Montag, 1. Mai 2017

Marios Bericht vom Folk Club Nr. 79 am 7. April 2017


April, April – ein Brauch zum 1. April – wer länger Freude haben will, geht in den Folkclub Bonn
Der erste Freitag im April 2017 fiel auf den 7. April – trotzdem ließ sich niemand entmutigen, dem Motto „Aprilscherze“ in den Folkclub Bonn zu folgen. Wie immer kam die erste „erschreckende“ Erheiterung durch die lautstarke, für Ruhe sorgende Begrüßung des Eventmasters John Harrison. „Laaadies and Gentlemen....“ - immer wieder erstaunlich ist, dass alle darauf warten und trotzdem zusammenzucken, wenn es dann soweit ist.
Aber, um nicht bekanntes neu zu diskutieren, wende ich mich direkt dem nachfolgenden Aprilscherz in Form einer musikalischen Erzählung einer wahren, wenn auch unglaubwürdigen Geschichte zu. The Derby Ram erzählt von einem Schafbock, der so groß war, dass alle Vergleiche zum Scheitern verurteilt sind. Natürlich waren zur Pflege, Schlachtung und Verarbeitung bei dieser Größe wahre Meisterleistungen zu vollbringen – doch wie könnte es anders in einem Lied sein, es klappte. Lachhaft, doch eher zum Weinen ist die aktuelle Einwanderungspolitik des amerikanischen Präsidenten, dessen Namen ich hier nicht nennen will, um nicht noch Werbung für ihn zu betreiben. Als meisterhafter Protest dagegen ist jedoch das Lied „America“ von Paddy McAloon und dessen Interpretation von John Harrison zu bezeichnen. Aus der ernsteren Ecke leitete John nun mit dem Frühlingslied „Dandelion“ wieder zu den eher musischen Themen über. Eine gelungene Abrundung seines Eröffnungsspots bot John mit der Geschichte von „Albert McTavish's Brand New Frigidaire“, die er ein wenig ausführlicher erzählte, damit unbekannte Ausdrucksformen während des Vortrags auch wirklich von jedem verstanden werden konnten – deckte er doch nach seinen Ausführungen diese unbekannten Ausdrucksformen durch die Ankündigung, dass es sich um ein Instrumentalstück handele auf (diese ausführliche Beschreibung brachte Steve Perry bei seinem Auftritt zu der Überzeugung sich trotz der Notwendigkeit von Erläuterungen etwas kürzer zu halten - aber davon später mehr) .
Wer ist eigentlich ein Chef? Auch ohne Klärung dieser Frage präsentierte uns aus der Poetry Ecke Gert Müller die Antwort auf: was ist eigentlich ein Chef - nämlich eine in Verse und Reime gebrachte Aussage, die wohl schon jeder einmal zumindest gedacht hat: Der Chef ist ein A...loch, das nur Sch... produziert! Glücklicherweise ist dies nur in vielen  und nicht in allen Fällen so :-)
Vier Finger und vier Saiten – eine perfekte Passung zwischen Spieler und Instrument wird so bei der Ukulele hergestellt – aber bis jemand soweit ist, genau diese Perfektion zu erreichen, ist ein langer Weg zu beschreiten. Einen schon beträchtlich weites Stück dieses Weges sind die Kids for Music Cologne mit ihrem Lehrer bereits gegangen. Zum wiederholten Mal im Folkclub, schafften sie es wieder mit ihrer Musik zu begeistern. Ein paar jüngere Musiker sollten für den Folkclub aktiviert werden und nun standen zum zweiten Mal mehr als zehn hoffnungsvolle Musiker mit ihren kleinen Instrumenten auf der Bühne. „Wenn der Sommer kommt“ und  „Die perfekte Welle“  waren Stücke, die, gut vorgetragen, zu viel Stimmung im Saal beitrugen und Mitsingen zuließen. Mit ihrem Lied „Die neue Schule“ bewiesen die Kids aber auch, das bereits in frühen Karrieretagen große Leistungen vollbracht werden können. Dieses Lied nämlich ist eine Eigenkomposition einer Musikerin der Kids for Music. Wen verwundert es da, dass der Floorspot nicht so leicht zu beenden war und eine Zugabe frenetisch gefordert wurde, die mit „99 Luftballons“ auch gegeben wurde.
Karin & Gerald sind wohlbekannte Freunde des Clubs – als kontinuierliche Gäste und Zuhörer, als immer bereite Mitstreiter und natürlich als oft und gern gesehene Musiker. Mit den Stücken „In the Wind“ von Mariama wurde ein für den Frühlingsanfang passender Aufbruch in Hoffnung und positives Denken gegeben. Obwohl dieses Stück von frühem Tod handelt, zeigt es die positiven Gedanken an den Tod auf: „Now you're in the wind, Now you're in the trees, Now you're everything you ever wanted to be, Now your heart is light, And your soul is free, Now you're every river that runs towards the sea“ , was kann man sich mehr wünschen? „Smile“ ist als Melodie und Lied wohl fast jedem bekannt – nicht so bekannt ist, dass dieses Lied von Charlie Chaplin geschrieben ist – wird er doch eher mit der Schauspielerei und hier mit der Komik verbunden. Immer wieder erstaunt es, was sich alles hinter offensichtlichen Fassaden von Menschen verbirgt. Den Kurz-Gig abgeschlossen haben die Beiden mit dem Kathie Melua Song „Spider's Web“ - Schönheit, Verhängnis und vieles mehr ist mit dem Spinnennetz verbunden.
Als featured artists des Abend betraten nun seltsame Kerle und eine featured Dame die Bühne. Warum seltsam? Weil sie sich selbst so  nennen. Seltsam ist eigentlich ein Duo aus Wolle und Holger, aber weil es bei den letzten Plattenaufnahmen so schön war, spielt nun manchmal Holgers Tochter die erste (und einzige) Geige. „Ihr habt uns ein Gefühl, zuhause zu sein, gegeben und deshalb kommen wir immer gerne wieder her“, so begrüßte Wolle die Folkcluber und drückte damit etwas aus, was viele Musiker und Zuhörer immer wieder denken: Den Folkclub macht die Atmosphäre aus – Einfachheit, Spaß und Professionalität gehen Hand in Hand durch die musikalischen Landschaften. Aber zurück zu Seltsam. Soll ich noch mehr über die Gruppe sagen, oder soll ich mich wiederholen? Bereits zum FCB 71 habe ich die Beiden beschrieben als eine Mischung aus Folk, Balladen, Rock und Jazz als eigenständigen Musikstil, der viele Größen mit einbezieht – also klasse und authentisch. Dies bewiesen sie auch diesmal wieder. Nicht jeder Geschmack muss getroffen werden, aber jeder wird zum Zuhören mitgenommen, um sich eine eigene Meinung bilden zu können. Und diese Meinung hieß bei den überwiegenden Anwesenden – toll!! Mit den Liedern „Me and My Music“, „Swamp“ und „Love is Wish“ bestritten sie ihren ersten Teil, kamen dann aber nach der Pause wieder und führten uns wieder mit „Rain in Paris“, „Wundermädchen“ (dem einzigen deutschen Lied der beiden über die Oma von Wolle), „Come on Navigator“ und „Sunday Paradise“ in ihre ganz spezielle und unverkennbare Musikwelt.
Aber vorher kam – unmittelbar nach der Pause – noch ein weiterer Poetry Beitrag. Peter Detering gab ein eigenes, frühes Werk über die Liebe zum Besten – auch hier ging die Liebe einige Umwege, kam aber zum Glück doch noch bei eben dieser an.
Ein ganz besonderer Leckerbissen stand nun mit den drei Musiker John Harrison, gebürtig aus Great Britain, Robert Hrubes, angereist aus USA, California und Paolo Pacifico, allseits bekannt als Italiener auf dem Programm. Die Drei haben sich für den Abend zusammengetan - was aber verbindet diese Nationen in der heutigen Zeit? Die Politik – alle Länder haben katastrophale Wahlen/ Abstimmungen hinter sich:
BrexTrumRen – ist zwar nur ein (wahrscheinlich blödes) Kunstwort von mir, beinhaltet aber die Katastrophen des beginnenden EU Zerfalls und der nationalen Trump Politik . Also hat sich die Leidensgemeinschaft aus John, Paolo und Robert zusammengetan und kurzerhand ein Lied komponiert „Election“. Ein fulminates Werk aus Gitarre und Fingerpicking, Klaviervirtuosität und – wie könnte es anders sein – Mundharmonikaprofessionalität. Nicht zu vergessen die gemeinsamen Stimmen, die Klangfarben von „Tote erwecken bis Lullaby“ beinhalteten. Gerade Paolo hat gezeigt, wie ein doch eher nüchtern anmutender Mensch in Musik aufgeht und Emotion pur rüberbringt. Mit dem Stück „Mystic“ wollten die drei sich dann wieder verabschieden. Das Lied gelang ihnen sehr gut, der Abschied wurde nicht hingenommen und so kam dann ein gemeinsames Erlebnis mit und zwischen Musikern und Publikum zustande Das „House of the Rising Sun  wurde zum gemeinsamen Aufenthaltsort und so mit mindestens hundert Stimmen gesungen – wir alle haben noch die Hoffnung, dass mit der Textzeile „And it's been the ruin of many a poor boy“ weder das britische Parlament, noch das weiße Haus oder die Camera dei deputati gemeint sind.
Nach diesen, insgesamt vom Lebensalter nicht mehr als extrem jugendlich zu bezeichnendem Trio, konnte das Folkclub Management wieder zukunftssichernde Maßnahmen betreiben. Ramin, Tilman und Michael haben noch eine große Zukunft vor sich, haben noch viel Zeit, sich zu entwickeln und viele Zuhörer zu begeistern. Ob sie diese Zeit allerdings brauchen, ist zweifelhaft, denn bereits heute bringen sie ihre Stücke nahezu perfekt auf die Bühne. Ein klares und verständliches Zusammenspielt, gepaart mit solistischem Können und auch Mut, Klänge aus verschiedenen Stilrichtungen zu mischen bringt Freude und Anerkennung auf die Bühne. Mit dem Stücken „Wide Open Spaces“, „A Horse With No Name“ und „Trains“ gewannen die drei wieder einmal ihr Publikum. Ich hoffe auch diesmal, dass es nicht das letzte Mal war, sondern, dass wir die drei bald wieder sehen und neue Schritte ihrer Entwicklung beobachten dürfen.
Angekündigt als Duo betrat Steve Perry (bedingt durch Krankheitsausfall) allein die Bühne. Er kündigte sein Lied damit an, dass er zwar eigentlich mit Regine andere Lieder vortragen wollte, da Regine nun aber nicht dabei sei, er dieses Lied singe, weil Regine dieses nicht kenne, er aber über das Lied nicht viel sagen wolle, obwohl dies notwendig sei, aber es ausreichen müsse zu wissen, dass so ein Typ von Vancouver hoch in den Norden ging, um von dort Holz an die Küste zurückzubringen, doch bei seiner Rückkehr die Frau weg war, aber er ja Geld verdient hatte und Frauen könne man(n) kaufen. Nach ein bisschen Suchen habe ich gefunden, dass es sich bei diesem Lied um den Song „Summer Wages“ von Ian Tyson handelte. Steve begleitete das Lied auf seiner Viola Caipira (einer 10 saitigen Gitarre) .
Da ich den zweiten Teil des Seltsam Auftritts bereits behandelt habe, bleibt nun wie immer noch Zeit sich dem Geselligen zu widmen. Getreu dem Motto von Jock Stewart „are we all people you don't meet every day“ - aber doch jeden ersten Freitag im Monat – in diesem Sinne

out of your bedroom come to Dotty's Sportsbar. See you at May 5th.
Mario

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