Donnerstag, 4. August 2022

Folk Club Bonn # 125 Draussen in July 2022

 

Back again


Good evening Ladies and Gentlemen. My name is Mario and John and I are back again from Oxford. We want to tell you some true stories from there….., so hätte der Folkclub 125 anfangen können, aber er begann wie üblich mit John Schlachtruf „Laaaadddieees and Genmtlemen……“

Nichts desto trotz gab es danach einen kurzen Bericht über die offizielle Folkclubvertretung bei der Meeting Week in Oxford der Partnerstädte Oxford und Bonn. Nun kurz zusammengefasst – die Oxforder sind total nett, freundlich, hilfsbereit und nehmen die Partnerschaft sehr ernst. Private Einladungen zu Gartenpartys, offizielle Zusammenkünfte und – und vor allem – ein Gastgeber, der Seinesgleichen sucht. John Sanders, former chair of Oxfordshire Councillors (sowas wie ein Vorsitzender eines Landrats) hat uns super aufgenommen, uns nicht nur Unterkunft gewährt, sondern mit seinen über 80 Jahren jeden Morgen am Herd gestanden, um ein true english breakfast (bacon and eggs, toast and marmelade) zu zaubern. Und Abends (oder besser gesagt, meist tief in der Nacht) gab es eine Whisky oder Armagnac Verköstigung. John wir danken dir an dieser Stelle nochmals für die herzlich Aufnahme. Dann gab es noch die Konzerte beim Bürgerfest (oh, es war toll im Regen ohne Dach über dem Kopf zu spielen – das Publikum harrte aus und applaudiert sehr intensiv), im Oxforder Folkclub (liebe Leute, ihr singt gerne und viel, aber was dort abgeht… einfach toll! Jede und Jeder kommt auf die Bühne und singt (und spielt) ein Lied und alle können kraftvoll mitsingen. Die Ausnahmen bildeten natürlich die Auftritte von mir, da meine deutschen Lieder dort niemand kannte) und dann natürlich die Straßenmusik (Hut war „gut“ gefüllt, so etwa 7 Pfund – allerdings kostete das Bier danach 10 Pfund :-)). Auch zu erwähnen sei das Projekt mit SchülerInnen der Deutschklasse, bei dem wir uns deutsche Worte zurufen ließen, gemeinsam mit den Jugendlichen daraus Sätze formten und das ganze vertonten. So entstanden in zwei Klassen insgesamt zwei Lieder, die natürlich aufgezeichnet wurden und somit den Oxforder Eltern auch in Jahren noch die Nerven rauben werden. Alles in allem ein gute Erfahrung mit einem anderen Land.

Aber zurück zum Folkclub Bonn, denn wie üblich begrüßte John Harrison nicht nur alle Anwesenden, sondern gab auch einen Teil seines Repertoires zum Besten. Gemeinsam mit Eva ehrten sie mit „The Green Man“ von Malcolm Guite und „The Green Man (in the Woods)“ von Martin Donnelly, die Natur und besangen eben den/ die Green Man, die als Naturkobolde das Sinnbild für Natur, für Wachstum und Vergänglichkeit schlechthin sind. Mit „New Paint“ erzählten sie eine Liebesgeschichte eines Amerikaners und einer Deutschen, die sich in London kennen gelernt haben. Wahrscheinlich einen True Story von Louden Wainright III. Dann kam ein Lied, dass inzwischen wohl jeder regelmäßige Folkclubgast kennt „Zeppelina“, die Flüchtling aus der Rheinaue, die als schwangere Mallardente auf John Balkon Zuflucht gesucht und gefunden hat. Mit „Angel in Disguise“ und „Black is the Colour of my true Love‘s Hair“ rundeten beide den Beginn des Abends ab.

Wieder, diesmal mit der E-Gitarre, war Yawen zu Gast. Sie gab ein kleines japanische Lied zum Besten, welches sie gerade erst gelernt hat. Angekündigt als „ein ruhiges japanisches Lied, was ich noch nicht so gut kann“ meisterte Yawen doch wieder einmal diese Aufgabe mit Bravour und zeigte allen, was mit Freude an der Sache und Fleiß erreichbar ist.

Tja, und dann war auch ich schon wieder an der Reihe. Mit dem Lied „Älter werden“ versuche ich den unaufhaltsamen Verfall des menschlichen Körpers mit zunehmendem Alter ein wenig auf die Schippe zu nehmen – ernstes Thema, doch bitte mit Humor zu nehmen. Tatsächlich ernst, wenn auch nicht von jedem sofort aus dem Text herauszuhören, erzählt das Lied „Drachenblut“ über die anscheinenden Notwendigkeit einiger Karrieristen sich mit despotischen Herrschern soweit zusammenzutun, um Macht und Reichtum zu erreichen, aber trotzdem noch so weit weg zu bleiben, dass bei einem Fall des Despoten sie nicht mit gerissen werden. Nun ratet mal über welchen Despoten in dieser Zeit hier die Rede ist?  „The Band Played Waltzing Matilda“ von Eric Bogle ist aus meiner Sicht eins der aufrüttelten Antikriegslieder, die es gibt. Weshalb ich es aus Solidarität mit der Ukraine gespielt habe. Ich danke John und Christoph für die hervorragende Mundharmonika Unterstützung. Nun wurde es ganz mutig. Ohne es vorher abgesprochen zu haben und ohne vorher zu proben, bat ich Elena auf die Bühne, um mich bei einem Lied (Will The Circle Be Unbroken) zu unterstützen. Zwar blieb ihr zwischendurch mal kurz die Stimme weg, weil sie überwältigt von emotionalen Erinnerungen, die durch den Text geweckt wurden, halt nicht weiter singen konnte, aber ich muss schon sagen: Diese Stimme von Elena darf nicht länger versteckt bleiben, sondern muss viel öfter auf die Bühne – ich werde daran arbeiten:-)

Zwei von Zwei, längere Zeit nicht mehr Gast im Folkclub, erfreuten uns im Anschluss mit ihren gewohnt guten, sicher vorgetragenen und lyrisch, poetisch animierten Liedern. „Auf der richtigen Seite“ und „Weil du wütend bist“ stammen aus der Feder von Stephan Weidt und vereinen ausdrucksstarke Texte mit filigraner Musikführung. Da der Folkclub draußen stattfand und somit über Anlage gespielt wurde, konnte Stephan mit einem Looper sogar gehört zwei Gitarren gleichzeitig spielen. Untermalt sowie durch Soli betont wurden die Stücke durch Ulrike Hunds Querflöte. Russland ist nicht gleich Putin, und deshalb spielten die Beiden einen Gruß an ihre russischen Freunde mit dem “Liebeslied an St. Petersburg“. Den Abschluss bildete das launische und heitere Stück „Ein kleines launisches Lied“, welches eine Frühstücksszene eine Paares beschreibt und dabei die Liebe und das tägliche Leben gleichsam erscheinen lässt.

Christoph, der deutsche Bonner Nachtwächter erklomm nun wieder die Bühne, um John den englischen Nachtwächter Bonns zu einem Harp Duett in dem Lied „Sporting Life“ zu animieren, welches beide bravurös meisterten. Es folgte ein Big Bill Broonzy-Song "All By Myself", skizzenhaft begleitet von Christoph auf einer tiefen C Blues Harp. Und weil‘s so schon war, griff danach auch ich noch einmal zur Gitarre und wir drei brachten eine ganz spezielle Folkversion um „Country Honk“ dem Publikum dar. „Country Honk“ ist eine Country-Version von des Stones Klassikers „Honky Tonk Women“ und erschien erstmals auf der Stones-LP Let It Bleed von 1969, bei der großartigen Byron Berline die Geige spielte. Zusammen musizieren ist immer noch am schönsten.

https://www.youtube.com/watch?v=8Fx_VjKjJ3I

Den letzten Act gestaltete Shay McVeigh. Shay, ein waschechter Ire, spielte letztes Jahr in der Konzertreihe Under the Cedar vor dem Kleinen Theater in Bad Godesberg, zusammen mit dem Schotten Simon Kempston und dem Engländer John Harrison in einem Abend mit dem Titel "Music From The British Isles". Sogar der US-Kanadier mit Yorkshire-Wurzeln, unser eigener Professor "curly hair" Steve Perry, sorgte als Wahl-Waliser für eine vorab aufgenommene Interpretation der walisischen Nationalhymne in walisischer Sprache, die an diesem Abend gespielt wurde, so dass alle Teile der Britischen Inseln gut vertreten waren. 

Bei Shay weiß man nie, was er als nächstes spielen wird, und vielleicht erkennt man sogar das eine oder andere seiner Lieder wieder, aber sie sind immer gut und immer makellos dargeboten, und man wird sich fragen, warum zum Teufel man die anderen Lieder noch nie gehört hat. Shay ist eine wahre Fundgrube für alles, was an weißen nordamerikanischen Singer/Songwritern gut ist, und eine große Bereicherung für den Bonner Folkclub. Mit „Letter To Madeline“ von Ian Noe beschrieb er einen Brief aus dem Gefängnis an eben jene Madeleine. Auch „The Wolf“ von Gill Landry hat etwas mit Verbrechen zu tun. Es ist ein Lied über die Manson Morde. Mit „Desperados Waiting For A Train“ von Guy Clarke setzte Shay eine augenzwinkernde Note zu den Bahnräubern des Wilden Westens. Tja, auch das Verbrechen benötigt eine Tugend – die Geduld. Mit „Wavelength“ von Van Morrison beschloss Shay seinen Gig und zeigte wieder einmal wie routiniert vorgetragene Musik Lust auf mehr macht. Ich hoffe wir sehen Shay bald wieder.


Aber Schluss ist erst, wenn Schluss ist und der kann erst nach „Jock Stewart“ kommen – und so auch diesmal. Alle Musiker auf die Bühne und gemeinsam mit dem Publikum die Hymne unseres Patrons geschmettert.


Bliebe noch zu sagen, dass der Folkclub im August Urlaub macht, aber diese Jahr nicht ganz, denn am 26.08.2022 findet ein aussergewöhnlicher Folkclub zum zweiten Partnertreffen der Städtegemeinschaft Bonn-Oxford statt. Am Tag darauf findet am Bottlerplatz in Bonn ein Bürgerfest statt auf dem der Folkclub auch wieder vertreten sein wird.

Und natürlich, der nächste offizielle Folkclub findet am 2. September 2022 statt – also – out of the bedroom und rein in die Musik.


Euer Mario

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