April, April – ein Brauch zum 1. April – wer länger
Freude haben will, geht in den Folkclub Bonn
Der erste Freitag im April 2017 fiel auf den 7. April
– trotzdem ließ sich niemand entmutigen, dem Motto „Aprilscherze“ in den
Folkclub Bonn zu folgen. Wie immer kam die erste „erschreckende“ Erheiterung
durch die lautstarke, für Ruhe sorgende Begrüßung des Eventmasters John
Harrison. „Laaadies and Gentlemen....“ - immer wieder erstaunlich ist, dass
alle darauf warten und trotzdem zusammenzucken, wenn es dann soweit ist.
Aber, um nicht bekanntes neu zu diskutieren, wende
ich mich direkt dem nachfolgenden Aprilscherz in Form einer musikalischen
Erzählung einer wahren, wenn auch unglaubwürdigen Geschichte zu. The Derby
Ram erzählt von einem Schafbock, der so groß war, dass alle Vergleiche zum
Scheitern verurteilt sind. Natürlich waren zur Pflege, Schlachtung und
Verarbeitung bei dieser Größe wahre Meisterleistungen zu vollbringen – doch wie
könnte es anders in einem Lied sein, es klappte. Lachhaft, doch eher zum Weinen
ist die aktuelle Einwanderungspolitik des amerikanischen Präsidenten, dessen
Namen ich hier nicht nennen will, um nicht noch Werbung für ihn zu betreiben.
Als meisterhafter Protest dagegen ist jedoch das Lied „America“ von
Paddy McAloon und dessen Interpretation von John Harrison zu bezeichnen. Aus
der ernsteren Ecke leitete John nun mit dem Frühlingslied „Dandelion“
wieder zu den eher musischen Themen über. Eine gelungene Abrundung seines
Eröffnungsspots bot John mit der Geschichte von „Albert McTavish's Brand New
Frigidaire“, die er ein wenig ausführlicher erzählte, damit unbekannte
Ausdrucksformen während des Vortrags auch wirklich von jedem verstanden werden
konnten – deckte er doch nach seinen Ausführungen diese unbekannten
Ausdrucksformen durch die Ankündigung, dass es sich um ein Instrumentalstück
handele auf (diese ausführliche Beschreibung brachte Steve Perry bei seinem
Auftritt zu der Überzeugung sich trotz der Notwendigkeit von Erläuterungen
etwas kürzer zu halten - aber davon später mehr) .
Wer ist eigentlich ein Chef? Auch ohne Klärung dieser
Frage präsentierte uns aus der Poetry Ecke Gert Müller die Antwort auf:
was ist eigentlich ein Chef - nämlich eine in Verse und Reime gebrachte
Aussage, die wohl schon jeder einmal zumindest gedacht hat: Der Chef ist ein
A...loch, das nur Sch... produziert! Glücklicherweise ist dies nur in
vielen und nicht in allen Fällen so :-)
Vier Finger und vier Saiten – eine perfekte Passung
zwischen Spieler und Instrument wird so bei der Ukulele hergestellt – aber bis
jemand soweit ist, genau diese Perfektion zu erreichen, ist ein langer Weg zu
beschreiten. Einen schon beträchtlich weites Stück dieses Weges sind die Kids
for Music Cologne mit ihrem Lehrer bereits gegangen. Zum wiederholten Mal
im Folkclub, schafften sie es wieder mit ihrer Musik zu begeistern. Ein paar
jüngere Musiker sollten für den Folkclub aktiviert werden und nun standen zum
zweiten Mal mehr als zehn hoffnungsvolle Musiker mit ihren kleinen Instrumenten
auf der Bühne. „Wenn der Sommer kommt“ und „Die perfekte Welle“ waren
Stücke, die, gut vorgetragen, zu viel Stimmung im Saal beitrugen und Mitsingen
zuließen. Mit ihrem Lied „Die neue Schule“ bewiesen die Kids aber auch,
das bereits in frühen Karrieretagen große Leistungen vollbracht werden können.
Dieses Lied nämlich ist eine Eigenkomposition einer Musikerin der Kids for
Music. Wen verwundert es da, dass der Floorspot nicht so leicht zu beenden war
und eine Zugabe frenetisch gefordert wurde, die mit „99 Luftballons“
auch gegeben wurde.
Karin & Gerald sind wohlbekannte Freunde des Clubs – als
kontinuierliche Gäste und Zuhörer, als immer bereite Mitstreiter und natürlich
als oft und gern gesehene Musiker. Mit den Stücken „In the Wind“ von
Mariama wurde ein für den Frühlingsanfang passender Aufbruch in Hoffnung und
positives Denken gegeben. Obwohl dieses Stück von frühem Tod handelt, zeigt es
die positiven Gedanken an den Tod auf: „Now you're in the wind, Now you're
in the trees, Now you're everything you ever wanted to be, Now your heart is
light, And your soul is free, Now you're every river that runs towards the sea“
, was kann man sich mehr wünschen? „Smile“ ist als Melodie und Lied wohl
fast jedem bekannt – nicht so bekannt ist, dass dieses Lied von Charlie Chaplin
geschrieben ist – wird er doch eher mit der Schauspielerei und hier mit der
Komik verbunden. Immer wieder erstaunt es, was sich alles hinter
offensichtlichen Fassaden von Menschen verbirgt. Den Kurz-Gig abgeschlossen
haben die Beiden mit dem Kathie Melua Song „Spider's Web“ - Schönheit,
Verhängnis und vieles mehr ist mit dem Spinnennetz verbunden.
Als featured artists des Abend betraten nun seltsame
Kerle und eine featured Dame die Bühne. Warum seltsam? Weil sie sich selbst
so nennen. Seltsam ist
eigentlich ein Duo aus Wolle und Holger, aber weil es bei den letzten
Plattenaufnahmen so schön war, spielt nun manchmal Holgers Tochter die erste
(und einzige) Geige. „Ihr habt uns ein Gefühl, zuhause zu sein, gegeben und
deshalb kommen wir immer gerne wieder her“, so begrüßte Wolle die
Folkcluber und drückte damit etwas aus, was viele Musiker und Zuhörer immer
wieder denken: Den Folkclub macht die Atmosphäre aus – Einfachheit, Spaß und
Professionalität gehen Hand in Hand durch die musikalischen Landschaften. Aber
zurück zu Seltsam. Soll ich noch mehr über die Gruppe sagen, oder soll ich mich
wiederholen? Bereits zum FCB 71 habe ich die Beiden beschrieben als eine
Mischung aus Folk, Balladen, Rock und Jazz als eigenständigen Musikstil, der
viele Größen mit einbezieht – also klasse und authentisch. Dies bewiesen sie
auch diesmal wieder. Nicht jeder Geschmack muss getroffen werden, aber jeder
wird zum Zuhören mitgenommen, um sich eine eigene Meinung bilden zu können. Und
diese Meinung hieß bei den überwiegenden Anwesenden – toll!! Mit den Liedern „Me
and My Music“, „Swamp“ und „Love is Wish“ bestritten sie
ihren ersten Teil, kamen dann aber nach der Pause wieder und führten uns wieder
mit „Rain in Paris“, „Wundermädchen“ (dem einzigen deutschen Lied
der beiden über die Oma von Wolle), „Come on Navigator“ und „Sunday
Paradise“ in ihre ganz spezielle und unverkennbare Musikwelt.
Aber vorher kam – unmittelbar nach der Pause – noch
ein weiterer Poetry Beitrag. Peter Detering gab ein eigenes, frühes Werk
über die Liebe zum Besten – auch hier ging die Liebe einige Umwege, kam
aber zum Glück doch noch bei eben dieser an.
Ein ganz besonderer Leckerbissen stand nun mit den
drei Musiker John Harrison, gebürtig aus Great Britain, Robert Hrubes,
angereist aus USA, California und Paolo Pacifico, allseits bekannt als
Italiener auf dem Programm. Die Drei haben sich für den Abend zusammengetan -
was aber verbindet diese Nationen in der heutigen Zeit? Die Politik – alle
Länder haben katastrophale Wahlen/ Abstimmungen hinter sich:
BrexTrumRen – ist zwar nur ein (wahrscheinlich
blödes) Kunstwort von mir, beinhaltet aber die Katastrophen des beginnenden EU
Zerfalls und der nationalen Trump Politik . Also hat sich die Leidensgemeinschaft
aus John, Paolo und Robert zusammengetan und kurzerhand ein Lied komponiert „Election“.
Ein fulminates Werk aus Gitarre und Fingerpicking, Klaviervirtuosität und – wie
könnte es anders sein – Mundharmonikaprofessionalität. Nicht zu vergessen die
gemeinsamen Stimmen, die Klangfarben von „Tote erwecken bis Lullaby“
beinhalteten. Gerade Paolo hat gezeigt, wie ein doch eher nüchtern anmutender
Mensch in Musik aufgeht und Emotion pur rüberbringt. Mit dem Stück „Mystic“
wollten die drei sich dann wieder verabschieden. Das Lied gelang ihnen sehr
gut, der Abschied wurde nicht hingenommen und so kam dann ein gemeinsames
Erlebnis mit und zwischen Musikern und Publikum zustande Das „House of the
Rising Sun“ wurde zum gemeinsamen
Aufenthaltsort und so mit mindestens hundert Stimmen gesungen – wir alle haben
noch die Hoffnung, dass mit der Textzeile „And it's been the ruin of many a
poor boy“ weder das britische Parlament, noch das weiße Haus oder die
Camera dei deputati gemeint sind.
Nach diesen, insgesamt vom Lebensalter nicht mehr als
extrem jugendlich zu bezeichnendem Trio, konnte das Folkclub Management wieder
zukunftssichernde Maßnahmen betreiben. Ramin, Tilman und Michael haben
noch eine große Zukunft vor sich, haben noch viel Zeit, sich zu entwickeln und
viele Zuhörer zu begeistern. Ob sie diese Zeit allerdings brauchen, ist
zweifelhaft, denn bereits heute bringen sie ihre Stücke nahezu perfekt auf die
Bühne. Ein klares und verständliches Zusammenspielt, gepaart mit solistischem
Können und auch Mut, Klänge aus verschiedenen Stilrichtungen zu mischen bringt
Freude und Anerkennung auf die Bühne. Mit dem Stücken „Wide Open Spaces“,
„A Horse With No Name“ und „Trains“ gewannen die drei wieder
einmal ihr Publikum. Ich hoffe auch diesmal, dass es nicht das letzte Mal war,
sondern, dass wir die drei bald wieder sehen und neue Schritte ihrer
Entwicklung beobachten dürfen.
Angekündigt als Duo betrat Steve Perry
(bedingt durch Krankheitsausfall) allein die Bühne. Er kündigte sein Lied damit
an, dass er zwar eigentlich mit Regine andere Lieder vortragen wollte, da
Regine nun aber nicht dabei sei, er dieses Lied singe, weil Regine dieses nicht
kenne, er aber über das Lied nicht viel sagen wolle, obwohl dies notwendig sei,
aber es ausreichen müsse zu wissen, dass so ein Typ von Vancouver hoch in den
Norden ging, um von dort Holz an die Küste zurückzubringen, doch bei seiner
Rückkehr die Frau weg war, aber er ja Geld verdient hatte und Frauen könne
man(n) kaufen. Nach ein bisschen Suchen habe ich gefunden, dass es sich bei
diesem Lied um den Song „Summer Wages“ von Ian Tyson handelte. Steve
begleitete das Lied auf seiner Viola Caipira (einer 10 saitigen Gitarre) .
Da ich den zweiten Teil des Seltsam Auftritts bereits
behandelt habe, bleibt nun wie immer noch Zeit sich dem Geselligen zu widmen.
Getreu dem Motto von Jock Stewart „are we all people you don't meet every day“
- aber doch jeden ersten Freitag im Monat – in diesem Sinne
out of your bedroom come to Dotty's Sportsbar. See
you at May 5th.
Mario
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