Freitag, 24. Mai 2019

FCB Nr. 102 als Zoologischer Garten

FCB als Zoologischer Garten
Ja, so in etwa könnte der Mai Folkclub beschrieben werden – waren doch in trauter Gesellschaft Enten, Möpse, Drachen, Pudel und auch Menschen vereint – allerdings sangen und erzählten nur Menschen über die Tiere, wäre ja mal interessant auch die „Gegenseite“ zur Sprache kommen zu lassen .
Begonnen wurde der Reigen nach dem Schlachtruf (schlechtes Wort im Zusammenhang mit poussierlichen Tieren) des Masters John allerdings erst einmal mit einem Frühlingslied. „Hail! Hail! The First Of May“ von Dave Webber, gesungen a cappella von John & John (Harrison and Hurd). Der Refrain wurden herzlich von allen Anwesenden mitgesungen. Mit einer verängstigten Ente. „Zeppelina“ ging es weiter. Aufgescheucht durch kriegsähnliche Zustände in der Rheinaue in Folge eines Rhein in Flammen Festes, hatte diese sich auf dem Balkon der Familien Harrison eingenistet und dort gebrütet. Nicht nur die Namensgebung durch die Tochter des Hauses, sondern auch die Verewigung der Geschichte in einem Lied war die natürliche Folge. Auch Enten sollten, wenn sie inkognito bleiben wollen, berücksichtigen, ob sie bei einem Songwriter Station machen. John Harrison, begleitet von Eva Henneken auf der Geige, schloss an diese tolle und lebensnahe Geschichte mit einem Liebeslied und dem darin enthaltenen Vergleich eines Mädchens mit der Zartheit von Bienenflügeln an. „Beeswing“ erschaffen von Richard Thompson erfreute nun den Folkclubbesucher. Mit dem Lied „The Hunting Song“ (vom Poeten John Clare in einer Vertonung von John Harrison) war es vorbei mit der Zartheit und dem Feinsinnigen. Eine Jadggeschichte hat immer zwei Seiten, die des Erfolges und die der Niederlage – aber bis zum Ende der Geschichte kann jeder seine eigene Hoffnung hegen, ob der Jäger oder der Gejagte gewinnt. Im vorgetragenen Lied war es denn doch der Jäger.
Nach John und Eva bestieg Holger Riedel, die ebenerdige Bühne und zeigte, dass nicht nur textlicher Inhalt, sondern auch der Ausdruck des Vortrages erheblich zum Verständnis von Gedichten beiträgt. Mit dem Mops von Ernst Jandel zeigte Holger sein ganzes Können – auch durch Körpersprache. Ein weiterer großer und unkonventioneller Dichter war Loriot (Viktor von Bülow), den Holger auch in seinem Repertoire hat. Mit dem Lied des Hundes Wum „Ich wünsch mir eine kleine Miezekatze“ rundete er seinen Vortrag ab. Bei dem Lied durften ihn Uta Schäfer auf dem Waschbrett und Mario Dompke auf dem Banjo begleiten.
Jörg Bohnsack zeigte nun seine internationale Seite. Kennen wir ihn doch eher von den norddeutschen Lieder, so zog er diesmal etwa 16.000 km weiter nach Australien und sang gemeinsam mit dem Publikum das Lied „Tie Me Kangaroo Down, Sport“, brachte also zum ersten Mal am Abend ein etwas exotisches Tier ins Gespräch. Für ein unmittelbares Australienfeeling sorgte hierbei Steve Perry mit seinem Didgeridoo und der Maultrommel.  Steve zeigte wieder einmal, dass er unser Experte für Instrumente außerhalb des Mainstreams ist.
Dialekte sind ja immer ein großes Thema, wenn es um die Verständigung zwischen Menschen geht. Dass Tiere jeden Dialekt verstehen beweisen Paul und Monika Haag, in dem sie im rheinischen Platt drei Lieder über Tiere zum Besten gaben. Zweimal kam dabei der Spatz – oder eben de Mösch – zu Wort und einmal ging es um den Schwanz der Ziege, der in „De Jeeßestetz“ von Wilhelm Raederscheidt besungen wurde. Die Spatzenlieder waren ganz einfach „De Mösch“ und „Et sooß en Mösch om Daach“. Einfach toll, dass und wie sich immer wieder Menschen um Traditionen und den Erhalt regionaler Kulturen bemühen.
Inhaltlich nicht ganz dem Thema zugewandt – dafür aber tierisch gut – erschien nun Fritz Kasper aus Köln mit eigenen Liedern. Mit wunderschönen, rhythmischen, mal leise und mal laut gespielten Gitarrenklängen begleitete er sich selbst zu seinen Liedern „Lalalike You“, „No Sleep“ und „My Girl“. Fritz erntet großen Beifall und versprach unbedingt in einem der kommenden Folkclubs wieder mit dabei zu sein.
Leider hatte ein Featured Artist absagen müssen. Atilla Vural könnte aus familiären Gründen nicht kommen. War dies auf der einen Seite ein großer Verlust für den Folkclub, so eröffnete es auf der anderen Seite die Möglichkeit dem zweiten Featured Artist (David Fisher) mehr Zeit einzuräumen – und Atilla hat versprochen, den Termin demnächst nachzuholen. David Fisher ist ein Singer-/ Songwriter, der sich sehr der Straßenmusik verschrieben hat. Wie jeder Musiker weiß, ist Straßenmusik etwas Besonderes. Es gibt keine vorgefertigten Abläufe, alles ist dem Zufall überlassen. Es gibt keine Bühnen, die Plätze müssen regelmäßig gewechselt werden und ob und welches Publikum angesprochen werden muss, ist völlig offen. David Fisher hat über diese Bedingungen ein Buch geschrieben, in dem er seine Erfahrungen aus mehreren Jahren Straßenmusik in über 300 Städten beschreibt. Diese Erfahrungen hat er aber nicht nur in dem Buch festgehalten, sondern er beschreibt sie auch in dem Song „People Say“. In seinem zweiten Song „Northwest Passage“ von Stan Rogers zeigte uns David den großen Tonumfang seiner Stimme und, dass er auch mit der Mundharmonika gut umgehen kann. Es ist erstaunlich, dass die Stimme Davids sich in hohen und tiefen Lagen so stark verändert, dass man mit geschlossenen Augen fast meinen könnte, es wären zwei Musiker auf der Bühne. Den ersten Teils seines Auftritts schloss David mit der wunderschönen Ballade „Rose of Turaida“, die im „echten Folkstil“ so aufgebaut ist, dass am Ende alle schaurig schön sterben. . Ein sehr intensiver Applaus begleitete David in die Pause, so dass er völlig entspannt zu seinem zweiten Teil des Gigs erscheinen konnte. Und hier beschrieb er in dem Song „Lofoten Island“ die Schönheit der Lofoten und seine Gefühle, als er in völliger Einsamkeit Sonnenauf- und –untergang beobachtete. Mit den „Two Sisters“ stieg er wieder mehr in die irish, schottische Tradition ein und führte uns seine Interpretation des musikalisch beschwingten, inhaltlich doch eher rustikalen Liedes über den Kampf zweier Schwestern um einen Geliebten vor. Als echter Busker (Straßenmusiker) kleidet David natürlich alle Erlebnisse und Gefühle in Lieder. So berichtet er mit dem Lied „ Girl from the Mountain Town“ über eine Begegnung in Australien mit eben einer Frau, die aus den Bergen kommt. Den eigentlichen Schluss seines Vortrags bildete „The Wild Goose“, einen sea shanty, also einem Lied, welches gleichermaßen die Seeleute durch seinen Inhalt erfreuen, wie auch durch seinen Rhythmus in der Arbeit unterstützen soll. Natürlich ließ das Publikum diesen charismatischen Musiker nicht ohne eine Zugabe von der Bühne. David ließ sich auch nicht lange bitten und erfreute uns mit einem weiteren Shanty, der allerdings so bekannt ist, dass der gesamte Folkclub mitsang – „What Shall We Do With The Drunken Sailor“ beschreibt einen Zustand, den die Folkclub Besucher nie nicht kennen (man achte auf die doppelte Verneinung).
Aber Sprung zurück, denn vor dem zweiten Auftrittsteil von David kamen natürlich weitere Leckerbissen der Folkmusik. Hans-Günther Peters sammelte alle ZuhörerInnen mit einem schönen Klavier Medley wieder ein, um dann gemeinsam mit der Unterstützung von Birgitta Schaaf, Hella Nowak und Regine Perry-Mertens, ein weiteres Arbeitslied zu singen (nicht zu verwechseln mit Arbeiterlied ). „Ich wollt ich wär ein Huhn“ beschreibt wie jeder weiß die Tätigkeit eines wichtigen Lebensmittelproduzenten.
Jutta Mensing kündigte bei den Announcments in altbekannter Manier nicht nur tolle Folkveranstaltungen im Feuerschlösschen an, sondern hielt auch die Tradition der deutschen Volksmusik hoch. Mit dem gemeinsamen Lied „Alle Vögel sind schon da“ stellte sie das Publikum auf die Probe der Textfestigkeit – es hat mich selbst erstaunt, die Meisten kannten tatsächlich alle Strophen.
Gert Müller entführte uns danach wieder in die Welt der Poesie und des Verzäälche. Diesmal nicht nur im bönschen Platt, sondern zuerst eher historisch, erinnerte er mit dem Gedicht seines Freundes Ferdinand Böhm „Mona Lisa“ an den 500sten Todestag des genialen Leonardo da Vinci. Wie wir es von Gert und dem Gedichteschreiber Ferdinand Böhm gewohnt sind, strapazierte dieses Gedicht eher unsere Lachmuskeln, als unser historisches Wissen. Mit dem Gedicht „Min Pudel“ betrat er dann wieder die Welt der Mundart und erzählte von einer seltsamen Form des Hummerk(l)au(f)s (Der Hummer verbiss sich im Schwanz des Pudels) und dem Versuch der Tierdressur (freies Zitat: dann pfeif doch deinem Hummer, dass er zurückkommt).
Schon fast vom Zeremonienmaster John gezwungen, machte Uta Schäfer ihre Idee wahr, ein Lied von Herrmann Löns zu singen. Uta zeigte damit, dass Schönheit eng mit Entschleunigung zusammenhängt, denn vieles wird in der heutigen Schnellebigkeit gar nicht mehr wahrgenommen. Mit dem Stück „Bittersüßes Lied“ oder auch „In dem Grünebusch“ genannten Lied entführte sie uns in eine Naturlandschaft.
Ein eher verstecktes Highlight der Veranstaltung war ein kleines Harfenkonzert von Hanna. Hanna ist nicht nur eine sehr junge Künstlerin (gerade mal 14 Jahre), sondern saß mit ihrer Harfe beim Folkclub zum ersten Mal auf einer öffentlichen Bühne. Mit dem Stück „Green Dragonfly“ verzauberte sie das Publikum, in dem sie sehr gekonnte feine Harfentöne mit kräftigen Begleitharmonien vereinigte. Der Applaus war brausend und verlangte nach einer Zugabe – und Hanna gab sie; eine Leistung die gar nicht hoch genug bewertet werden kann. Beim ersten Auftritt ist die Künstlerin normalerweise froh überhaupt gut durchgekommen zu sein – und dann noch so eine tolle Zugabe mit dem Stück „Latania“ hinzulegen, verlangt einfach nach mehr. Hanna hat aber auch gerne versprochen wieder zu kommen.
Spontan vorbei gekommen zum Folkclub sind die „The Hobo Jenssons“ eine Dottendorfer „Spaßband“ für gemütliche Grillabende (in Dottendorf). Diesmal vor internationalem Publikum (sogar aus Köln waren welche dabei), stiegen sie nun in das aufregende ShowBiz ein. Ursprünglich trafen die drei Musiker sich einmal in der Woche, um gepflegt ein paar Bier zu trinken, dann kam die Suche nach besseren Gründen und so bauten sie sich aus verschiedenen Kisten (Zigarren, Kaffee, Wein) eigene Instrumente und machten Musik. Wahrscheinlich hat die Finanzierung der Instrumente so viel Kapitalmittel verschlungen, dass es ab da nicht mehr ausreichte für die Treffen das Bier zu finanzieren, weshalb die drei mit ihrer Musik sich als feinsinnige Untermalung zu Dottendorfer Grillabende anboten – das Bier war wieder gesichert und die Gastgeber um eine Attraktion reicher. Auch im Folkclub bewiesen die drei mit den Liedern „Lonesome Moonlight Waltz“, "Just a Closer Walk With Thee“ und „Sonny's Dream“, dass sie musikalisch sattelfest und stimmungsgeladen sind. Ob das mit dem Biertrinken genauso gut klappt, konnte ich aus meiner Beobachterperspektive nicht nachvollziehen.
Wie sollte es anders sein, der Abend klang mit dem gemeinsamen „Jock Stewart“ aus und weckte die Erwartung an einen weiteren tollen Abend im Juni.
Deshalb: Nach dem Folklub ist vor dem Folkclub – kommt alle am 7. Juni zu Dotty’s. Das Thema sind Pflanzen (echte, unechte, kommische……)
Mario

Donnerstag, 23. Mai 2019

Animals are Folk Too – Bonn Folk Club #102

Animals are Folk Too – Bonn Folk Club #102





Click below on this link to read John Hurd's report:



John Hurd from 3SongsBonn was present at Folk Club Bonn # 102 in May.

Enjoy!


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David Fisher had good reason to be a happy chappie!





Die Mauersegler sind wieder da! The swifts have arrived once again!

This week though there is something new in the skies over Bonn. I spotted the first ones between Bad Godesberg and Friesdorf on the 10.05.19.  The swifts have arrived again from their annual sojourn in southern Africa.

Their stay is both brief yet intense and a most wonderful natural occurrence of Joie de la vie and sheer free and rampant flying skills. These amazing birds only make landfall to breed, often in church towers or the lofts of local tall houses. They need a three-metre drop in order to get airborne

They literally do everything else on the wing.

The swifts are back!



Swift
Diving from your bell tower
On your maiden flight
Wings trembling with uncertainty
Tense with fright

Falling, falling, falling
Newton’s apple in your throat
You know your parents love you
But do they have to gloat?

The wind is rushing faster
The ground appearing near
Can this really be so normal?
My God, I’m feeling queer

Suddenly, your lungs are full and
The joystick truly yanked
The curve is caught, new flight begins
We’re heading skywards, lessons banked

Fear vanquished, the ultimate flying machine
Makes the first few beats upon the wing
Conquers the air and to the sky is born,
The gleeful wingèd, feathered king

Flying like you never mean to stop
Full pilot control
No winged insect ever safe
On the Norway to the Cape patrol

At first great fear, now a mere “stroll” on the wing
Redefining “non-stop”
As your never-ending areal revere
Allows you perpetual “hip-hop”

What glee feel you now
Super, wingèd dove?
Flying for the United Nations
Master o’er all above

Screee, screeee, screeee,
Schreak, skrieck,
Skreigh skriegh
Scree skreigh

The will-o-the-wing
The screech-maker wiles and sings
Dicing, slicing through the rooftops
On vaulted wings

Some say a swift,
Urbane he be,
Can in the valleys
A mountain turn
To scree

I say a swift, rounding each and every
Rooftop with such eternal glee.
“Welcome”
In my rafters be

To nest and seek sojourn
To breed and rest a while
To take breath and breed
And like a stile

Spring into the air
and fly forever, not like the idle swallow
“I fly today, now I’m grounded ...
and maybe fly again tomorrow!”

You are a continuous cacophonous symphony
Of eternal wondrous, individual flight,
Ecstasy in motion,
Were I you, I might know fright.

Knowing you, I know none
You come as last, and leave us early,
Perpetual marker of the seasons
Antipodal friend in the hurly burly

Summer’s diplomat with summer’s
Whiles do dance
The mountain’s summits are such, yet much lower
Than your daily death-defying night flying trance

Fly forever celestial creature
With cries like none others heard
But ‘twixt Spring and Summer return in May
Enchanting word-defying, breath taking bird.

John Harrison

Donnerstag, 9. Mai 2019

Interview with David Fisher who was a featured artist at FCB # 102 on 03.05.19


We were fortunate to have David Fisher appear at Bonn Folk Club in May.

You can read an interesting interview with him here, conducted by John Hurd of 3Songs Bonn.

Just click on the following link:

David Fisher On Busking In Bonn




David, a talented young English musician, and singer treated us in the folk club to a fine variety of both self-penned and traditional English, Scottish and Irish folk songs and tunes last Friday evening.

David has performed street music in over 400 European cities and last weekend also in Bonn, or rather Bad Godesberg, as Bonn was "full", as the three street busking permits available for the whole of Bonn centre had already been taken.

So possibly, if I had not put up the €25 for a street music permit on his behalf in the city hall in Bonn on a Friday morning, a fine musician might either not have played on the streets of Bad Godesberg at all, or he might have felt obliged to perform illegally, without a permit. Neither of which would have been either good or suitable options. Luckily David was already in Bonn on the Thursday afternoon as Boris at Café Lieblich had kindly invited David to play there on the Thursday evening (without even charging him €25 for the privilege!) and so it was possible for him to visit Bonn's city offices on the Friday morning. If David had, however, only arrived in Bonn on the Friday afternoon in order to play at Folk Club Bonn on the Friday evening, then the office for obtaining street music permits would already have been closed upon his arrival, and it would not have been possible for him to play legally.

So thank you, David, for your perseverance in the face of the adversity which exists in the city of Bonn towards spontaneous street performers wishing to enliven the over-tranquil and often somewhat dismal city streets.

One observation that I did make, is that young children, and especially toddlers, are extremely receptive when confronted with adults busking and performing street music.  They focus on the performer with a locked-on vision already from a distance of over 50 yards away and stay focused. If their parents are in too much of a hurry and do not allow their fascinated offspring the time to merely listen attentively for a few minutes, or even to break into an impromptu dance, then they often appear to be not happy bunnies. Then, if they are led away without being able to pause, they still remain focussed on the performer for the next 50 yards, looking back over their shoulders in mournful disappointment at the missed opportunity. 

Maybe we adults lose something when we mature, which children still have. Perhaps they recognise street musicians as being something out of the ordinary, and therefore worthy of attention. They recognise them as adults, but they are actually doing something in public, which is normally not done by adults, but is the preserve only of children like themselves. These unusual, eccentric and ever rarer (especially on the streets of Bonn) types of adults are "playing" and we all know, and can hopefully all remember, that children love to "play". Foot-tapping dancing toddlers have both the time and the inclination to dig street musicians more so than their often over-stressed parents. So education need not always be a one-way street from parents to children. Sometimes we can still learn important lessons from children.

Another observation I made on this day concerned beggars. As the English speaking night watchman of Bonn in 1698 for StattReisen city tours, I am more than well aware of the traditional important rôle in city life performed by beggars in bygone times. Only the very poorest people were allowed to beg, and those who were not dirt poor were severely punished if found to be begging while not being sufficiently needy enough. With no social safety net in the middle ages, people would often find themselves destitute through no particular fault of their own, merely by living during very troubled times. People suffering from leprosy were allowed to enter the city in order to beg. The black Franciscan order of mendicant monks was also allowed to beg for alms too within the city walls. Furthermore, rich townsfolk who had committed sins were allowed to out-source their prescribed churchly penances to needy beggars who would say Hail Marys or count whole rosaries on the sinners' behalf, for an appropriate monetary fee.

Unfortunately, it is a sad truth that there are still beggars on the streets of Bonn in the twenty-first century, and this despite the much more intricate and extensive social safety nets which exist today compared to the middle ages. With rain clouds ominously forming on this May Saturday morning,  I directed David Fisher to a pedestrian subway in Bad Godesberg, on the way to the pedestrian zone. The subway was already occupied by a female beggar. David being an astute busker honed in all aspects of this profession's street craft, continued to walk on to find a more suitable spot to play. His reasoning was thus "if a passerby sees a beggar, and gives something, then if they see a musician, they also feel obliged to give something. Similarly, a passerby coming from the opposite direction may feel willing to give the musician something, but then upon being immediately confronted by the beggar, feels obliged to also give to the beggar as well. Amid this confusion and having both parties in view, they normally decide the rational conclusion, if not willing to give to both parties, is to give to neither."

Great wisdom on young shoulders. 

Beggars do not provide quite the same services as of old, whereas minstrels and troubadours have traditionally always had to literally "sing for their suppers", as they often still do today as they perform (especially for the toddlers) music which enriches the lives of their fellow human beings. I defy anyone with a musical soul to be walking through a city centre and to not be somehow uplifted and breaking into a smile, upon hearing some totally unexpected music drifting towards their ears, especially if that music is live and being performed by another human being in that very instant of time. "Taxing" the very people, who for whatever reasons they may personally have, for providing this musical enjoyment for the benefit of others, seems to me to a somewhat misguided approach. Surely these people should be encouraged rather than discouraged, and levying a charge on them does not actually hit the richest 10% of the population, often quite the opposite. €25 may not seem all that significant to someone in full-time employment, but to a student, it represents a significant part of their budget. What sort of message does it send to Bonn's students, especially if they happen to be music students? Should students be forced to work for nearly three hours at the minimum wage in order to be able to purchase a street music permit, not knowing if they will earn even a significant part of their initial investment back? I fear that on this course the city is possibly pushing young people into "criminality" at a tender young age, simply because the price of them being law-abiding citizens is beyond their meagre financial means. Surely as a society, we should be actively encouraging young people to be law abiding, even in cases such as this, where the particular bylaw may be misguided? The charge does not apply to young people under 18 of course, but many students taking their Abitur exams will be over 18, as will the vast majority of those students enrolled in Bonn University.

In addition, modern "beggars" neither have to apply for, nor pay in advance, the princely sum of  €25, (ca. nearly DM50 for some of our older readers) for the privilege of obtaining a permit to be allowed to play publicly on the streets of Bonn, nor do they do have the requirement forced upon them to have to change places every thirty minutes, as street musicians, quite rightly, have to. So should beggars have to apply for permits too?  I rather think not, their plight is dour enough as it is.

This may sound a bit like the rant of an over liberal socialist, but one would be blind to not recognise the efficiency of market forces. Postwar Germany or Korea provide classic examples of more free market economies having significant economic advantages over excessively regulated centrally planned economies. As Shakespeare once said, " All the world's a stage and all the men and women merely players."The street, die Straße, in any city provides the hardest "stage" in the world. It does not warmly embrace you when you dare to tread its cold concrete boards, and it can have a kickback like a moody Triumph Bonneville motorcycle.

The "market" for street music is actually quite capable of adequately regulating and policing itself, without the need for excessive public interference. Those who perform freely, but badly, will simply not be rewarded, and so will eventually become bored and cease. "What about the infamous one-legged, one-fingered, eastern European accordion player who only incessantly plays just one note, but never ceases, and who has no other trade or opportunity?" I hear you cry in unison, "Surely we need to be protected from his sort who are audibly polluting our inner cities?"

The answer is quite simply "You don't!"

It seems that everyone has heard of this abominable man, but no one knows his name. In the worst possible scenario the "free market forces" again rule the game. This unfortunate individual is long since dead, and nobody either knows his name or where he is actually buried, but he certainly "didn't wake up" this particular morning. The cold chilling truth is that any such tenacious and stubborn street musician will not be rewarded at all and will finally die of starvation after some seven weeks. Q.E.D. street music "problem" solved.

I am thankful to John Hurd for interviewing David Fisher on the theme of busking and to Daniel Bongart for relentlessly campaigning to improve the situation in Bonn. Bonn is indeed a beautiful city and it would be even more beautiful if one were to hear more often dulcet musical tones drifting sweetly over the pedestrianised city centre area. Beethoven would be both enchanted and delighted.


There is more about David Fisher's "Busking Beyond Borders" book and CD project which can be found here. It is an interesting read and listen covering his three years busking project throughout Europe.

Whilst street music is really, or should not be a problem as such, begging is an old tradition which warrants solutions on a much larger scale than the city of Bonn.

Here is an old song about beggars from the 17th century:

A Begging I Will Go

Of all the trades in this country, the begging is the best,
For when a beggar’s tired, he can lay him down to rest.

CHORUS
And a begging he can go, and a begging he doth go

He rests when he is tired, and he heeds no master’s bell
A man would be daft to be a prince when beggars live so well

CHORUS

There’s oats in his left pocket, and in his right, there’s rye,
And there’s a bottle lying by his side, for when his throat gets dry

CHORUS

His breeches they are nought but holes, but his heart it knows no cares
As long as he’s a bellyful, his backside can go bare

CHORUS

He sleeps between the hollow trees and there he pays no rent
Providence provides for him and he, he’s most content.

CHORUS

There’s patches on his coat, and on his right eye too
But when it comes to spying pretty girls, he can see as well as me or you

CHORUS

Here is a short history of this song from Wikipedia:
Joseph Woodfall Ebsworth attributes the song to Richard Brome, from his 1642 play, A Jovial Crew, or the Merry Beggars. However, the words to the song do not appear in the first printed version of the play (1652). However, the tune was well known before 1660, when it was used for the political ballad, Colonel John Okie's Lamentation. Ebsworth tells us that the first known printed copy of the words was published in Wit and Mirth in 1684.

If you wish to hear this song, then do come and take a stroll with me around the streets of the beautiful city of Bonn in the year 1698 and I shall sing it to you. Dates can be found here: The English Night Watchman of Bonn Tour

Alternatively,  Folk Club Bonn is holding an A Cappella evening FCB # 104 on Friday the 05.07.19,
come along to that and I'll sing it there for you too.

Be good and look after yourselves,

Gruß,


John Harrison











Pleasure or agony? Street Music in Bonn

Folk Clubber Daniel Bongart was recently to be seen in WDR (Westdeutsche Rundfunk) TV in Cologne.

Check out the link below:


Danny on the Telly!



Discussing whether street music performed by buskers is either pleasure or agony Daniel plumps for the former, but notes that the exorbitant fee of €25 fee levied on street musicians in Bonn is really the main cause of any agony involved.


Image result for WDR interview Daniel Bongart Strassenmusik
Photo courtesy of WDR


The result of a survey on WDR's FaceBook page was that the "ayes" had it.
Yes, the ayes had it!

A majority were in favour of more street music on Bonn's streets and considered it an additional pleasure, and not agony.



Daniel Bongart and Melchi at a protest in Bonn concerning the busking tax in 2018:

Photo courtesy of John Hurd of 3SongsBonn


Keep up the good work Daniel!

Mittwoch, 8. Mai 2019

John Hurd's report on Folk Club # 101 from 5th April 2019


Click on the link below to read a fine report and see some more stunning photos:

John Hurd from 3Songs Bonn on Double Delight by FCB # 101

Thanks for this one John, double delights and much more too!

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Robert Hrubes gives it 100%


Robert Hrubes came all the way from California to celebrate his birthday at Bonn Folk Club.


Freitag, 3. Mai 2019

Detlefs Bericht vom Folk Club am 5. April 2019


Der Osten trifft den Westen
Zuerst sollte das Motto des Folk-Club-Abends lediglich „Der Osten“ heißen. Aber mit einer Künstlerin mit Wurzeln im fernen Osten Russlands und der anderen von der Westküste Kanadas bot es sich natürlich an, das Treffen von Ost und West als Thema zu wählen. Um es vorweg zu nehmen: Das Treffen war mehr als inspirierend. Lindsay May aus Kanada trumpfte mit melodiösen Liedern meist im Country-Stil auf.  Daria Kulesh, die Russin mit inguschetischer Herkunft, die in England lebt, interpretierte Lieder mit historischem oder märchenhaftem Inhalt, davon viele mit Bezug zu ihrer Heimat. Beiden gemein waren ihre herrlichen voluminösen und ausdrucksstarken Stimmen.
Aber mal wieder der Reihe nach:
Wie üblich eröffnete John Harrison den Abend und diesmal mit einem Gedicht des griechischen Philosophen Platon über die Musik. John trug das Gedicht nicht auf Altgriechisch sondern auf Englisch vor, so dass die meisten von uns eine Chance hatten, die schönen Worte Platons zu verstehen. Hier die Wiedergabe der ersten beiden Sätze auf Deutsch: "Die Musik ist ein moralisches Gesetz. Sie schenkt unseren Herzen eine Seele, verleiht den Gedanken Flügel, lässt die Phantasie erblühen“. Wie wahr!
Zusammen mit Christoph Thiebes an der Mundharmonika präsentierte uns John dann den schönen Blues „Alberta“ von Leadbelly. Darin geht es aber nicht um die Provinz Kanadas (fast doppelt so groß wie Deutschland und hat nur gut 4 Mio. Einwohner) sondern um eine gleichnamige Dame, mit der es irgendwelche Probleme gibt. Was wäre ein Auftritt Johns ohne ein weiteres Gedicht: passend zur Jahreszeit pries er den Magnolienbaum, der im Frühjahr für kurze Zeit mit seiner überreichen Blütenpracht die Menschen begeistert und danach für den Rest des Jahres in die Unscheinbarkeit zurücktritt. Von Altmeister Robert Johnson ist der Blues „Last Fair Deal Gone Down”. Was mit dem Lied mit dem kryptischen Text angesprochen werden soll, ist offenbar auch den Fachleuten nicht klar. Es geht wie so oft im Blues vermutlich um Niederlagen im Zusammenhang mit Liebe oder Beziehungen allgemein, Glücksspiel, Alkohol und gesellschaftlichem Status. Aber der Titel hat nach Johns Aussage doch eine Bewandtnis im Zusammenhang mit dem Abend. John teilte mit, dass er vom EU-Ratspräsidenten Donald Tusk eine Mail erhalten habe. Darin empfehle im Herr Tusk das Lied, da er gehört habe, dass auch eine Dame namens May anwesend sei. Blöd nur, dass der Ratspräsident angenommen hatte, dass es sich um die britische Premierministerin Theresa May handele – netter verspäteter Aprilscherz von John. Nun, wir durften dennoch das melancholische Lied hören, dem John und Christoph den passenden Rahmen gaben. Euer Chronist ist zudem ganz froh, dass nicht Theresa sondern Lindsay als Musikerin anwesend war. Als letztes Lied präsentierten die beiden dann einen weiteren Robert-Johnson-Blues: „From Four Until Late“ aus dem Jahr 1937 bemüht ebenfalls das Unvollkommene und die Niederlage und natürlich das spannungsreiche Verhältnis von Männern und Frauen. Christoph glänzte mit einem wunderbaren Mundharmonika-Solo und John überzeugte an seiner Resonator-Gitarre mit professionellem Fingerpicking.
Gerald Matuschek ist vielleicht nicht vielen Folk Club Besuchern im Gedächtnis. Er ist schon bei uns aufgetreten und zwar im November 2014. Geralds Spezialität ist offenbar das Ausgraben von weniger bekannten Liedern. Vom früh verstorbenen Liedermacher Gerhard Rüdiger Gundermann, der in der DDR lebte, stammt das Lied „Immer wieder wächst das Gras“. Der wehmütige, eindringliche Text, der in zwei kurzen Strophen und einem Refrain die Tragik wiederspiegelt, die oftmals der jugendlichen Aufbruchstimmung blüht, zusammen mit der traurigen Melodie mit schönen Tonartwechseln, lässt Schauer über den Rücken laufen. Gerald interpretierte das Lied eines beinahe vergessenen Künstlers mit großem Einfühlungsvermögen, und gekonnter Gitarrenbegleitung. Als seinen zweiten Beitrag zum Thema Osten spendierte Gerald uns ein Lied in polnischer Sprache – auch etwas nicht Alltägliches im Folk Club. „Jeszcze Sen“ (Dieser Traum) lautet der Titel des Lieds von Czesław Niemen, nach Geralds Aussage noch eine Ecke trauriger als das vorherige Lied. Nun, es geht schließlich um eine verflossene Liebe – viel Applaus für Gerald.
Auch gut zum Thema des Abends passte Lothar Prüntes Beitrag: „Wind of Change“ von den Scorpions ist sicherlich ein ikonisches Lied für den Aufbruch am Ende der Zeit des Kalten Krieges. Lothars eindringliche, wunderbar tragende und klare Tenorstimme ist einfach eine Klasse für sich. Nur bei den Pfeifeinlagen musste er sich vom Publikum helfen lassen. Das tat es aber gern. Das Lied wurde zu einer herrlichen Kooperationsveranstaltung von Künstler und Publikum – einfach klasse.
Zur Auflockerung als kleine Einlage mit Gymnastikeffekt steuerte eine Abordnung der „Grufties“, der Kerntruppe der Rock n‘ Rollator-Show, die Lieder „Es geht mir gut“ und „Jede Zelle meines Körpers ist glücklich“ bei – ein Riesenspaß für Grufties und Publikum, das dabei mal so richtig die Verspannungen in Schulter und Rückenmuskulatur lockern konnte.
Robert Hrubes aus den USA repräsentierte eindeutig den Westen. Am frisch gestimmten Klavier des Folk Clubs begleitete er sich bei „Let it Be“ von den Beatles und „“The House oft he Rising Sun“ (bekannt geworden in der Interpretation der Animals). John Harrison und Hansjörg Schall (hatte nach der Pause einen Auftritt mit seinem Chor Funny Thursday) unterstützten ihn nach Kräften, aber eigentlich gab es einen Folk-Club-Chor, so dass sich Robert ganz auf sein hervorragendes Klavierspiel konzentrieren konnte. Nicht ganz so bekannt beim Publikum war das Lied von Sam Cooke „Bring it on Home to Me“. Die drei Protagonisten meisterten den R&B-Song mit Bravour – viel Applaus für Robert, John und Hansjörg.
Lange hatte sie auf ihren Auftritt warten müssen, aber jetzt konnte sie ihrer großartigen Stimme freien Lauf lassen. Es ist immer wieder ein Mysterium, dass solche fantastischen Musiker wie Lindsay May aus Kanada auch im kleinen, bescheidenen Bonner Folk Club vorbeischauen und dort „nur aus Spaß an d’r Freud“ eine tolle Show bieten. Wir sind außerordentlich dankbar dafür, und das Publikum revanchiert sich mit ungeteilter Aufmerksamkeit und Hingabe. „Nashville“ lautete der Titel von Lindsays Lied zum Einstieg. Es geht um Hoffnung und Träume davon ein großer Musiker zu werden – eben in Nashville, der Heimat der Country-Musik, Erfolg zu haben. Beim schwungvollen Lied „Driving“ über lange Autofahrten musste Mandoline „Harry“ als Begleitinstrument ran. „Face Full of Sun“ beschreibt die Situation am Tag nach einem Schneesturm, wenn die Sonne auf den frisch gefallenen Schnee scheint, den man aus der warmen Stube betrachten kann, während man auf einen lieben Menschen wartet, der zu Besuch kommt. Manche Lieder haben einen Hintergedanken, wie „Lie to You“, andere machen neugierig wie „Spinning 45s“ über ihre Erfahrungen damit, alte Singles zu hören. Lindsays bisherige Lieder enthielten meist viel Schwung und Energie. Dass sie auch anders kann, zeigte sie mit dem zart gesungenen und sparsam begleiteten Lied „Landslide“ von Fleetwood Mac über das Älterwerden und die Veränderungen, die den Menschen im Laufe ihres Lebens bevorstehen. Natürlich konnte sie nicht ohne Zugabe von der Bühne gehen. „The Star in the Sky“ ist ein Loblied darauf, dass, auch wenn du viel unterwegs bist, jemand daheim auf dich wartet. Mit „Roller Coaster“ beendete sie ihren Auftritt. Das Lied beschreibt die Aufs und Abs im Leben, wie eine Achterbahn halt - Riesenapplaus für Lindsay vom Publikum und Gratulation vom Chronisten für einen Auftritt mit vielen Gänsehautmomenten.
Völlig andere Musik gab es vom zweiten Featured Artist des Abends, Daria Kulesh. Daria hatte bereits einen umjubelten Auftritt im Folk Club im Mai vorigen Jahres. Daria erzählt zwar wie Lindsay mit ihren Liedern Geschichten. Diese haben aber meist einen historischen Hintergrund oder beziehen sich auf Sagen und Mythologie Russlands. Dies trifft auch auf das Lied „Vasilisa“ zu, das die Geschichte eines alten russischen Märchens erzählt, eine andere Version vom Märchen Aschenputtel. Darias Musik ist dominiert von ihrer ausdrucksstarken Stimme mit schönen Höhen und feinem Vibrato. Als Instrument verwendet sie bei vielen Liedern eine Schrutibox, ein kleines Borduninstrument, das wie ein kleiner Kasten aussieht und mit Blasebalg und Stimmzungen Begleittöne erzeugt. Dadurch kommen Gesang und der Text der Lieder wunderbar zur Geltung. Bei „Dorogi Dlimoju“ kam aber die Gitarre zum Einsatz. Das Lied, dessen Titel übersetzt „Entlang der langen Straße“ lautet, stammt aus der Zeit um den ersten Weltkrieg und war in Russland ein beliebter Schlager. Das Lied wurde in unserer Gegend durch die Version bekannt, die Ende der 1960er Jahre von Mary Hopkins gesungen wurde: „Those Were the Days“. Daria bescherte uns das Lied mit dem Refrain in mehreren Sprachen. „The Witch“ beschreibt die Geschichte der in England 1712 als Hexe zum Tode verurteilten Jane Wenham. Jane Wenham wurde aber von Königin Anne begnadigt und starb viele Jahre später eines natürlichen Todes. Das Lied, bei dem Daria sich nur mit einer Bodhran, einer keltischen Trommel begleitet, hat einen eindringlichen kurzen Refrain „A witch, a witch“, den das Publikum ausrufen darf. „The Beauty and the Pilot“ ist eine traurige Geschichte mit einem Bezug zur Historie ihrer Familie in Inguschetien, einer autonomen Republik im Südosten Russlands. Stalin verbannte 1944 alle Inguschen wegen vermeintlicher Illoyalität aus ihrer Heimat, und sogar als Kriegshelden dekorierten Soldaten wie dem gefallenen Mann der Großmutter wurden ihre Auszeichnungen aberkannt. Zudem wurde die Großmutter von der Familie verstoßen, da sie einen Inguschen geheiratet hatte. Wieder begleitet mit der Schrutibox präsentierte Daria ein Lied, das einen Bezug zur russischen Version des Weihnachtsmannes hat. „Are You Cold, Are You Cold, Yet My Maiden Fair” lautet der Refrain des zarten und Liedes, das unter die Haut geht. William Topaz McGonagall war ein schottischer Dichter, der wenig Anerkennung fand und dem nachgesagt wurde, der schlechteste Dichter zu sein, der je die englische Sprache traktierte. Aber er ließ nicht locker und dichtete und dichtete. Ähnliches schaffte Florence Foster Jenkins, allerdings mit scheußlichem Gesang. Aber auch sie ließ sich nicht davon abhalten, vor Publikum zu singen. Da sie reich war, konnte sie sich eine Zuhörerschaft zusammenstellen. Einmal schaffte sie es die Carnegie Hall zu füllen. Die Menschen wollten offenbar die verrückte Millionärin singen hören. Aber am Tag danach starb sie an einem Herzinfarkt – angeblich weil sie sich über die vernichtenden Kritiken aufgeregt hatte. Daria fühlt sich solchen Künstlern verbunden, die trotz Niederlagen Courage zeigen und einfach weitermachen und hat ihnen ein Lied gewidmet. „Shame for Glory“ setzt diesen Unglücklichen ein zartes und bezauberndes musikalisches Denkmal – der Favorit eures Chronisten. Lob für Darias Solidarität, aber seid versichert, Daria wird das Schicksal dieser bedauernswerten Existenzen nicht zu teilen brauchen.
Eine Ode an Liebe und Brüderlichkeit ist das Lied „The Quiet Joys of Brotherhood, das als einziges nicht aus Darias Feder stammt. Es wurde geschrieben von Richard Fariña und von ihm zur irischen Volksweise des Liedes „My Lagan Love“ gesungen. Mit „Heart’s Delight“, auch begleitet mit der Schruti Box, beendete sie ihr beeindruckendes Programm – Großer Applaus vom Publikum und auch vom Chronisten ein Glückwunsch für die schönen Lieder und die beeindruckende Interpretation.
Nun, wir haben die Reihenfolge nicht eingehalten, denn zwischendrin gab es noch andere schöne Beiträge:
Peter Deteren, der Hobbypoet, stellte ein schönes Gedicht über die gegenseitige Toleranz und Zuwendung vor. „Glaube, Hoffnung, Liebe, schützen uns, nicht Abwehrtriebe“ ist die schlussendliche Aussage seiner Zeilen.
Wolfgang Schriefer erfreute das Publikum mit Barry McGuires Klassiker „Eve of Destruction“.
Hansjörg Schall, der bereits am Anfang des Abends unterstützend eingesprungen war, hatte seinen Chor „Funny Thursday“ (der Chor trifft sich offenbar zu seinen Proben immer donnerstags) mitgebracht. Die Truppe stellte mit großem Enthusiasmus zunächst ein japanisches Lied über die Kirschblüte, passend zu den Ereignissen in der Bonner Nordstadt, vor. Lieder in japanischer Sprache gibt’s im Folk Club auch nicht alle Tage, dafür dickes Lob an Hansjörg! „Sakura“ lautete der Titel des Liedes zur Melodie in östlicher Harmonik. Etwas westlicher ging’s dann mit „Have You Ever Seen the Rain“ von Creedence Clearwater Revival in dreistimmiger Version – herrlich! Etwas zum Mitsingen fürs Publikum war dann „Auld Lang Syne“, das beliebte Lied für den Jahreswechsel im englischsprachigen Raum.
Gerald Löhrer hatte ein Quartett zusammengetrommelt und startete mit dem Beatles-Lied „Oh Darling“, wunderbar gesungen und mit feiner Gitarrenbegleitung. „Born to Run“ von Bruce Springsteen klingt von den Vieren nicht ganz so wild wie von Springsteen, kann sich aber hören lassen. „Creep“ von Radiohead scheint ganz wie gemacht für die Besetzung. Exzellent gesungen und gespielt. Das Lied kriecht, wie der Titel andeutet, direkt unter die Haut – Bravo ihr Vier.
Nun, das war’s für diesmal, aber nicht ohne, dass zum Abschluss des wunderbaren Abends der alte Jock Stewart von der gesamten Gemeinde besungen wurde.
Auf Wiedersehen am 3. Mai mit Attila Vural aus Zürich und David Fisher aus Birmingham.