Darby O´Leary trifft auf Mr. Bojangles und Jock Stewart
Folkclub Nr. 34 im Haus Müllestumpe
Wie schön es doch ist, die bekannten Mauern des Haus´ Müllestumpe in Graurheindorf wieder zu sehen! Nachdem der Folkclub ja ein wenig Pause hatte und das letzte Mal im Rheindorfer Hof gastierte, tut es gut, die alten Hallen wieder zu sehen. Nachdem schon die ersten Biere bestellt wurden, tauchte auch schon zur Freude aller John Hurd mit seiner Kamera auf. Man munkelte da bereits schon, dass er vielleicht heute einen Floorspot hinlegen würde, aber dies sollte sich erst später bewahrheiten.
Gerade als man sich nachdenklich mit seinem Nachbarn ins Gespräch vertieft hat, kam auch schon, wie jedes Mal, das „LADIES AND GENTLEMEN!“ aus John Harrisons Stimmbänder gedonnert. Die allgemeine Begrüßung schafft es tatsächlich auch schon alteingesessene Folkclubhasen aus dem Halbschlaf zu reißen! Nach einer kurzen Begrüßung kramte John auch schon seine Gitarre heraus und spielte ein Stück, dass nicht nur um die Welt gegangen ist, sondern auch schon seit langem von einigen Zuhörern gewünscht worden ist: „Needle and the damage done“ von Neil Young. Dieser Song über die Drogensucht wurde weniger als atmosphärische Singer/Songwriter Ballade gespielt, als vielmehr wie ein uraltes Blueslied performt. Bravo John! Danach kam das gute alte „Nevertheless I´m In Love With You“ von Harry Ruby & Bert Kalmar, dass auf jeden Fall den richtigen Swing hatte. Natürlich kann John keinen Floorspot hinlegen, ohne dass er tief in die Blueskiste greift. Und so wird am Ende noch „Gypsum Sack“ gespielt. Ein schöner, altbackener Blues.
Nach einem donnernden Applaus (auch wen nicht ganz so donnernd, wie Johns Ansage), wurde das Trio Ceolma auf die Bühne gerufen. Spätestens als man die irische Flöte und die Bodhrán (eine irische Trommel) zu Gesicht bekam, war klar, dass es jetzt The Dubliners-mäßig die irische Dusche geben wird. So genau so kam es. Ihr erster Song war somit gleich „Darby O´Leary“ über einen Wanderarbeiter. Wer ins tiefste Irland reist und dort abends in die Pubs geht, wird dort wohl kaum auf irischere Musik stoßen. Vom Gesang bis zu den Rhythmen, ist alles da! Der nächste Song war auch schon gleich eine Eigenkomposition des Flötisten „The Greatful Swan“ war ein Stück, dass barockartig in zwei teile aufgeteilt wurde, auch wenn es einen unverkennbaren Irischen Sound hatte. Man war in Gedanken definitiv schon irgendwo in Limerick angekommen, als nun zum Schluss noch „The Good Ship Kangaroo“ angestimmt wurde. Wieder ein Traditional, dass eine Geschichte zu erzählen hatte: Ein Seemann, der nach langer Zeit zurückkommt und merkt, dass seine Ehefrau schon fort ist.
Jetzt war es tatsächlich amtlich: John Hurd würde einen Floorspot präsentieren! Nach all den Jahren hat er sich endlich dazu aufgerafft. Mit glänzenden Augen und offenen Ohren wartete das Publikum gebannt auf die ersten Töne, die John anspielen würde. Nach einer kurzen und etwas schüchternen Ansage, erfüllten die Klänge des Songs „Harder Than Easy“ von Jack Savoretti das Haus Müllestumpe. Es war tatsächlich interessant: Bei so einem minimalistischen Intro als Ansage, kam auf einmal so ein toller Auftritt. Wir hoffen alle, dass es nicht das letzte Mal war, John!
Nachdem uns Richard Limbert schon das letzte Mal mit seiner Musik und seinem Zylinder erfreut hat, gab er uns nun wieder eine Kostprobe seiner Musik. Vorerst wurden erst mal alle 12 Saiten seiner Gitarre gestimmt. Nach einer kurzen Ansage gab es als Einsteig erst mal ein Instrumental. Einen wirklichen Namen hatte er zwar nicht dafür aber das wäre sowieso nicht nötig gewesen. Es genügte, einfach zuzuhören. Die Melodien überschlugen sich und die 12 Saiten machten alles noch harmnischer. Nach dem unkonventionellen Stück, borgte sich Richard nun die Guild von John und spielte drauf los. Es war das Cover von „The Weight“ The Band, von denen er bereits „The Night They Drove Old Dixie Down“ im Folkclub spielte. Natürlich sang jeder mit bei dem Refrain „Take a load of Fanny“! Mit seinem kleinen Spaziergang durch den Saal und der der charmanten Nebenflirterei mit der Kellnerin, während seines Songs, hat er ein wenig Humor in die Sache gebracht. Am Ende gab es noch das Cover von Dave Van Ronks „Chicken Is Nice“, indem er erklärt, dass er doch lieber Hühnchen mit Butter und Reis essen würde, als eine Freundin zu haben, die nur auf sein Geld aus ist.
Eigentlich sollte Richard an dem Abend gar nicht auf´treten, er sprang nur für Atilla Vural ein, der leider krank geworden ist. Auch wenn das Haus Müllestumpe den schweizer Gitarristen vermisste, gab es an dem Abend doch noch einen anderen Schweizer: Es war Gerhard Schweizer. Ganz spontan und locker kam er mit seiner alten, aber feinen Gitarre auf die Bühne und erzählte kurz und knackig, dass er eigentlich ein wenig bedenken hätte, nicht wirklich gut genug für den Folkclub zu sein. Aber er hatte völlig Unrecht: seine beiden Rheinhard Mey Stücke waren fabelhaft. Als erstes gab es „Mein Achtel Lorbeerblatt“, gefolgt von „Wir Sind Alle Lauter Arme Kleine Würstchen“, indem er vielleicht so manchen selbstsicheren Typen zum Nachdenken gebracht hat. Gut so!
Nach einer Pause setzte sich nun auch endlich Barry ans Klavier und spielte „With A Little Help From My Friends“, was natürlich alle mitsangen. Nach einer kleinen Suche in seinem Songbuch, entschied sich Barry schließlich für „Mr. Bojangles“ in begleitung von Paolo auf der Mundharmonika.
Nach einer kleinen Verlosungsaktion, geführt von Steve Perry, wurde es nun zeit für eine Art Supergroup als Duo: Jutta und Mario, die schon in vorherigen Folkclubs durch ihre einzigartigen, altdeutschen Lieder bekannt geworden sind, haben sich musikalisch endlich entschlossen, ein Projekt zu starten. Es wurde ein plattdeutsches Lied gezupft, dessen Vorspiel sich ein wenig anhörte, wie „Wir sagen euch an den lieben Advent“. Es handelte sich schließlich aber um mehr, als nur ein einfach Weihnachtslied. Es war als Duo einfach unschlagbar vorgetragen. Danach spielte Mario uns noch ein Lied vor, das er eigentlich als Karnevalslied geschrieben hat: „Oh, Thüringer Bratwurst“. Der Text war witzig und eingängig. Um ehrlich zu sein, kann man sich wirklich gut vorstellen, wie dieses Lied in der 5. Jahreszeit irgendwo im Zentrum von Köln von hunderten angetrunkenen Kölnern gegrölt wird. Schade, dass es kein Hit wurde!
Nun wurde es Zeit für einen kleinen Stilwechsel. Werner Krotz-Vogel betrat schweigen die Bühne. Mit seiner Jumbo-Akustikgitarre, seinem schmalen Gesicht, dem langen, weißen Hemd und den langen, wallenden Haaren, sah er haargenau so aus, wie Roger Hodgson in den 70gern! Das sind natürlich schon mal sehr sehr gute Voraussetzungen für gute Musik! Doch trotzdem schaffte er es, mit seinem Instrumental „Time To Think“ die Erwartungen zu sprengen. Bei seiner Spielweise könnte man denken, die Gitarre wurde zu singen anfangen. Wer aber auf jeden Fall zu singen begann, war Claudia Huismann. Sie und Werner bilden gemeinsam das Duo Meoneo. Meoneo performte als zweiten Song, ein Lied, mit dem einfachen Titel „Lux“. Claudia und Werner zeigte sich hier, wie gewphnt, jazzig und stilecht. Der Sall hatte schon längst den jazzigemn Groove, als Claudia mit dem Eggshaker alles nochmal etwas rhythmisierte. Claudia verlie´die Bühne zwar, aber ihr eifriger Gitarrist ließ sich von nicht abbringen! Mit „Aneglina“ gab es zum ersten Mal bei Werner ein Cover. Etwas romantisch versunken holte er alles aus seiner Gitarre raus. Danach gab es noch zwei Zugaben: einmal „Inhale Pink“ von Billy McLaughin, dass eher aus atmosphärischen Tönen, anstatt aus einer richtigen Melodie bestand. Danach gab es noch „Mother Nature´s Son“, welches hoffentlich allen im Publikum bekannt ist, als Hit aus dem Weißen Album der Beatles. Der Meister der Saiten tat es danach seiner reizenden Gesangskollegin gleich und verließ die Bühne.
So. Das wars auch mit dem Folkclub. Aber da fehlt doch etwas, oder? Aber na klar: Jock Stewart hatte noch gar nicht seinen Moment! Natürlich gab es am Ende dieses Folkclubs eine grandiose Version des folkigen Gassenhauers. Dieses Mal sogar mit voller Instrumentalisierung. Voller Inbrunst wurde auch hier wieder mitgesungen.
Allemal ein denkwürdiger Abend!
Richard Limbert
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