Steve's Tips:
No FCB Karfreitag
FCB am 1 Mai: Bill Perry & Don Alder
Rock&Rollator Show am 9. & 12. April Im Haus der Springmaus. Tickets noch zu haben!
Chris Biederwolf hat auch CDs die man käuflich erwerben kann
Im BürgerKulturzentrum „Kabelmetall“ in Windeck (Sieg, ca 50 km von Bonn) spielt u.a.
„Andys Musikwerkstatt“
http://www.kabelmetal.de/programm/april/
Steve Perry
Sonntag, 29. März 2015
Donnerstag, 26. März 2015
Detlefs Bericht vom Folk Club Nr. 56 am 6. März 2015
Folk Club
Nr. 56 am 6. März 2015 – „Züge, Schiffe usw.”
Das Reisen
und die Ferne und alle damit verbundenen Erlebnis- und Gefühlswelten sind
wunderbare Themen für Lieder. So konnte John Harrison bei seinem
Eröffnungsauftritt für die 56. Ausgabe des Folk Clubs Bonn auch so richtig in
die Vollen greifen. „Over the Hills“ lautete der Titel des Liedes aus dem 18.
Jahrhundert, das über die oftmals zum Militärdienst gepressten Soldaten
berichtet, die mit Versprechen auf ein besseres Leben als Soldat für den Kriegsdienst
in fernen Ländern geködert wurden. Die einfühlsame Melodie im Arrangement von
John Tams und der hintersinnig melancholische Text a capella gesungen gingen
gleich am Anfang des Abends unter die Haut. Der Refrain wurde vom Publikum –
der Saal war wieder wie üblich rammelvoll – gleich mit Inbrunst mitgesungen.
John Harrison wäre nicht er selbst, wenn er uns nicht auch eine Kostprobe
englischer Lyrik geben würde. William Wordworths Gedicht „I Wandered Lonely as
a Cloud“ war ein schöner Einstieg in den herannahenden Frühling. Das Gedicht
aus dem Jahr 1804 beschreibt, wie der Dichter bei seinen Wanderungen ein Feld
blühender Narzissen sieht und wie dieses Bild ihm immer wieder in einsamen
Stunden das Herz mit Freude erfüllt. Welch ein Gegensatz zur Lyrik heutiger
Tage, die, so scheint es, überwiegend von düsteren Gedanken und Ausweglosigkeit
geprägt ist. Beim dritten Lied wurde John von Paolo Pacifico auf der
Mundharmonika und auch gesanglich bei den Refrains unterstützt: „Drivin’ Wheel“
von David Wiffen beschreibt die Not eines Mannes, den auf dem Weg zu seiner
Geliebten sein Auto im Stich lässt. Er lässt das Auto stehen und nimmt
stattdessen für sein letztes Geld den Nachtzug – das ist wahre Liebe. Dicker
Applaus für John und Paolo!
Paolo,
diesmal an der Gitarre, durfte danach gleich zusammen mit seiner Freundin Svenja
Jesumann an der Geige noch einmal ran. „Shiver me Timbers“ von Tom Waits
beschreibt ganz generell die Not, die jemanden befällt, der seine Heimat und
seine Familie verlassen muss. Svenja und Paolo wechselten sich wunderschön bei
den Gesangspassagen ab, und Svenja steuerte noch ein feines Zwischenspiel auf
ihrer Geige bei.
Eine kleine
Kostprobe ihrer exzellenten Gitarrenkunst gaben uns Werner Krotz-Vogel
und Thomas Monnerjahn bei dem Jazz-Standard „Take the A-Train“ von Billy
Strayhorn aus dem Jahre 1939. Der Pianist Strayhorn war die rechte Hand von
Duke Ellington, der viele Strayhorn-Kompositionen als seine eigenen ausgab. Das
Stück ist ein wahrer Klassiker, und die beiden Gitarristen machten daraus ein
echtes Schmuckstück. Abwechselnd spielten sie die Melodiestimme und die
Begleitung. Mit wunderbaren Schmuckfiguren, Tempowechseln und kleinen
artistischen Kabinettstückchen wurde das Stück zu einem Ohrenschmaus. Das
nächste Stück mit dem Titel „Billie’s Bounce“ des legendären Saxophonisten
Charly Parker handelte zwar nicht von Verkehrsmitteln. Werner konstruierte hier
aber eine gewagte Brücke: Parker musizierte häufig zusammen mit dem nicht
minder berühmten Saxophonisten John Coltrane, dessen Spitzname „Trane“ war, das
genauso ausgesprochen wird wie der „Train“. Auch bei diesem Jazzstück sprühten
die beiden vor Gitarrenakrobatik mit ungeheurem musikalischen
Fingerspitzengefühl.
Das Publikum
forderte eine Zugabe und bekam sie natürlich auch: „Manhã de Carnaval“ ist eine
bekannte brasilianische Melodie aus dem mehrfach preisgekrönten Film „Orfeu
Negro“ (Der Schwarze Orpheus). Aus dem ohnehin schon einschmeichelnden Lied
machten die beiden eine Ohrenweide ohnegleichen – Wann bestreiten Werner und
Thomas den einmal einen Abend als „Featured Artists“? Wie dem auch sein, der
Applaus glich einer Explosion – Herrlich!
Der gute Stephan
Weidt, der mit seiner Frau Ulrike Hund danach mit seinen
Eigenkompositionen besinnlichere und nachdenklichere Töne anschlagen wollte,
kommentierte seine Situation nach dem vorherigen fulminanten Auftritt so: „Nach
dieser schönen Musik zu spielen, ist eine Ehre“. Stephan und Ulrike sind aber
Profis genug, um sich nicht einschüchtern zu lassen. Das haben sie auch gar
nicht nötig und konnten es mit ihren drei Liedern auch gleich unter Beweis
stellen. „Frau Matusek wohnt hier nicht mehr“ ist Stephans poetische
Betrachtung einer Hausgemeinschaft, die nach dem plötzlichen Verschwinden der
guten Seele der Mitbewohner mit einem Mal aus dem Lot gerät. Stephan hat das
melancholische Lied wunderbar instrumentiert. Zusammen mit Ulrikes einfühlsamer
Flötenbegleitung, seinem kunstvollen Gitarrenspiel und seiner klaren,
prägnanten Stimme ist das Lied ein kleines Juwel. „Mit leichtem Gepäck“ beschreibt
etwas geheimnisvoll Verlusterfahrungen. Der Text steht scheinbar im Kontrast zu
der fröhlichen Melodie im Dreivierteltakt – aber nur scheinbar, denn er weist
auf die befreiende Erfahrung hin, die das „Abschütteln des Staubes“ also des
vielen Ballasts, den wir in unserem Leben anhäufen, mit sich bringt.
Ein Beitrag
zum Thema des Abends war das dritte Lied, das Ulrike von ihren zahlreichen
beruflichen Reisen nach Russland und in die anderen ehemaligen Sowjetrepubliken
mitgebracht hatte: das Lied „Argo“ aus dem Trash-Musical von 1986 „Die lustige
Chronik einer gefährlichen Reise (Veselaja chronika opasnogo puteschestvija)“
aus der ehemaligen UdSSR. Ulrike hatte das Lied bezeichnenderweise auf einer
Zugfahrt in der Transsibirischen Eisenbahn gehört. Damit waren sowohl Züge als
auch Schiffe (die Argonauten fuhren ja mit dem Schiff) abgedeckt. Ulrike sang
natürlich auf Russisch und das Publikum durfte den Refrain „la la la lei la lei
“ mitsingen, und tat es auch – ein wunderbarer Spaß und dicker Applaus für
Ulrike und Stephan.
Für Tom
Meier war es der erste Auftritt im Folk Club. Im Gepäck hatte er – neben
seiner Gitarre – unter anderem den „San Francisco Bay Blues“. John Harrison
ließ es sich nicht nehmen, Tom bei diesem bekannten Blues auf der Mundharmonika
zu begleiten. Das Stück, so wurden wir belehrt, stammt nicht von Eric Clapton.
Euer Chronist hat mal recherchiert und herausgefunden, das es Jesse Fuller
zugeschrieben wird und von ihm erstmals 1954 auf Schallplatte aufgenommen
wurde. „500 Miles“ oder „If You Miss the Train I’m On“ hat auch viele
Interpreten gefunden, darunter das legendäre Trio Peter, Paul and Mary. Weiter
ging es mit Zügen, die offenbar viele Liedermacher inspiriert haben, darunter
auch Elizabeth Cotten. Ihr unsterbliches Lied „Freight Train“ interpretierte
Tom als wundeschönes Instrumental mit gekonntem Fingerpicking – Applaus und
Anerkennung für den herrlichen Beitrag.
Ein kleines
Schmankerl als Aufwärmer nach der Pause steuerten Barry Roshto am
Klavier und Claudia Huismann mit „You Call Out My Name“ von Carol King
bei. Schön, wie die beiden so fast beiläufig das Lied zweistimmig sangen und
damit den zweiten Teil des Abends einleiteten.
Shea
aus dem nordirischen Belfast hatte das Lied „Soldier“ des irischen
Liedermachers Damien Rice und eine Komposition der Schwedischen Gruppe First
Aid Kit mit dem Titel „Lion’s Roar“ für uns und fast überflüssig zu sagen, dass
hier so nebenbei wieder ein echter Edelstein auf der Folk Club-Bühne zu hören
war. Mit einer Stimme und Singweise, die leicht an den frühen Bob Dylan
erinnerte und mit professioneller Gitarrenbeherrschung gab er den beiden
Liedern eine wunderbare Stimmung.
Ebenfalls mit
zwei Liedern traten Matthew Robb
(John kündigte ihn als „Yorkshire
Matthew“ an) und Hermann Josef Wolf (alias Fliege) auf. Nach
Matthews etwas knapper Ankündigung handelte das erste Lied von Zügen und das
zweite von Schiffen. Im Schiffe-Lied ging es um Sklaventransporte. Matthew
hatte das Lied inspiriert von der Fernsehserie „Roots“ geschrieben. Leider
waren die Texte nicht allzu gut zu verstehen, aber die wunderbare
Instrumentalisierung und der Gesang entschädigten für das kleine Manko. Beide
Musiker harmonieren prächtig und transportieren ihre Musikbegeisterung
unmittelbar ins Publikum.
Daniel
Bongart ist Sänger in der Bonner Rockband „Winterfeld“. Heute spielte er
für uns „Daniel“ von Elton John. „Daniel is tonight travelling on the plane“
lautet eine Zeile des Textes, womit der Bezug zum Thema des Abends klar wird.
Mit seiner schönen, kräftigen Stimme sang er dann das selbst komponierte Lied
„Old Man“, das von seinem Onkel handelt. Sehr ambitioniert war sein Vortrag von
„Heyday“ von Mic Christopher. Trotz seiner leichten Erkältung meisterte er das
schwierig zu singende Lied mit Bravour – Dicker Applaus für Daniel.
Auch der im
Folk Club gut bekannte Peter Philips war indirekt ein Opfer der
Erkältungswelle, die ihn als einzigen von seinem Trio übrig gelassen hatte.
Aber ein wahrer Held gibt nicht auf. Statt seiner Trio-Mitstreiter spannte er
das Publikum ein, das ihn bei den Stücken „Sitting on the Dock of the Bay“ von
Otis Redding und „Jamaica Farewell“ (weltberühmt durch die Interpretation von
Harry Belafonte) tatkräftig unterstützte.
Unser
besonderer Gast des Abends hieß Paul O’Brien, und es würde mich wundern,
wenn mehr als eine Handvoll Folk Club-Besucher von ihm schon vor den
Ankündigungen für den Abend gehört gehabt hätten. Nach seinen Liedern fragte
sich aber mancher, warum Paul nicht bekannter ist. Das ist nun einmal das
Geheimnis des modernen Medien-Musikbetriebs. Paul lebt in Kanada, hat irische
Eltern, ist geboren und aufgewachsen in Großbritannien und ist gerade auf einer
Tournee durch Europa. Sein Leben in verschiedenen englischsprachigen Ländern
mit sehr unterschiedlichen Akzenten ist vielleicht das Geheimnis seiner
außergewöhnlich klaren und akzentuierten Aussprache, die es auch den weniger
geübten Zuhörern leicht machte, seine Geschichten und Liedtexte zu verstehen.
Und Paul hatte etwas zu erzählen!
Garniert mit
lustigen Geschichten aus seinem Leben und Anekdoten über Iren und Kanadier sang
er seine überwiegend selbst komponierten Lieder. „Sonny’s Dream“ handelt von
der Insel Neufundland im Osten Kanadas und ihren etwas eigenwilligen Bewohnern,
die sich nach Pauls Aussage eigentlich gar nicht als Teil Kanadas empfinden
(endlich habe ich mal gehört, wie man „Newfoundland“ richtig ausspricht). Seine
herrliche Baritonstimme mit einem zarten Vibrato verzauberte die Zuhörer
augenblicklich. Jedes seiner Lieder erzählte eine Geschichte meist mit einem
sehr persönlichen Bezug. Die Melodien scheinen zwar einfach, aber fesseln
dennoch. Sparsame aber gekonnte Fingerpicking-Gitarrenbegleitung unterstützt
die gesungenen Geschichten auf’s Köstlichste. In „American Car“ erzählt Paul
die Geschichte von einem Jungen in Europa, der glaubt Amerikanische Autos
könnten fliegen – zum Weinen schön. „Madrona Tree“ handelt von einem Baum mit
mythischer Bedeutung für die amerikanischen Ureinwohner, die Bäume dieser Art
nicht als Feuerholz nutzen. „Listen to Your Heart“ besingt die Talente, die in
uns schlummern. Es ist ein „Echolied“, und das Publikum sang die Echos
begeistert mit. In „The Quietest Voice“ geht es darum, dass oftmals die leisen
Stimmen viel zu sagen haben. Paul hatte das Lied für seine Frau geschrieben,
deren Mutter sehr früh an Multipler Sklerose verstorben war.
Paul kann
nicht nur hervorragend singen und Gitarre spielen, sondern beherrscht auch die
irische Trommel Bodhran hervorragend. „I Still Haven’t Found What I’m Looking
For“ von U2 von Paul a capella gesungen und nur mit Bodhran-Begleitung war ein
wahres Gänsehaut-Stück. Dazu trug auch der vielstimmige und vor allem
mehrstimmige Publikumschor bei, der wiederum Paul begeisterte. „I Call You My
Friend“ schrieb Paul für seinen Vater und handelt von dessen Freundschaft mit
seinem bestem Freund Jerry, aber eigentlich geht es ganz allgemein um
Freundschaft, die auch durch lange Trennung nicht endet. Auch hierbei gab es
einen vorzüglichen Refrain zum Mitsingen für das Publikum: „We share the
stories, we live the glories, and that’s why I call you my friend“ sorgte für
Gänsehaut bei allen im Saal.
Mein Favorit
aber ist das Lied von der kleinen Elli Ross, die zur Gitarrenstunde kam, aber
keine Lust auf Gitarrenunterricht hatte. Stattdessen bat sie Paul, ein Lied
über sich und ihre beste Freundin Charlotte zu schreiben, was er auch tat. Das
Lied über die beiden Mädchen und über ihre kleinen und großen Träume ist
einfach köstlich und geht direkt ins Herz. Das sollte das letzte Lied sein,
aber das tobende Publikum ließ Paul natürlich nicht ohne Zugabe gehen. „You Can
Light the Way“ ist ein Lied, das er anlässlich der Geburt seiner kleinen Nichte
geschrieben hatte, das aber auch ein wunderschönes und zu Herzen gehendes
Abschiedslied war – Paul, vielen Dank für deinen inspirierenden Auftritt, der
den Glückshormonpegel bei den Folk Club-Besuchern in ungeahnte Höhen getrieben
hat. Wir wünschen dir viel Erfolg auf deiner Tournee.
Mit unserem
alten Rausschmeißer „Jock Stewart“ ging der Abend standesgemäß zuende.
Wie freuen uns auf den nächsten Folk Club,
diesmal ausnahmsweise nicht am ersten Freitag im April, der auf den Karfreitag
fällt, sondern eine Woche früher am 27. März 2015. Wir erwarten als
besonderen Gast den Bonner Gitarristen Simon
Wahl, der derzeit im österreichischen Linz studiert und bereits im Juli
2013 im Folk Club begeistert hat.
Sonntag, 22. März 2015
Detlefs Bilder vom Folk Club Nr. 56 am 6. März 2015
Paolo Pacifico und John Harrison eröffnen den Abend |
Paolo Pacifico zusammen mit ... |
... Svenja Jesumann |
Gitarrenkunst mit Thomas Monnerjahn und Werner Krotz-Vogel |
Ulrike Hund und Stephan Weidt |
Tom Meier unterstützt von John Harrison |
Stargast des Abends: Paul O'Brien aus Kanada |
Barry Roshto und Claudia Huismann: Call out My Name |
Shay McVeigh aus Belfast |
Yorkshire Matthew und "Fliege" |
Daniel Bongart |
John Hurd vom Musikinformationsdienst 3SongsBonn |
Die Rheinländer lieben das Schunkeln - auch nach Karneval |
Peter Philips |
Jock Stewart, der Rausschmeißer |
Montag, 9. März 2015
3 Songs Review - FC 56
Another brilliant review from John Hurd on 3songsbonn :
Trains, Boats, Planes… and Daffodils – Bonn Folk Club 56
http://3songsbonn.com/2015/03/08/trains-boats-planes-and-daffodils-bonn-folk-club-56/
Thanks again John!!!
Photo Gallery
Trains, Boats, Planes… and Daffodils – Bonn Folk Club 56
http://3songsbonn.com/2015/03/08/trains-boats-planes-and-daffodils-bonn-folk-club-56/
Thanks again John!!!
Photo Gallery
Montag, 2. März 2015
Detlefs Bericht vom Folk Club Nr. 55 am 6. Februar 2015
Folk Club
Nr. 55 im Februar 2015 – „Lustige Lieder”
Offenbar ist
dieses ziemlich harmlos anmutende Motto für einen Folk Club doch erheblich zu
ambitioniert, und das obwohl wir mitten im Karneval waren. Der typische Folk Club-Künstler liebt nun mal traurige
Lieder, Lieder, die von der bösen, ungerechten Welt handeln, das Thema Liebe in
allen Variationen, oftmals natürlich um das Leid, das die Liebe verursacht,
behandeln – seufz! Nun, ganz ohne lustige Lieder verlief der Abend nicht, aber
auch der unlustige Teil war wie immer äußerst hörenswert.
Den Anfang
machte traditionell John Harrison mit einem Lied im klassischen
Blues-Muster „All by Myself“ von Big Bill Broonzy. Zusammen mit Steve Perry
sang er „The Man That Waters the Workers' Beer“. Das Lied beklagt den
hinterhältigen Brauer, der das Bier der schuftenden Arbeiter mit Wasser
streckt. Steve benutzt seine Waldzither als Slide Guitar, sehr apart. In die
lustige Kategorie fällt das Lied „The Librarian’s Lament“, das John und Steve gemeinsam a capella
sangen. Das Lied benutzt ein witziges Wortspiel, das aus der Aussprache von
„pawnbroker“ (Pfandleiher) herrührt. Schnell ist eine unbeabsichtigte
Verbindung zu „Porn“ hergestellt. Das Erkennungszeichen der Pfandleiher, drei
goldene Kugeln an der Geschäftstür werden schließlich für die Aussage „he is
the man with three balls“ umgemünzt. Witzig auch Steve als Frau des
Pfandleihers mit strubbeliger Perücke.
Alles andere
als lustig war Janero del Rosarios Beitrag in seiner Muttersprache
Tagalog. Das Lied handelt über die Gedanken, die sich jemand über einen Freund
macht, nachdem dieser Selbstmord begangen hat. „Hoy, hoy Buloy“ stammt von der
philippinischen Gruppe Parokya ni Edgar (Edgars Gemeinde).
In die
Liedermacherwelt der 1970er Jahre entführte uns danach GW Spiller.
Ulrich Roskis satirisches Lied mit dem für Roski charakteristischen
Sprechgesang „Des Pudels Kern“ war damals ungeheuer populär, aber heute kennt
es kaum noch jemand – ein herrlicher Beitrag zum Thema des Abends.
Ebenfalls aus
der lustigen Kiste kam der Beitrag der „meoneo-Family“ (Claudia
Huismann und Werner Krotz-Vogel zusammen mit Claudias Kindern Annette
und Jan sowie GW Spiller). Den Nonsens-Ohrwurm „Mana-Mana“, der
durch die Puppen-Interpretationen aus Sesamstraße und Muppet-Show weltbekannt wurde, nahm das Publikum
begeistert auf. Annette und Jan steuerten sogar die nötigen Puppen-Einlagen
bei.
Werner
startete danach ein kleines Ratespiel nach dem Motto „erkennen Sie die
Melodie?“ Ratefuchs und Musikprofi Mario Dompke war der schnellste, der
nach den ersten Takten schon „Das Loch in der Banane“ identifizierte und
erhielt als Preis eine Banane. Das Instrumentalstück von Klaus Weiland diente
im NDR-Fernsehen jahrelang als Pausenmusik und gilt als eines der bekanntesten
deutschen fingerstyle-Stücke – Natürlich hat auch Werner die Melodie im
Repertoire – Klasse.
Benedict
Steilmann und seine Schlagzeugerin Julia beschäftigten sich danach
mit dem Schlaraffenland der Hobos, der amerikanischen Landstreicher. „Big Rock
Candy Mountain“ von Harry McClintock ist das Lied über das Land, wo dem
Landstreicher die gebratenen Tauben (und natürlich Zigaretten, Whisky usw.)
buchstäblich ins Maul fliegen. Ein tolles Land, wo man sogar seine Socken nicht
zu wechseln braucht. Julia machte aus der Not eine Tugend und benutzte eine
Stuhllehne als Schlagzeug.
Mit Abstand
die jüngsten Musiker des Abends waren Michael und Tilman („schon
15 oder doch erst 14?“), die sich gleich an einem Klassiker versuchten: „All
Along The Watchtower“ von Rock-Legende Jimi Hendrix. Die beiden Jungs waren
eine Wucht. Auch die nicht einfachen Gitarrensoli meisterte Michael mit
Bravour. Bei „Sweet Home Chicago“, konnten beide erneut ihre schönen kräftigen
Stimmen und ihr Können an den Gitarren bei den klassischen Blues-Riffs
einsetzen. Ein kleiner Beitrag zum Thema und die an dem Abend (leider) einzige
Referenz an die 5. Jahreszeit war zum Abschluss „Pirate“ von Kasalla. Das
Publikum war begeistert. Auch dem anwesenden Gitarrenlehrer der beiden, Ralf
Wackers, der schon mehrfach selbst mit seiner Folk Band Currach im Folk
Club aufgetreten war, gebührt ein dickes Lob für die Ausbildung der beiden
jungen Musiker – mehr davon!
Erster
„Featured Artist“ des Abends war Tom Kannmacher, der zuletzt 2011 einen gefeierten Auftritt im Folk Club
hatte. Damals trat er mit dem komplizierten irischen Dudelsack (Uilleann Pipes)
auf. Diesmal brachte er die sogenannte Gitarrenlaute mit, ein altes
traditionelles deutsches Zupfinstrument (schaut mal auf die Bildergalerie!).
Traditionell waren auch seine Beiträge, aber wer kennt diese schönen deutschen
Volkslieder noch? „Ein Spielmann ist aus Franken kommen“ handelt von einem
Spielmann, der Einlass in den Himmel begehrt. Er muss wohl ein ziemlicher
Taugenichts gewesen sein. Erst die Fürsprache der Kinder, die seine Musik so
lieben, erweicht das Herz des Herrn – ergreifend gespielt. Seitensprung und
Erpressung ist das Thema beim Lied „Der Wasserkrug“, bei dem eine Dienstmagd
beinahe Opfer der Eifersüchteleien ihrer Dienstherrin wird und sich nur durch
den Hinweis auf deren eigene außereheliche Betätigungen retten kann. Ebenfalls
um heimliche Liebe geht es bei den Liedern „Der Bettelmann aus Ungarland“ und
„Das Geigenbüwele“ – herrlich gespielt und gesungen.
Ein recht
ungewöhnliches Instrument ist die Epinette des Vosges (Vogesenspinett), das uns
Tom mit dem nächsten Lied vorstellte. Dabei handelt es sich um eine Vertreterin
der sogenannten Bordunzithern und ist mit dem Scheitholt verwandt und auch mit
dem Appalachian Dulcimer, den wir im Januar zu hören bekamen. Das Lied vom
Edelmann und seinem Knecht setzt das Thema heimliche Liebe, Untreue usw. fort.
Wieder mit
der Gitarrenlaute spielte Tom danach die Lieder „Es war einmal eine Müllerin“,
„Das Lied vom Tannhäuser“ und das mit Textpassagen auf Deutsch und Französisch
versehene Lied „Il faut toujours lustig sein“ aus Lothringen. Großer Applaus
für Tom Kannmachers wunderbare Interpretationen und seinen Beitrag, fast
vergessenes Liedgut in Erinnerung zu bewahren.
Nach der
Pause setzte Jutta Mensing mit einem wunderschön a capella gesungenen
Lied „Es war einmal ein Mädchen“ Toms Thema von kleinen Betrügereien in
Liebesangelegenheiten fort.
Einen
mittelschweren Knoten im Gehirn verschaffte uns Barry Roshto als zweiter
Aufwärmer nach der Pause mit seinem Lied „I’m My Own Grandpa“. So verwickelt
können Familienbeziehungen kaum sein, oder etwa doch? Im Internet kursieren
jedenfalls Notizen von Leuten, die sich stundenlang damit beschäftigt haben,
die durch das Kreuz- und Quergeheirate von Vater und Sohn entstandenen
verzwickten verwandtschaftlichen Beziehungen aufzudröseln – herrlich!
Gerhard Haug
sorgte dann auf dem von ihm vor der Session gestimmten Klavier (großes
Dankeschön!) mit einigen Jazz Klassikern (u.a. „Misty“ von Erroll Garner) für
Wohlfühl Effekte.
In eine
komplett andere musikalische Richtung drehte uns unser zweiter „Featured
Artist“ des Abends David Blair aus Kanada. Mit seiner ungeheuren
stimmlichen Vitalität und seinem gekonnten Gitarrenspiel gab er uns ein paar
Kostproben aus dem Repertoire seiner selbst geschriebenen Lieder. Wunderbar
poetische Texte kombiniert er mit Melodien, die dem Ohr schmeicheln. „This is
the Soundtrack to Our Conversation“, When I think of You“, „Stronger, Higher,
Faster“, What I’m Worried About“, „Nothing Left to Prove“ waren einige Titel seiner
Lieder. Witzig war seine Interpretation des Hits von Britney Spears „Baby One
More Time“, bei dem er den Refrain ins Deutsche übertrug „Schlag mich Baby noch
einmal“ – zum Piepen! Eine tolle Interpretation lieferte er ferner bei dem
Elton John Hit „Your Song“. Bemerkenswert war seine wunderbare Stimmbeherrschung
auch in der Höhe und der mühelose Registerwechsel von Brust- zu Kopfstimme –
Wir können uns glücklich schätzen, dass David bei uns auf seiner Tour durch das
nördliche Europa einen Abstecher gemacht hat, einfach Klasse.
Als Floor Spot hatte sich kurzfristig Matthew Phillips
aus London angesagt, der sich als ein echter Kracher entpuppte. „Crime And
Punishment“ und „Cold Blood“ waren die Liedtitel, die euer Chronist verstanden
hat. Dazu kam noch ein Lied über eine Begegnung eines Mannes und einer Frau bei
einem Flug über den Ozean. Das Flugzeug stürzt aber ab. Verwunschen und
hintergründig sind seine Texte, filigran und verwegen die Melodien. Seine
äußerst variable und voluminöse Stimme erinnert zuweilen an Bryan Ferry von
Roxy Music. In England ist er mit der Band Kites aktiv. Wir können nur hoffen,
dass auch er uns einmal wieder mit einem Auftritt beglücken wird.
Der Abend war wie fast immer wieder voller positiver
Überraschungen und musikalischer Glücksgefühle. Natürlich ging er nicht zuende,
ohne dass der übliche Rausschmeißer Jock Stewart gebührend gewürdigt wurde.
Auf Wiedersehen bis zum 6. März. Wir erwarten dann als
„Featured Artist“ den Kanadier Paul O’Brien. Wer Lust hat, kann sich hier schon einmal auf seine Musik
einstimmen.
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