder ein runder Abend, der Neugier auf den nächsten macht.

Der findet am 1. Juni statt, aber diesmal ausnahmsweise in der Gaststätte „Rheindorfer Hof“ in der Estermannstraße 80-82.

4 Kommentare:

  1. A further reminder:

    http://3songsbonn.com/2012/05/28/3591/

    FCB 27 is not in Haus Müllenstumpe but in the same village, Graurheindorf, in the north of Bonn, less than 800 meters away in Rheindorfer Hof.

    AntwortenLöschen